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Ordnung und Unordnung gehören nicht nur zum Alltag im Kinderzimmer, im Werkzeugkasten und in der Damenhandtasche, Struktur und Chaos bestimmen alles Leben auf Erden. So haben Sauberkeit und Hygiene die Lebensdauer der Menschen zwar mehr als verdoppelt, durch den mangelnden Umgang mit Schmutz und Keimen sind Allergieerkrankungen aber um ein Vielfaches angestiegen. Ulla Steuernagel gibt einen frappierenden Überblick über das Wechselspiel von Ordnung und Unordnung in den Wissenschaften und im Alltag. Sie erzählt vom oftmals entscheidenden Faktor Zufall in der Forschung, etwa bei der Entdeckung…mehr

Produktbeschreibung
Ordnung und Unordnung gehören nicht nur zum Alltag im Kinderzimmer, im Werkzeugkasten und in der Damenhandtasche, Struktur und Chaos bestimmen alles Leben auf Erden. So haben Sauberkeit und Hygiene die Lebensdauer der Menschen zwar mehr als verdoppelt, durch den mangelnden Umgang mit Schmutz und Keimen sind Allergieerkrankungen aber um ein Vielfaches angestiegen.
Ulla Steuernagel gibt einen frappierenden Überblick über das Wechselspiel von Ordnung und Unordnung in den Wissenschaften und im Alltag. Sie erzählt vom oftmals entscheidenden Faktor Zufall in der Forschung, etwa bei der Entdeckung des Penicillins, von der Veränderung der Tischsitten, dem Versuch der Hirnforschung, Kreativität zu fassen, und erklärt nebenbei auch für alle Laien verständlich, was der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik über den Saustall im Kinderzimmer aussagt.
Autorenporträt
Ulla Steuernagel, geboren 1954, ist Redakteurin beim Schwäbischen Tagblatt in Tübingen und dort u.a. für die Jugendseite verantwortlich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2007

Das ist Kunst, Mami!
Entropie für die Kleinen: Der neue Band der "Kinder-Uni" nimmt sich Großes vor

Nun kann man an der Kinder-Uni also auch Thermodynamik studieren. Tatsächlich geht es in "Tohuwabohu", dem neuesten Band aus der erfolgreichen Sachbuchreihe, gleich am Anfang richtig zur Sache: Da ist von Hauptsätzen der Wärmelehre die Rede und von der Entropie - jener physikalischen Größe, deren Vermittlung noch Hochschuldozenten beim Vorbereiten ihrer Vorlesungen für Studenten im sechsten Semester graue Haare bereitet. Mit so etwas sollen sich nun Kinder befassen? Das klingt nach einer Phantasmagorie ehrgeiziger Eltern in Pisa-Panik, die hoffen, ihren Nachwuchs durch frühe Akademisierung fit für den Weltmarkt zu machen.

Doch weit gefehlt. Wenn Ulla Steuernagel "Ordnung und Chaos" erklärt, so will sie damit ihre kleinen Leser nicht etwa mit prüfungs- oder auch nur quizshowrelevantem Wissen vollstopfen. Aufs Lernen oder Sichmerkenmüssen kommt es bei diesem Studium gar nicht an. Sondern aufs Staunen. Es ist aber nicht nur das Staunen darüber, was es alles gibt, das ja konventionelle Kindersachbücher mit ihren bunten Faktensammlungen über Dinosaurier oder Planeten bereits ausführlich bedienen. Steuernagel verführt ihre Leser nicht zum Wissen, sondern tatsächlich schon zur Wissenschaft, zum systematischen Nachdenken über die scheinbar klaren und bekannten Dinge. Und von Ordnung und Chaos haben auch Drittklässler einen ziemlich fundierten Vorbegriff.

