Wer das Fußballspielen liebt, für den ist die ganze Welt ein Spielfeld. Ein paar alte Blechdosen, locker aufgestellt, schon hat man ein beschießbares Tor. Doch was sagt eigentlich das FIFA-Regelwerk dazu? "Die Tore müssen fest im Boden verankert sein." Oder auch: "Das Spielfeld muss rechtwinklig sein." Dem Fußballgott sei Dank: Außerhalb der modernen Arenen gibt es fußballbegeisterte Menschen, die sich dadurch nicht in ihrer Spielfreude stören lassen. Dieses Album kurioser Torkonstruktionen - fotografiert von dem Künstler Neville Gabie - verkündet: Es lebe der gute alte Bolzplatz!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.03.2006Die Tore zur Welt
Neville Gabie ist ein echter Torjäger, ein erfolgreicher Knipser also, obwohl diese Bezeichnung für einen professionellen Fotografen etwas despektierlich erscheinen mag. Aber nicht die Tore, die mit Kopf oder Fuß erzielt werden, interessieren den südafrikanischen Künstler, sondern diejenigen, die er mit einem Fingerdruck auf den Auslöser schießen kann. Gabie bereiste die Bolzplätze dieser Welt, suchte und fand Tore, die nur aus zwei Pfosten bestehen, aus zwei Stümpfen, die mit einer Leine statt einer Latte verbunden sind, oder aus einem Rechteck, das im Hinterhof auf eine Häuserwand gekritzelt wurde. Einsam stehen die Tore zur Welt in menschenleeren Landschaften, nur ein Wohnwagen auf einem französischen Campingplatz oder ein Plattenbau in Jena weisen darauf hin, daß die Konstrukte auch genutzt werden - zum Kicken oder um die Wäsche daran aufzuhängen. Im englischen Tewkesbury (unser Foto) entdeckte Gabie, daß die Bezeichnung "Torflut" eine sehr konkrete Bedeutung haben kann. (Neville Gabie: Tore. Zahlreiche Abbildungen. Sanssouci im Carl Hanser Verlag, 64 Seiten, 10 Euro.)
kle.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Neville Gabie ist ein echter Torjäger, ein erfolgreicher Knipser also, obwohl diese Bezeichnung für einen professionellen Fotografen etwas despektierlich erscheinen mag. Aber nicht die Tore, die mit Kopf oder Fuß erzielt werden, interessieren den südafrikanischen Künstler, sondern diejenigen, die er mit einem Fingerdruck auf den Auslöser schießen kann. Gabie bereiste die Bolzplätze dieser Welt, suchte und fand Tore, die nur aus zwei Pfosten bestehen, aus zwei Stümpfen, die mit einer Leine statt einer Latte verbunden sind, oder aus einem Rechteck, das im Hinterhof auf eine Häuserwand gekritzelt wurde. Einsam stehen die Tore zur Welt in menschenleeren Landschaften, nur ein Wohnwagen auf einem französischen Campingplatz oder ein Plattenbau in Jena weisen darauf hin, daß die Konstrukte auch genutzt werden - zum Kicken oder um die Wäsche daran aufzuhängen. Im englischen Tewkesbury (unser Foto) entdeckte Gabie, daß die Bezeichnung "Torflut" eine sehr konkrete Bedeutung haben kann. (Neville Gabie: Tore. Zahlreiche Abbildungen. Sanssouci im Carl Hanser Verlag, 64 Seiten, 10 Euro.)
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