Man könnte denken, die Lage der Juden habe sich im sog. Jahrhundert der Toleranz deutlich verbessert. Die Frage ist aber viel komplexer. Die Aufklärung muss in eine diachrone Dimension gelegt werden, wo sich zwei gegenseitige Prozesse zeigen: Einerseits wird diese Epoche von vielen Wissenschaftlern übertrieben als Vorstufe der im 19. Jahrhundert einsetzenden Antisemitismuswelle gehalten, andererseits gibt es Tendenzen, die in der Toleranzdebatte für die Emanzipation der Juden Stellung nehmen und zum Anfang eines deutsch-jüdischen Dialogs beitragen. Der Autor beschäftigt sich mit der Frage, wie aufgeklärt sich die deutschen Philosophen und Dichter in ihren Werken äußern. Eine große Errungenschaft der Aufklärung ist zweifelsohne die Entdeckung des edlen Juden in der Literatur. Diese Figuren (z.B. Lessings Nathan und Reisender, bzw. Gellerts polnischer Jude) werden im Buch ausführlich vorgestellt. Das Buch richtet sich an GeisteswissenschaftlerInnen, StudentInnen und alle, die sich dafür interessieren, wie die Judenfrage als geschichtlicher Hintergrund in der Literatur erscheint, wie darin das Zusammenleben der Juden und Christen aussieht, und wo die Grenze der Toleranz liegt.