Dieses sokratische Ziel wird konsequenterweise mit einer sokratischen Form der Darstellung verfolgt. Abgesehen von zahlreichen - leider nicht in jedem Fall gelungenen - Textkästen und den fast schon klassischen Illustrationen von Klaus Ensikat ist das Buch ein imaginärer Dialog, den ein Kind mit seiner Mutter führt. Dabei bringt es die Autorin - sie ist im Hauptberuf Redakteurin beim "Schwäbischen Tagblatt" in Tübingen - nicht nur fertig, dass sich Jungen wie Mädchen in dem Protagonisten wiederfinden können. Sie schafft es auch, den Leser ohne Peinlichkeit oder klebriges pädagogisches Wohlwollen in der zweiten Person Singular anzureden.

Die Debatte zwischen Mutter und Kind entzündet sich am Zustand des Kinderzimmers. Der wird von der Mutter anders bewertet als vom Sprössling, der (oder die) sich daher gegen die lästigen Aufforderungen zum Aufräumen zur Wehr setzen muss. Das Buch ist dort am stärksten, wo es dem Kind wissenschaftliche Argumente an die Hand gibt, warum man sein Zimmer nicht aufräumen muß (und durch die Mutter widerlegen lässt): etwa weil das die globale Erwärmung befördern würde, weil es thermodynamisch gesehen sowieso vergeblich ist - oder weil ein unaufgeräumtes Zimmer ja auch ein modernes Kunstwerk sein kann. Letztere Debatte endet übrigens in einer luziden Aporie, zeigt aber umso besser, wie auch an einer Kinder-Uni veritable Geisteswissenschaft betrieben werden kann.

Eher fakultativ, aber ebenfalls lesenswert ist das Kapitel mit der kleinen Staubkunde sowie jenes, das die informationstheoretische Seite des Kinderzimmerproblems behandelt. Weniger überzeugend dagegen ist das Kapitel, das danach fragt, inwiefern Chaos erfinderisch macht. Nicht nur, dass das Klischee vom zerstreuten Professor hier bemüht, aber nicht sinnvoll benutzt wird; es ist auch noch mit dem Konterfei Albert Einsteins illustriert. Später wird überdies noch über dessen Relativitätstheorie und die Rolle der Zeit darin eine Aussage formuliert, die schlicht falsch ist. Stark ausbaufähig an Steuernagels Kinder-Uni sind auch die Lehrstühle für Theologie und Kosmologie. Die Frage "Wer macht den Anfang beim Aufräumen?" wird hier thematisiert, ohne dass der unterschiedliche Charakter mythischer, physikalischer und theologischer Aussagen über die Welt auch nur angesprochen wird. Es sei zugestanden, dass derlei auch an Erwachsenen-Unis immer wieder (und in letzter Zeit häufiger) für Verwirrung sorgt. Dabei ist es eigentlich auch nicht schwieriger als Thermodynamik.

ULF VON RAUCHHAUPT

Ulla Steuernagel: "Tohuwabohu". Die Kinder-Uni erklärt Ordnung und Chaos. Mit Illustrationen von Klaus Ensikat. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007. 208 S., geb., 19,95 [Euro]. Ab 10 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nur beinahe überzeugen konnte dieser neue Band der Kinder-Uni den Rezensenten Ulf von Rauchhaupt. Einerseits ist er begeistert, wie "ohne klebriges pädagogisches Wohlwollen" die Autorin Ulla Staubnagel durch einen Dialog zwischen Mutter und Kind "das Thema von Ordnung und Chaos" am unaufgeräumten Kinderzimmer thematisiert. Andererseits findet er einige der hinzugegebenen Textkästen "leider nicht in jedem Fall gelungen", und hat im Kapitel über die Relativitätstheorie sogar einen Fehler entdeckt. Was ihn aber dennoch begeistert, ist vor allem der Grundsatz, dass hier nicht abfragbares Wissen vermittelt, sondern zur "Wissenschaft, zum systematischen Nachdenken" verführt wird.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein Hörbuch bringt Systhem in die Unordnung eurer Zimmer. Dies müsstet ihr jetzt nur noch euren Eltern erklären..."