For fans of outrageous and fascinating animal narratives such as Netflix s Tiger King, a collection of tales by the renowned T.C. Boyle that explore humanity s wild side
Since his first collection of stories, Descent of Man, appeared in 1979, T.C. Boyle has become an acknowledged master of the form who has transformed the nature of short fiction in our time. Among the fourteen tales in his seventh collection are the comic yet lyrical title story, in which a young man wins a vicious African cat in a bar bet; "Dogology," about a suburban woman losing her identity to a pack of strays; and "The Kind Assassin," which explores the consequences of a radio shock jock's quest to set a world record for sleeplessness. Muscular, provocative, and blurring the boundaries between humans and nature, the funny and the shocking, Tooth and Claw is Boyle at his best.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Since his first collection of stories, Descent of Man, appeared in 1979, T.C. Boyle has become an acknowledged master of the form who has transformed the nature of short fiction in our time. Among the fourteen tales in his seventh collection are the comic yet lyrical title story, in which a young man wins a vicious African cat in a bar bet; "Dogology," about a suburban woman losing her identity to a pack of strays; and "The Kind Assassin," which explores the consequences of a radio shock jock's quest to set a world record for sleeplessness. Muscular, provocative, and blurring the boundaries between humans and nature, the funny and the shocking, Tooth and Claw is Boyle at his best.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.03.2008Besser fett und verweichlicht als in der Natur verhungert
Gegen Gene kämpfen selbst die Götter vergeblich: In seinem neuen Erzählungsband beschreibt T. C. Boyle das moderne Leben als ewigen Kampf gegen die eigene Schwäche.
Von Andreas Platthaus
T. C. Boyle ist einer jener amerikanischen Autoren, denen trotz eines schier unglaublichen Roman-Ausstoßes die klassische Short Story mindestens ebenso am Herzen liegt. Sein Werk ist sogar noch viel größer, als es die bisher drei auf Deutsch erschienenen Erzählungsbände erwarten lassen, denn etliches ist separat erschienen oder nicht übersetzt worden. Und wie groß wäre erst der Umfang dieses erzählerischen Werks, wenn Boyle sich nicht einer spezifischen Technik befleißigte, die man entweder sachlich als Abbruch des Geschehens beschreiben kann oder polemisch als Brüskierung des Lesers? Ehe es zum ganz Schlimmen kommt - und es geht fast immer darauf zu -, hört Boyle einfach auf zu erzählen. Nicht, weil er dem Charme des literarischen Fragments erlegen wäre, sondern weil er weiß, dass die Phantasie des Publikums seine Geschichten zuverlässig in die Katastrophe weiterschreiben wird.
Und das Publikum dankt es ihm mit Treue. Der Rezensent las sein Vorabexemplar des neuen Erzählungsbandes in der Straßenbahn und wurde sofort darauf angesprochen - und zwar im Ton höchsten Unglaubens, dass es da etwas geben könnte, was der Leserin noch nicht bekannt war. Boyle hat ein überwiegend weibliches Publikum, und das überrascht nicht, denn seine Männer sind das deutlich schwächere Geschlecht. Dabei geht es gar nicht immer um Leib und Leben, aber stets um etwas, das kaum weniger zählt: Selbstachtung. Boyles Protagonisten verfallen auch nicht der Hybris, sondern scheitern schlicht an der Unfähigkeit, als moderne Menschen mit den Herausforderungen archaischer Kräfte zurechtzukommen. Sie drohen in der Wildnis unterzugehen, sie werden Opfer von Gewalt und Hass, sie kapitulieren als vernunftbegabte Wesen vor den Raubtierinstinkten der Umgebung. Kein anderes Buch hat das schöner in einen Titel gepackt als die gerade erschienene neue Erzählungssammlung, die "Zähne und Klauen" heißt.
Darin finden sich vierzehn Geschichten, die mit zwei Ausnahmen alle in den Vereinigten Staaten angesiedelt sind, allerdings meistens abseits von deren pulsierenden Zentren; und die beiden außeramerikanischen Handlungsorte versetzen uns erst recht ans Ende der Welt, auf die Shetland-Inseln nämlich und nach Feuerland. Die erste dieser beiden fremdgehenden Erzählungen, "Windsbraut", schildert einen Sturm, der so stark ist, dass die Nordlichter ausgehen und die Menschen mit ihren Hütten davongewirbelt werden. Das Fremdenverkehrsamt der Shetlands wird Boyle dafür nicht dankbar sein, aber seine Schilderung der Inseln ist zweifellos außerordentlich lebendig, auch wenn am Ende die amerikanische Besucherin, eine Vogelkundlerin, auf der Strecke bleibt.
