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Tokio mit seinem scheinbar endlosen Häusermeer hat sich zu einer Megastadt entwickelt, die ebenso kohärent wie widersprüchlich erscheint. Es gibt viele Lesarten Tokios, doch kaum jemand hat die Stadt bislang als ein Gefüge sich einander bedingender Prozesse analysiert. Phänomene wie die starke Verbundenheit mit Grund und Boden, das große zivile Engagement und die Wertschätzung des Immateriellen haben in Tokio eine Megastruktur von kleinen, ineinander verschachtelten Gemeinschaften wachsen lassen - lediglich kurzzeitig unterbrochen von Erdbeben und den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Durch…mehr

Produktbeschreibung
Tokio mit seinem scheinbar endlosen Häusermeer hat sich zu einer Megastadt entwickelt, die ebenso kohärent wie widersprüchlich erscheint. Es gibt viele Lesarten Tokios, doch kaum jemand hat die Stadt bislang als ein Gefüge sich einander bedingender Prozesse analysiert. Phänomene wie die starke Verbundenheit mit Grund und Boden, das große zivile Engagement und die Wertschätzung des Immateriellen haben in Tokio eine Megastruktur von kleinen, ineinander verschachtelten Gemeinschaften wachsen lassen - lediglich kurzzeitig unterbrochen von Erdbeben und den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Durch diverse Zentralisierungsprozesse, den Bau von Manshon-Wohnanlagen, die Verlagerung von Produktionsstätten und anderen Entwicklungen sind im Lauf der Zeit unverwechselbare städtische Muster entstanden. Was auf den ersten Blick in Komposition und Rhythmus homogen erscheint, ist tatsächlich eine Konfiguration unterschiedlichster Räume, produziert durch die Praktiken des Alltags - der Bezirk Shinjuku ist ganz anders als Shimokitazawa oder Kitamoto. Dieses Buch liefert erstmals eine umfassende Analyse von Tokios vielfältigen Urbanisierungsprozessen. Darüber hinaus verfolgt es einen neuen Ansatz in der Betrachtung von Megastadtregionen: eine Untersuchung des Urbanen anhand von Differenzen.
Autorenporträt
Naomi C. Hanakata
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.04.2021

Kompression von Raum und Zeit

Die Stadtplanerin Naomi C. Hanakata nähert sich in ihrer umfangreichen Arbeit der Metropolregion Tokio vor allem von "unten", von Alltagsnischen des Lokalen, nachbarschaftlichen Aktivitäten oder alternativen Raumnutzungen. Sie dokumentiert akribisch die Nachwirkungen der Architekturgeschichte wie die feudale Gliederung in Ober- und Unterstadt, beschreibt Spannungsfelder wie jenes zwischen der kollektiven Tradition und der Logik kapitalistischer Akkumulation und begreift Tokio als einen Ort der Zeit-Raum-Kompression: Die Stadt ohne klare Mitte sieht sie als "Archipel von Zentralitäten" und Knotenpunkten. Für Hanakata ist Tokio als Zusammenprall der Realitäten und Visionen ein "Ort produktiver Instabilitäten". Mit Platzen der Blase und niedrigeren Mietpreisen kam es zur "Implosion einer Region" und Wiederentdeckung des Stadtzentrums mit negativen Folgen für die Ränder. Neben Theorien über Verstädterungsmodelle überzeugen Feldstudien in abgelegenen Stadtvierteln. So zeigt das Buch am Beispiel von Shimokitazawa, wie eine intime alternative Szene für Musik, Theater und Secondhandläden entstehen konnte, aber auch kommerzialisiert und für den Tourismus kanalisiert wurde; oder wie sich die einstige "bed town" Kitamoto nach Verrentung der Bewohner durch Planung eines neuen Bahnhofsplatzes mit Bürgerbeteiligung jenseits bloßer Transitfunktion als Heimatstadt neu erfindet. So widerlegt diese faszinierende Stadtreise durch die soziale Arena Tokios eindrucksvoll die Rede von Japans "homogener Gesellschaft".

sg

"Tokyo: An Urban Portrait. Looking at a Megacity Through Its Differences" von Naomi C. Hanakata. Jovis Verlag, Berlin 2020. 336 Seiten, 73 Abbildungen. Gebunden, 35 Euro.

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