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Zwischen deutschen Wurzeln und afghanischen Traditionen: Eine große Familiensaga
Dies ist die Geschichte von drei starken Frauen, drei Generationen, drei Töchtern. Ihre Leben erzählen von den vergangenen Zeiten des prachtvollen Paschtunenreichs Afghanistan und sind zugleich untrennbar verwoben mit der bewegten Geschichte Deutschlands von den 20er Jahren bis heute.
1925: Elisabeth Wolff, behütete Tochter aus gutem Hause in Mainz, folgt einem afghanischen Chemiestudenten in seine Heimat. Der erweist sich als Neffe eines großen Landesfürsten im Norden Afghanistans. Doch dann treffen
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Produktbeschreibung
Zwischen deutschen Wurzeln und afghanischen Traditionen: Eine große Familiensaga

Dies ist die Geschichte von drei starken Frauen, drei Generationen, drei Töchtern. Ihre Leben erzählen von den vergangenen Zeiten des prachtvollen Paschtunenreichs Afghanistan und sind zugleich untrennbar verwoben mit der bewegten Geschichte Deutschlands von den 20er Jahren bis heute.

1925: Elisabeth Wolff, behütete Tochter aus gutem Hause in Mainz, folgt einem afghanischen Chemiestudenten in seine Heimat. Der erweist sich als Neffe eines großen Landesfürsten im Norden Afghanistans. Doch dann treffen politische Unruhen das Land, der geliebte Mann wird ins Gefängnis geworfen und gefoltert. 1933: Mariam el Nashir wird geboren. Sie heiratet Anfang der 50er Jahre als zweite Ehefrau in eine reiche, dem afghanischen Königshaus nahestehende Familie ein und führt fortan das Leben einer Prinzessin. 1953: Diana wächst privilegiert in Kunduz und Kabul auf, bis Ende der 70er Jahre erneut politische Umwälzungen das Land treffen. Die Familie flieht, Diana geht zunächst nach Prag, studiert dort Medizin und lässt sich später als Ärztin in Deutschland nieder. Drei Frauen, die ihrem Traum folgen. Drei Frauen, die sich mutig gegen herrschende Konventionen in einer Männergesellschaft stellen. Drei Frauen, für die das Wort Heimat eine neue, ganz eigene Bedeutung bekommt.
Autorenporträt
Dr. Diana Nasher, geboren 1953, wächst in Kundus und Kabul auf. Sie studiert in Prag Medizin und lässt sich später als Ärztin in Deutschland nieder. Diana Nasher hat zwei Kinder und lebt heute in der Nähe von Darmstadt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.02.2012

Von Patriarchen und unabhängigen Frauen

Diana Nasher ist in jungen Jahren aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. In Bickenbach betreibt sie eine Arztpraxis. Über ihre deutsch-afghanische Familie hat sie ein lesenswertes Buch geschrieben.

Von Julia Kern

BICKENBACH. Diana Nasher weiß, dass sie ihr Land nie mehr so vorfinden wird, wie sie es gekannt hat. Zu lange dauere der Krieg, zu viel sei zerstört. Wenn überhaupt, dann könnte ihre Heimat Afghanistan erst in einigen Generationen ihren Erinnerungen aus Kindertagen entsprechen. Die Steppen mit den hohen Gräsern, in denen sie unter sternenklarem Himmel zahlreiche Nächte verbrachte, sind heute mit Minen übersät. Die Boulevards in Kabul sind zerbombt, die Stadt liegt in Trümmern.

Nasher, Internistin in Bickenbach an der Bergstraße, ist in Afghanistan geboren und dort aufgewachsen. In Prag studierte sie Medizin, mit 25 Jahren zog sie 1978 nach Deutschland, weil in ihrer Heimat Krieg herrschte. Fremd fühlte sie sich hier nie, denn sie ist die Tochter eines Afghanen und einer deutsch-afghanischen Mutter. Ihre Großmutter Elisabeth Wolff war vor 80 Jahren ihrer großen Liebe von Worms nach Kabul gefolgt. Nun hat Nasher ihr Buch "Töchterland" veröffentlicht, in dem sie die Geschichte dreier unabhängiger Frauen schildert - der Großmutter Elisabeth, ihrer Mutter Mariam und von sich selbst.