Aber Amerikaner in der Fremde sind ohnehin Boten des Untergangs, zumal wenn sie sich anmaßen, der Natur (und den Menschen, aber alles Schreiben von Boyle wehrt sich ja gerade gegen diese Trennung) mit den Mitteln der Beobachtung auf den Grund zu gehen. So ist es auch im Falle eines Gringos, der als Umweltforscher nach Feuerland kommt und dort die Gemüter mit seinem Pessimismus schwerer verwüstet, als es all die von ihm prognostizierten Katastrophen könnten. Boyle stellt ihn so vor: "Und schließlich sah ich in das wüste Gesicht eines Nordamerikaners: rotes Haar, roter Schnurrbart, zwei Meter Knochen und Sehnen, an deren oberem Ende ein kleiner Nachgedanke von einem Kopf saß, nicht größer als eine Kokosnuss und beschwert mit einer Nase, nicht auszumessen bis an das Ende beider Amerikas." Erst die Auslöschung dieser Schreckensvision in einem Lichtspektakel vertreibt die dunklen Gedanken, doch der Titel der Erzählung spricht dann doch noch dem bei Boyle so seltenen positiven Ende hohn: "Geblendet" heißt sie.
Boyles Themen schwanken zwischen höchst subtilen Variationen klassisch-literarischer Sujets wie Kafkas "Hungerkünstler", der bei dem amerikanischen Autor zu einem Radiomoderator wird, der von seinem Spektakelsender zu einem zwölftägigen öffentlichen Schlafentzug gezwungen wird, um den Weltrekord im Wachbleiben zu brechen, und nur notdürftig verkleideten Gegenwartssatiren wie "Jubilation", in dem Boyle einen desillusionierten Blick auf den Sozialterror solch aseptischer Musterwohnsiedlungen wirft, wie sie etwa der Disney-Konzern unter dem Namen Celebration in Florida errichtet hat. Dorthin zieht Jackson Peters Reilly, dessen beide Vornamen sich den Mädchennamen seiner Mutter und Großmutter verdanken. Das ist der typische Boylesche Held, denn alle Männlichkeit erweist sich in diesen Geschichten als Lug und Trug. Der Grund dafür liegt darin, dass "das Leben ein einziger Kampf gegen die Schwäche ist, der nicht im Kopf oder mit dem Willen ausgefochten wird, sondern in den Zellen, in den Enzymen, in der DNA, die mit ihrem Schlüssel in unsere Persönlichkeit eingreift". Gegen Gene kämpfen selbst Götter vergeblich.
Das sagt der Ich-Erzähler in der Auftakterzählung von "Zähne und Klauen", einem literarischen Virtuosenstück mit dem Namen "Als ich heute morgen aufwachte, war alles weg, was ich mal hatte". Darin gelingt Boyle der Kunstgriff eines Wechsels der Erzählperspektive ohne Wechsel der Erzählerstimme. Solche Prosaexperimente zeichnen seine Kurzgeschichten aus, während die Romane eher geradlinig erzählt sind. Nicht umsonst wurde aus dem 2006 erschienenen "Talk Talk" ein Teil der Handlung ausgegliedert und in der Literaturanthologie "McSweeney's" separat veröffentlicht. Es handelte sich um einen Text, an dem eine der Romanfiguren schrieb: eine Variante über das klassische Thema des Wolfskinds, gearbeitet aus den französischen Quellen des späten achtzehnten Jahrhunderts.
So schreibt Boyle gemäß seinem unerbittlichen Prinzip Geschichten vom Übergang, die selbst im Übergang sind, weil wir sie offen verlassen müssen. Und danach verlassen dastehen. Von Gott und den Menschen. Das Einzige, was uns erhalten bleibt, ist das harte Naturgesetz.
- T. C. Boyle: "Zähne und Klauen". Erzählungen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von
Annette Grube und Dirk van Gunsteren. Carl
Hanser Verlag, München 2008. 319 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Gegen Gene kämpfen selbst die Götter vergeblich: In seinem neuen Erzählungsband beschreibt T. C. Boyle das moderne Leben als ewigen Kampf gegen die eigene Schwäche.
