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Am 11. März 2011 um 14:46 Uhr Ortszeit wurde die Region Tohoku im Nordosten Japans von dem schwersten Erdbeben erschüttert, das in dem Land jemals aufgezeichnet wurde. Dessen Folgen, ein Tsunami, der entlang einer 400 km langen Küstenlinie Städte und Dörfer dem Erdboden gleichmachte, sowie der Reaktorunfall von Fukushima addierten sich zu einer Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes.
Ein Jahr nach dem Tsunami war der Fotograf Hans-Christian Schink ( 1961 in Erfurt) als Stipendiat der Villa Kamogawa Kyoto mehrere Wochen in der betroffenen Region unterwegs. In seiner Serie kombiniert Schink
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Produktbeschreibung
Am 11. März 2011 um 14:46 Uhr Ortszeit wurde die Region Tohoku im Nordosten Japans von dem schwersten Erdbeben erschüttert, das in dem Land jemals aufgezeichnet wurde. Dessen Folgen, ein Tsunami, der entlang einer 400 km langen Küstenlinie Städte und Dörfer dem Erdboden gleichmachte, sowie der Reaktorunfall von Fukushima addierten sich zu einer Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes.

Ein Jahr nach dem Tsunami war der Fotograf Hans-Christian Schink ( 1961 in Erfurt) als Stipendiat der Villa Kamogawa Kyoto mehrere Wochen in der betroffenen Region unterwegs. In seiner Serie kombiniert Schink gewohnt stille Fotografien von Landschaften, in denen die zerstörerische Kraft der Welle mitunter nur unterschwellig aufscheint, mit wenigen, aber umso eindrücklicheren Aufnahmen, die die Gewalt der Naturkatastrophe unmittelbar vor Augen führen: Wohnhäuser, wie Spielzeug aufeinandergetürmt; Industriegebäude, von denen allein die Stahlskelette bleiben; Boote mitten auf festem Land; Quaimauern aus Beton mit tiefen Schrunden, die von der Wucht des Wassers und Schwemmguts zeugen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.01.2014

Der Mensch ist fort,
die Luft ist rein
Ein Bildband zeigt Fukushima nach der Katastrophe
Abb.: Aus dem besprochenen Band
Gut zwei Jahre ist es her, dass der große Tsunami die Küste Japans verheerte. 20 000 Menschen starben, die Kernkraftwerke von Fukushima gerieten außer Kontrolle, und nur das schiere Glück eines Windes, der in den entscheidenden Stunden hinaus auf den Pazifik blies, bewahrte Tokio vor der nuklearen Katastrophe. Das Beben wirkte sich aus bis ins ferne Deutschland, das daraufhin die Energiewende einleitete.
  All dies hat bemerkenswert wenig Bilder gezeitigt. Während der akuten Phase sah man in einer Art hysterischem Overdrive immer wieder dieselben Filmclips von Wasser, das über eine Mauer schwappt, und Reaktoren, über denen sich eine Dampfwolke bildete. Die verseuchte Gegend wurde evakuiert und scheint seither in Vergessenheit versunken.
  Ein Jahr nach dem Unglück hat sich der Fotograf Hans-Christian Schink aufgemacht nach Tôhoku, wie der abgelegene Nordosten der Hauptinsel Honshu auf Japanisch heißt, um die Lage danach in Augenschein zu nehmen. Er ist in ein Land ohne Leute gekommen (nur auf ein paar Bildern sieht man sie winzig klein bei Aufräumungsarbeiten); und es ist erstaunlich, wie ihre bloße Abwesenheit genügt, um in einem Bezirk, den doch gerade erst die Katastrophe gezeichnet hat, den Eindruck tiefen Friedens zu erwecken. Der schnellen Gewalt folgt der lange Schlaf; Schiffe stehen auf den Äckern des Binnenlandes wie Noahs Arche auf dem Ararat, Häuser haben sich ineinander verkeilt wie Autos bei einer Riesenkarambolage, ganze Siedlungsquartiere sind abrasiert – aber die Bilder bieten sich als Stillleben dar. Unter einem gleichmäßig hellen Himmel, der kaum Auskunft über das herrschende Wetter gibt, stehen einzelne Kiefern, aufrecht oder geborsten, das scheint keinen großen Unterschied zu machen. Natur, das wird hier anschaulich, ist, was schlechterdings nicht zerstört werden kann. So glänzen diese Bilder in einer weichen Erhabenheit, traurig und tröstlich zugleich. Auf uns, so lernen wir, kommt es nicht an. Der Mensch ist fort, die Luft ist rein.
  Von Dramatik weiß nur eins der letzten Fotos, das als Titelbild wiederkehrt. Auf einer weiten, leicht schneebedeckten Fläche schieben sich zackig zerbrochene Betonplatten zu einem Gipfel ineinander; und so sehr das ruhige Buch sich sonst jeglicher Deutung enthält – hier drängt es den Betrachter unwiderstehlich zur Erinnerung an Caspar David Friedrichs „Gescheiterte Hoffnung“.
BURKHARD MÜLLER
Hans-Christian Schink: Tôhoku. Mit einem Essay von Rei Masuda. Hatje Cantz, Ostfildern 2013, 131 Seiten, 39,80 Euro.
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