Die Großmutter habe immer gerne von sich erzählt, sagt Nasher. Erst ein gebrochenes Bein habe ihr die Ruhe ermöglicht, um aus diesen Gesprächen, den Schilderungen der Mutter und ihren eigenen Erinnerungen rund 300 Seiten über die ungewöhnliche Geschichte ihrer Familie zu schreiben. Das Buch soll den Kindern und Enkeln die Heimat ihrer Vorfahren näherbringen, die sie nur aus dem Urlaub und von Fotos kennen.

Ihr Sohn, selbst Autor mehrerer Bücher, überzeugte Nasher, das fertige Manuskript an den Heyne Verlag zu senden. Und in der Tat steckt in der Erzählung viel mehr als eine Familienchronik. Sie ist voller Erinnerungen an ein Land, das es so heute nicht mehr gibt. "Wenn über Afghanistan berichtet wird, dann immer im Zusammenhang mit Krieg und Elend", sagt Nasher. Mit dem Buch wolle sie das frühere Afghanistan in Erinnerung rufen, das orientalische Paradies, nach dem ihre Großmutter vor drei Generationen gesucht habe. Ein Land, in dem das Wohl der Familie über persönliche Bedürfnisse gegangen sei und für dessen Bewohner es als selbstverständlich gegolten habe, auch Fremde zu unterstützen. Doch sie verdeutlicht auch die Wirrungen eines politisch zerrütteten Landes: Großvater und Vater verbrachten als politische Gefangene viele Jahre in Haft.

Vor allem ist die Geschichte ihrer deutsch-afghanischen Familie eine von modernen Frauen an der Seite traditioneller Patriarchen. Dass das funktionieren kann, will Nasher an der Geschichte ihrer Mutter zeigen: In Afghanistan lebte sie als zweite Frau ihres Mannes mit der ersten Frau samt Familie zusammen. Nasher, in deren Praxis viele Andenken aus ihrer Heimat stehen, wuchs in dieser für europäische Verhältnisse ungewöhnlichen Großfamilie auf. Für sie sei das aber einfach Normalität gewesen, sagt sie.

Ihre Heimat besucht die Internistin regelmäßig. Dann bringt sie kofferweise Medikamente, Stethoskope und Blutdruckmesser mit und richtet in ihrem Haus in Kabul eine spartanische Klinik ein. Auch ihre Schwestern engagieren sich, sie gründeten gleich mehrere Hilfsorganisationen. Ihren Erfahrungen nach ließen selbst die Taliban die Organisationen gewähren, sagt Nasher, wenngleich Unterstützung nicht zu erwarten sei.

"Ich bin keine Politikerin, aber grundsätzlich Pazifistin", sagt die Autorin. Sie halte es für wenig dienlich, militärisches Eingreifen und humanitäre Hilfe zu vermischen. Die Bevölkerung könne die verschiedenen Parteien nicht mehr auseinanderhalten. Deshalb sei ihr Einsatz wichtig; und deshalb fahre sie jedes Jahr zurück, obwohl sie nur wenigen wirklich helfen könne. "Früher war ich jung und voller Ideale, heute weiß ich, dass ich vieles nicht ändern kann."

Sie vermag nicht zu sagen, ob ihre Großmutter das Paradies fand, nach dem sie gesucht hatte. Für Nasher aber steht fest: Wäre Afghanistan noch das Land ihrer Kindheit, sie würde zurückkehren.

Diana Nasher, Töchterland - Die Geschichte meiner deutsch-afghanischen Familie, Heyne Verlag, 303 Seiten, 19,99 Euro

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