Von Andreas Platthaus
T. C. Boyle ist einer jener amerikanischen Autoren, denen trotz eines schier unglaublichen Roman-Ausstoßes die klassische Short Story mindestens ebenso am Herzen liegt. Sein Werk ist sogar noch viel größer, als es die bisher drei auf Deutsch erschienenen Erzählungsbände erwarten lassen, denn etliches ist separat erschienen oder nicht übersetzt worden. Und wie groß wäre erst der Umfang dieses erzählerischen Werks, wenn Boyle sich nicht einer spezifischen Technik befleißigte, die man entweder sachlich als Abbruch des Geschehens beschreiben kann oder polemisch als Brüskierung des Lesers? Ehe es zum ganz Schlimmen kommt - und es geht fast immer darauf zu -, hört Boyle einfach auf zu erzählen. Nicht, weil er dem Charme des literarischen Fragments erlegen wäre, sondern weil er weiß, dass die Phantasie des Publikums seine Geschichten zuverlässig in die Katastrophe weiterschreiben wird.
Und das Publikum dankt es ihm mit Treue. Der Rezensent las sein Vorabexemplar des neuen Erzählungsbandes in der Straßenbahn und wurde sofort darauf angesprochen - und zwar im Ton höchsten Unglaubens, dass es da etwas geben könnte, was der Leserin noch nicht bekannt war. Boyle hat ein überwiegend weibliches Publikum, und das überrascht nicht, denn seine Männer sind das deutlich schwächere Geschlecht. Dabei geht es gar nicht immer um Leib und Leben, aber stets um etwas, das kaum weniger zählt: Selbstachtung. Boyles Protagonisten verfallen auch nicht der Hybris, sondern scheitern schlicht an der Unfähigkeit, als moderne Menschen mit den Herausforderungen archaischer Kräfte zurechtzukommen. Sie drohen in der Wildnis unterzugehen, sie werden Opfer von Gewalt und Hass, sie kapitulieren als vernunftbegabte Wesen vor den Raubtierinstinkten der Umgebung. Kein anderes Buch hat das schöner in einen Titel gepackt als die gerade erschienene neue Erzählungssammlung, die "Zähne und Klauen" heißt.
Darin finden sich vierzehn Geschichten, die mit zwei Ausnahmen alle in den Vereinigten Staaten angesiedelt sind, allerdings meistens abseits von deren pulsierenden Zentren; und die beiden außeramerikanischen Handlungsorte versetzen uns erst recht ans Ende der Welt, auf die Shetland-Inseln nämlich und nach Feuerland. Die erste dieser beiden fremdgehenden Erzählungen, "Windsbraut", schildert einen Sturm, der so stark ist, dass die Nordlichter ausgehen und die Menschen mit ihren Hütten davongewirbelt werden. Das Fremdenverkehrsamt der Shetlands wird Boyle dafür nicht dankbar sein, aber seine Schilderung der Inseln ist zweifellos außerordentlich lebendig, auch wenn am Ende die amerikanische Besucherin, eine Vogelkundlerin, auf der Strecke bleibt.
Aber Amerikaner in der Fremde sind ohnehin Boten des Untergangs, zumal wenn sie sich anmaßen, der Natur (und den Menschen, aber alles Schreiben von Boyle wehrt sich ja gerade gegen diese Trennung) mit den Mitteln der Beobachtung auf den Grund zu gehen. So ist es auch im Falle eines Gringos, der als Umweltforscher nach Feuerland kommt und dort die Gemüter mit seinem Pessimismus schwerer verwüstet, als es all die von ihm prognostizierten Katastrophen könnten. Boyle stellt ihn so vor: "Und schließlich sah ich in das wüste Gesicht eines Nordamerikaners: rotes Haar, roter Schnurrbart, zwei Meter Knochen und Sehnen, an deren oberem Ende ein kleiner Nachgedanke von einem Kopf saß, nicht größer als eine Kokosnuss und beschwert mit einer Nase, nicht auszumessen bis an das Ende beider Amerikas." Erst die Auslöschung dieser Schreckensvision in einem Lichtspektakel vertreibt die dunklen Gedanken, doch der Titel der Erzählung spricht dann doch noch dem bei Boyle so seltenen positiven Ende hohn: "Geblendet" heißt sie.
