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35 Millionen Menschen leben im Großraum Tokio eine der größten Agglomerationen, die jemals existierten. Die große Stadt verkörpert die Stärken und die Macht des Menschen. Sie ist der Ort, an dem sie die Naturgewalten am weitesten zurückgedrängt haben, wo sich der Mensch nicht nur beugt, sondern gestaltet. Sie bietet der Bevölkerung viel, verlangt ihr aber auch viel ab. Florian Coulmas führt den Leser durch das heutige Tokio in Kaufhäuser, Ladenstraßen und Restaurants, durch Bars, Hotels und das Rotlichtviertel, zu den Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen, in die U-Bahnen und auf…mehr

Produktbeschreibung
35 Millionen Menschen leben im Großraum Tokio eine der größten Agglomerationen, die jemals existierten. Die große Stadt verkörpert die Stärken und die Macht des Menschen. Sie ist der Ort, an dem sie die Naturgewalten am weitesten zurückgedrängt haben, wo sich der Mensch nicht nur beugt, sondern gestaltet. Sie bietet der Bevölkerung viel, verlangt ihr aber auch viel ab. Florian Coulmas führt den Leser durch das heutige Tokio in Kaufhäuser, Ladenstraßen und Restaurants, durch Bars, Hotels und das Rotlichtviertel, zu den Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen, in die U-Bahnen und auf Wolkenkratzer. Dabei gilt sein Blick den Vorzügen ebenso wie den Problemen moderner Großstädte, die nirgendwo besser gelöst worden sind als in der japanischen Hauptstadt.
Autorenporträt
Florian Coulmas ist Direktor des Deutschen Instituts für Japanstudien in Tokio. Er war zuvor Professor für Kultur, Geschichte und Sprache des modernen Japan an der Universität Duisburg-Essen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.02.2016

Stadtentwicklung ohne Blaupause

"Tokio ist keine westliche Stadt", schreibt der Japanologe Florian Coulmas, ihr "geistiges Leben reflektiert eine andere räumliche und soziale Logik als das europäischer Städte." Fernab westlicher Ideen der "Stadtplanung", aber auch Klischees des Molochs erkundet er in fünfzehn Kapiteln und essayistischen Streifzügen Tokios kulturellen Eigensinn und postmoderne Paradoxien. Die Stadthistorie ist eine Geschichte zyklischer Zerstörungen wie das Große Kantô-Erdbeben im Jahr 1923 oder das Flächenbombardement zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. Es handelt sich gleichsam um eine Stadtentwicklung ohne Blaupause. Florian Coulmas beleuchtet in seinem Buch nun Interaktionen, Moden, Freizeitangebote, Architektur und Geopolitik unter dem Gesichtspunkt, dass es sich um eine Weltstadt in Randlage handelt. Er sichtet Gedankengut zwischen Konfuzianismus und Konsumkapitalismus mit seinem "fetischhaften Charakter", Tradition und Globalisierung. So wurde der erdbebensichere, nahezu sechshundertfünfzig Meter hohe Fernsehturm "Sky Tree" unter Rückgriff auf Bauprinzipen fünfstöckiger Pagoden errichtet. Das ideologische Topos der ethnischen Homogenität - in Tokio leben nur 340000 Ausländer, wozu trotz Geburtenrückgang und Überalterung restriktive Einreisebestimmungen beitragen - steht kosmopolitischen Ambitionen im Wege. Coulmas' luzide Studie erläutert Spielformen, Abwege und Utopien der Metropolis: So nimmt der alternative Stadtführer den Leser mit auf einen "Gang durch Tokios Nekropolis" zu Gräbern von Schriftstellern und Spionen oder auf die Nachtseite Tokios zu den Verlierern und "Unangepassten des kapitalistischen Gewaltmarschs" wie Heerscharen von Teilzeitarbeitern, Huren oder Gesellschaftsflüchtlinge, die sich in digitalen Scheinwelten verschanzen. Er beschreibt Tokio weniger als Stadt der Schönheit denn der Energie und der ewigen Bewegung als ästhetischer Imperativ, wobei Ringbahnen als Infrastruktursysteme ihr Blutkreislauf seien. Unterschiede in der Tag- und Nachtbevölkerung der Stadtteile sind die Folge. Tokio ist eine Stadt sanfter Segregationen, wovon nach Gewerbe oder Subkulturen strukturierte Distrikte zeugen. Der Autor führt durchs rastlose Elektronik- und Anime-Viertel Akihabara und ikonische Orte von Tokios Konsumtopographie. Doch klinge in Traditionen wie dem Verteilen von Geschenken als Mittel der Beziehungspflege, worauf das Sortiment der Kaufhäuser Mitte des Sommers und gegen Jahresende abgestimmt ist, die vormoderne Taktung des Lebens nach. So scheinen im ganz ohne Eurozentrismus informativen Essayband Alltagssequenzen Tokios als auratisches Asien auf.

sg

"Tokio. Vom Glück urbanen Lebens" von Florian Coulmas. C. H. Beck Verlag, München 2015. 240 Seiten, sechzehn Abbildungen, elf Tabellen, zehn Grafiken und zwei Karten. Broschiert, 12,95 [Euro].

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