Ein Gebäude und zwei Familien im Wandel der Zeit
Im Juni des Jahres 1929 eröffnet die jüdische Familie Grünberg mit einem großen Fest das Kreditkaufhaus Jonass im Osten Berlins. Hier arbeitet die junge Frau Vicky Springer. Vicky ist die Freundin von Harry, dem Sohn des Kaufhauseigentümers. Und
sie erwartet ein Kind von ihm. Doch niemand darf davon wissen, da die Beziehung nicht standesgemäß…mehrEin Gebäude und zwei Familien im Wandel der Zeit
Im Juni des Jahres 1929 eröffnet die jüdische Familie Grünberg mit einem großen Fest das Kreditkaufhaus Jonass im Osten Berlins. Hier arbeitet die junge Frau Vicky Springer. Vicky ist die Freundin von Harry, dem Sohn des Kaufhauseigentümers. Und sie erwartet ein Kind von ihm. Doch niemand darf davon wissen, da die Beziehung nicht standesgemäß ist.
Just am Eröffnungstag setzen bei der hochschwangeren Vicky die Wehen ein. Und so wird die kleine Elsa in der Poststation des Kaufhauses als uneheliches Kind geboren. Hilfreich zur Seite steht dabei der zufällig anwesende Zimmermann Wilhelm Glaser, obwohl er eigentlich bei seiner Frau sein sollte, die zum gleichen Zeitpunkt seinen Sohn Bernhard zur Welt bringt.
Und so beginnt an diesem Tag die wechselvolle, aber dauerhafte Beziehung zwischen zwei recht unterschiedlichen Familien. Die Kinder Elsa und Bernhard werden enge Freunde. Doch die schwierigen Zeiten, geprägt von Börsencrash, Krieg, Nationalsozialismus, Mauerbau und Wiedervereinigung, trennen sie immer wieder, oft für längere Zeitabschnitte.
Jeder geht seinen eigenen Weg, aber das Band zerreißt nie ganz. Immer wieder begegnen sie sich und können einander genau so wenig vergessen, wie ihre besondere Verbindung mit dem Haus an der Torstraße 1. Auch das Gebäude unterliegt dem Wandel der Zeit und hat viel "gesehen" und "erlebt".
Erst im hohen Alter von 80 Jahren scheint es, dass es die Möglichkeit eines gemeinsamen Weges gibt. Treffpunkt ist, wie sollte es anders sein, das ehemalige Kaufhaus Jonass, dass nun das "Soho House Berlin" beherbergt.
Dieses Buch gibt einen anschaulichen Einblick in ein Stück Zeitgeschichte. Dreh- und Angelpunkt ist sozusagen als Hauptprotagonist das Gebäude an der Torstraße 1 in Berlin, dessen Geschichte authentisch ist.
Die Familien und Personen, die hier auftreten, sind zwar Fiktion, aber dennoch ist ihr Schicksal und ihr Leben so realistisch dargestellt, dass man sich gut vorstellen kann, sie hätten tatsächlich existiert. Anhand ihres Beispiels wird - quasi stellvertretend für reale Persönlichkeiten - sehr anschaulich durch eine bewegende Zeitspanne geführt.
Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. So erfährt man die Ansichten und Anschauungen verschiedener Seiten, ohne dass ein Urteil darüber abgegebn wird, was "richtig " oder was "falsch " ist.
Gleich zu Anfang wird man durch einen detaillierten und lebendigen Schreibstil regelrecht in das damalige Zeitgeschehen Berlins katapultiert. Man kann die brodelnde Geschäftigkeit und Aufregung beinahe spüren. Auch die Probleme, die sich schon bald auftun werden, sind greifbar. Allerdings tauchen im weiteren Verlauf des Buches einige Längen und zähflüssigere Passagen auf, die nicht ganz zu dem sprudelnden Anfang passen und manchmal das Weiterlesen ein wenig erschwert haben. Außerdem gibt es viele Zeitsprünge, die nicht sofort greifbar waren. Dadurch fiel die diesbezügliche Orientierung nicht immer ganz leicht. Entsprechende Hinweise z.B. bei Kapitelbeginn wären sicher hilfreich gewesen.
Nichtsdestotrotz hat mir das Buch gut gefallen und es hat Spaß gemacht, auf diese Art und Weise ein Stück Geschichte zu erfahren.