Boyles Themen schwanken zwischen höchst subtilen Variationen klassisch-literarischer Sujets wie Kafkas "Hungerkünstler", der bei dem amerikanischen Autor zu einem Radiomoderator wird, der von seinem Spektakelsender zu einem zwölftägigen öffentlichen Schlafentzug gezwungen wird, um den Weltrekord im Wachbleiben zu brechen, und nur notdürftig verkleideten Gegenwartssatiren wie "Jubilation", in dem Boyle einen desillusionierten Blick auf den Sozialterror solch aseptischer Musterwohnsiedlungen wirft, wie sie etwa der Disney-Konzern unter dem Namen Celebration in Florida errichtet hat. Dorthin zieht Jackson Peters Reilly, dessen beide Vornamen sich den Mädchennamen seiner Mutter und Großmutter verdanken. Das ist der typische Boylesche Held, denn alle Männlichkeit erweist sich in diesen Geschichten als Lug und Trug. Der Grund dafür liegt darin, dass "das Leben ein einziger Kampf gegen die Schwäche ist, der nicht im Kopf oder mit dem Willen ausgefochten wird, sondern in den Zellen, in den Enzymen, in der DNA, die mit ihrem Schlüssel in unsere Persönlichkeit eingreift". Gegen Gene kämpfen selbst Götter vergeblich.
Das sagt der Ich-Erzähler in der Auftakterzählung von "Zähne und Klauen", einem literarischen Virtuosenstück mit dem Namen "Als ich heute morgen aufwachte, war alles weg, was ich mal hatte". Darin gelingt Boyle der Kunstgriff eines Wechsels der Erzählperspektive ohne Wechsel der Erzählerstimme. Solche Prosaexperimente zeichnen seine Kurzgeschichten aus, während die Romane eher geradlinig erzählt sind. Nicht umsonst wurde aus dem 2006 erschienenen "Talk Talk" ein Teil der Handlung ausgegliedert und in der Literaturanthologie "McSweeney's" separat veröffentlicht. Es handelte sich um einen Text, an dem eine der Romanfiguren schrieb: eine Variante über das klassische Thema des Wolfskinds, gearbeitet aus den französischen Quellen des späten achtzehnten Jahrhunderts.
So schreibt Boyle gemäß seinem unerbittlichen Prinzip Geschichten vom Übergang, die selbst im Übergang sind, weil wir sie offen verlassen müssen. Und danach verlassen dastehen. Von Gott und den Menschen. Das Einzige, was uns erhalten bleibt, ist das harte Naturgesetz.
- T. C. Boyle: "Zähne und Klauen". Erzählungen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von
Annette Grube und Dirk van Gunsteren. Carl
Hanser Verlag, München 2008. 319 S., geb., 19,90 [Euro].
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.02.2010An Tragik nur das Größte
T. C. Boyle: Zähne und Klauen. Erzählungen. dtv Verlag, München 2010. 379 Seiten, 8,95 Euro.
Aus jeder Zeile trieft das literarische Amerika: Es wird gesoffen bis zum Umfallen, halbherzig kopuliert und am Ende auch ein bisschen gekifft. Die Landschaften sind öde – vor dem Fenster und in der Seele, weshalb mit ungeheurer Wucht ständig Regen und Froststürme peitschen, gar Meteoriten einschlagen, um das spießige US-Alltags-Elend wenigstens zur tragischen Tristesse zu adeln. Auch für die Beleuchtung der psychischen Verwerfungen sind gewaltige Scheinwerfer nötig: Mindestens muss das einzige, heißgeliebte Kind tragisch sterben. Boyle hat in seinen Kurzgeschichten nicht den großen romanhaften Atem, wie ihn etwa Philip Roth in solchen Stories kultiviert, er schafft auch nicht die Anbindung ans Weltgeschehen – und doch gelingen ihm in diesen europäisch-klassischen Novellen mitunter elegant erzählte, nachhaltige Eindrücke. Helmut Mauró
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T. C. Boyle: Zähne und Klauen. Erzählungen. dtv Verlag, München 2010. 379 Seiten, 8,95 Euro.
Aus jeder Zeile trieft das literarische Amerika: Es wird gesoffen bis zum Umfallen, halbherzig kopuliert und am Ende auch ein bisschen gekifft. Die Landschaften sind öde – vor dem Fenster und in der Seele, weshalb mit ungeheurer Wucht ständig Regen und Froststürme peitschen, gar Meteoriten einschlagen, um das spießige US-Alltags-Elend wenigstens zur tragischen Tristesse zu adeln. Auch für die Beleuchtung der psychischen Verwerfungen sind gewaltige Scheinwerfer nötig: Mindestens muss das einzige, heißgeliebte Kind tragisch sterben. Boyle hat in seinen Kurzgeschichten nicht den großen romanhaften Atem, wie ihn etwa Philip Roth in solchen Stories kultiviert, er schafft auch nicht die Anbindung ans Weltgeschehen – und doch gelingen ihm in diesen europäisch-klassischen Novellen mitunter elegant erzählte, nachhaltige Eindrücke. Helmut Mauró
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