In Deutschland sterben täglich über 2000 Menschen. Um sie konkurrieren doppelt so viele Beerdigungsinstitute. Aber auch Behörden, Versicherungen und sogar Pflegeheime machen lukrative Geschäfte mit dem Tod. Harald H. hat die empörenden Zustände aufgedeckt als Angehöriger oder als Mitarbeiter getarnt. Im »Rundum-sorglos-Paket« der Pflegeheime ist die Beerdigung von Oma gleich inklusive; bei der Feuerbestattung wird der teure Eichensarg nicht etwa verbrannt, sondern nach der Zeremonie an den nächsten Kunden weiterverkauft. Auch die überzogenen Friedhofsgebühren der Kommunen sind beispielhaft für die Geldschneiderei einer ganzen Industrie. Ein entlarvendes Buch, das nicht nur informiert, sondern Hinterbliebenen mit einem Serviceteil auch Hilfe bietet.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2007Teurer Tod
Bestatter haben einen schlechten Ruf. Der Grund scheint nicht zuletzt: Sie machen mit dem Tod ihr Geschäft. Das ist natürlich kein vernünftiger Grund. Denn sie betreiben dieses Geschäft so solide oder auch unsolide wie manch andere Geschäftsleute vermutlich auch. Vor allem unsolide, meint der Autor des Buchs "Todsichere Geschäfte". Wir glauben gerne all die Missstände, Tricks und Preistreibereien bei den Bestattern und Versicherungen, von denen er aufgrund ausführlicher Recherchen berichtet. Seine Empörung darüber bemisst sich am Umstand, dass (meist) trauernde Hinterbliebene übers Ohr gehauen werden. Bei Eintritt des Todes, so verstehen wir ihn, hätte doch einmal zumindest der fintenreiche Geschäftssinn der Pietät zu weichen. Und doch ist es nicht so. Stattdessen bloß Fortsetzung des Üblichen. Wen das enttäuscht, der wird von diesem Buch nicht enttäuscht sein, das überdies mit vielen nüchternen Details und nützlichen Hinweisen aufwartet. (Michael Schomers: "Todsichere Geschäfte". Wie Bestatter, Behörden und Versicherungen Hinterbliebene ausnehmen. Mit einem Vorwort von Günter Wallraff. Econ Verlag, Berlin 2007. 286 S., geb., 16,90 [Euro].)
hmay
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bestatter haben einen schlechten Ruf. Der Grund scheint nicht zuletzt: Sie machen mit dem Tod ihr Geschäft. Das ist natürlich kein vernünftiger Grund. Denn sie betreiben dieses Geschäft so solide oder auch unsolide wie manch andere Geschäftsleute vermutlich auch. Vor allem unsolide, meint der Autor des Buchs "Todsichere Geschäfte". Wir glauben gerne all die Missstände, Tricks und Preistreibereien bei den Bestattern und Versicherungen, von denen er aufgrund ausführlicher Recherchen berichtet. Seine Empörung darüber bemisst sich am Umstand, dass (meist) trauernde Hinterbliebene übers Ohr gehauen werden. Bei Eintritt des Todes, so verstehen wir ihn, hätte doch einmal zumindest der fintenreiche Geschäftssinn der Pietät zu weichen. Und doch ist es nicht so. Stattdessen bloß Fortsetzung des Üblichen. Wen das enttäuscht, der wird von diesem Buch nicht enttäuscht sein, das überdies mit vielen nüchternen Details und nützlichen Hinweisen aufwartet. (Michael Schomers: "Todsichere Geschäfte". Wie Bestatter, Behörden und Versicherungen Hinterbliebene ausnehmen. Mit einem Vorwort von Günter Wallraff. Econ Verlag, Berlin 2007. 286 S., geb., 16,90 [Euro].)
hmay
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Bevor Rezensent Stefan Loichinger zum Lob dieses Buches schreitet, muss er zunächst ein wenig den von dieser Publikation erweckten Eindruck zurecht rücken, ein Enthüllungsbuch zu sein oder gar die gesellschaftliche Tabuisierung des Todes anzuprangern. Hier erwirbt sich das Buch Loichinger zufolge nämlich keine besonderen Meriten. Umso wertvoller jedoch ist es aus Sicht des Rezensenten als Ratgeber für den Todesfall und interessanter Report über Bestattungsgepflogenheiten dieser Republik: Von Fragen der Leichenaufbewahrung in den Kliniken angefangen über fragwürdige Praktiken von Bestattern oder Behörden bis zu jenen "äußerst reglementierten Anlagen", die man auch unter der Bezeichnung "Friedhof" kennt, dessen Frieden aber immer wieder von Zwängen wie der Wirtschaftlichkeit sichtlich getrübt wird.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH