Das traumhaft schöne Cover, das ich eher mit seichten Krimis in Verbindung bringen würde, täuscht: Die Erzählung, in der es um das rätselhafte Verschwinden von Wanderern geht, die unabhängig voneinander auf der Wanderweg Via Algarviana unterwegs waren, bietet sowohl Spannung mit unerwarteten
Wendungen als auch einen Schreibstil voller Witz und Esprit.
"Tödliche Algarve" ist der dritte Band einer…mehrDas traumhaft schöne Cover, das ich eher mit seichten Krimis in Verbindung bringen würde, täuscht: Die Erzählung, in der es um das rätselhafte Verschwinden von Wanderern geht, die unabhängig voneinander auf der Wanderweg Via Algarviana unterwegs waren, bietet sowohl Spannung mit unerwarteten Wendungen als auch einen Schreibstil voller Witz und Esprit.
"Tödliche Algarve" ist der dritte Band einer Reihe, aber in sich abgeschlossen und falls mir Informationen aus den ersten beiden Bänden gefehlt haben sollten, so habe ich es zumindest nicht bemerkt. Als mir sehr willkommenes Extra befindet sich im vorderen Teil eine Karte.
Die Kriminalgeschichte war für mich so knifflig, wie man es sich nur wünschen kann, aber für mich war dieser Krimi auch in anderer Hinsicht außergewöhnlich gut:
Erstens wendet sich die freiberufliche Übersetzerin Anabela Silva, aus deren Ich-Perspektive die Geschichte erzählt wird, am Anfang des Buches gelegentlich direkt an den Leser. Das war für mich zwar ungewohnt, wirkte aber ganz natürlich und half mir, in die Geschichte einzutauchen.
Zweitens ging mir Anabelas Verhältnis mit dem Leiter der Mordkommission von Faro, der zufällig auch der Halbbruder einer der vermissten Personen ist, ausnahmsweise nicht auf die Nerven, wie das oft bei anderen Krimis der Fall ist, die immer wieder dieselben Klischees (vielbeschäftigter Ermittler vernachlässigt gezwungenermaßen seine Beziehung/dümmliche Partnerin macht ihm deshalb Vorwürfe) bedienen. Das liegt auch an dem tollen Charakter von Anabela: Sie ist lustig, taff, furchtbar neugierig, hat klare Ansichten, ist aber doch immer bereit, in eine andere Richtung zu denken. Vor allem verfügt sie über eine doppelte Superkraft, die zurzeit nur wenige beherrschen: Sie kann sich sowohl durchsetzen als auch deeskalieren.
Drittens vermittelt die Autorin nicht nur südlichen Flair, sondern streut gelegentlich auch portugiesische Redensarten ein, die in mir große Lust weckten, Portugiesisch zu lernen (die Redensarten werden gleich erklärt und im hinteren Teil befindet sich zusätzlich noch eine Übersichtsliste dieser Redensarten in portugiesischer und deutscher Sprache) - als Sprachenfreak war ich begeistert!
Ganz verliebt war ich auch in den Schreibstil. Carolina Conrad schreibt so locker und lässig, dass der Krimi eine leichte, unterhaltsame Lektüre bietet und gleichzeitig verwendet sie immer wieder wunderbare Wörter oder gelungene Bilder wie "In meinem Innern knallte ein kleiner Sektkorken" (S.143), die mich zum Lächeln brachten - eine schöne Lektüre!