Holger Kuße stellt die religiös-moralischen und weisheitlichen Werke Lev Tolstojs und ihre Ausdrucksformen vor. Die Sprache der Weisheit, zu der Lev Tolstoj in seinen letzen Lebensjahren fand, bildet eine eigenständige Welt im Werk des russischen Dichters. Ihr Höhepunkt ist die Sammlung »Der Weg des Lebens« aus dem Todesjahr 1910. Tolstoj war Moralist, der in Gegensätzen dachte wie Wahrheit und Täuschung, Gott und Mensch, Geist und Fleisch, Mann und Frau, Tod und Leben. Er war aber auch Mystiker, der vom Licht Gottes sprach, das in jedem Menschen leuchten will. Das macht ihn zu einem aktuellen provokanten Denker auch für unsere Gegenwart. Holger Kuße stellt Tolstojs Denken in Gegensätzen, die Sprache seiner rigoristischen Moral und die Sprache seiner Weisheit vor sowie eine Auswahl aus »Der Weg des Lebens«.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Dass Leo Tolstois Werke eher auf ihre weltanschaulichen als auf ihre literarischen Qualitäten hin gelesen werden, sieht Felix Philipp Ingold in seiner kenntnisreichen Rezension zu gleich drei deutschen Neuerscheinungen aus dem Jahre 2010 über den russischen Autor bestätigt, auch wenn er selbst es mit Nabokov zu halten scheint, der den Romancier Tolstoi liebte und wünschte, dass dem Prediger Tolstoi die Seifenkiste unter den Sandalen weggekickt werden möge. Auch Holger Kuße setzt sich in seinem Sammelband "Tolstoi und die Sprache der Weisheit" vorwiegend mit Tolstois unterschiedlichen Thesen zu Pazifismus, Anarchismus, sexueller Enthaltsamkeit, Naturschutz, Vegetariertum, Kapitalismus und Bürokratie, und nicht so sehr mit seiner Romankunst auseinander, so Ingold. Zwar schätze auch Kuße nicht so sehr den "Prediger", aber einen "Weisheitslehrer" wolle auch er in ihm entdecken, einen der Gegensätze nicht überbrücken wolle, sondern ihre Komplementarität suche. Ingold scheint skeptisch.
© Perlentaucher Medien GmbH
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