Sehr ungewöhnliche Idee, gewöhnungsbedürftiger Schreibstil, tolle Auflösung aber das Ende war nicht meins
Vor fünf Jahren verschwand Tims Frau spurlos. Er hat diesen Verlust nie verkraftet. Um sie zurückzubekommen hat er all seine Energie in seine Arbeit gesteckt und jetzt, endlich, hat er Abbie
zurück!
Abbie wacht in einem Bett, an Maschinen angeschlossen auf. Hatte sie einen Unfall? Nein,…mehrSehr ungewöhnliche Idee, gewöhnungsbedürftiger Schreibstil, tolle Auflösung aber das Ende war nicht meins
Vor fünf Jahren verschwand Tims Frau spurlos. Er hat diesen Verlust nie verkraftet. Um sie zurückzubekommen hat er all seine Energie in seine Arbeit gesteckt und jetzt, endlich, hat er Abbie zurück!
Abbie wacht in einem Bett, an Maschinen angeschlossen auf. Hatte sie einen Unfall? Nein, Abbie ist ein Cobot, ein Roboter mit künstlicher Intelligenz. Abbie wurde mit den Erinnerungen der „echten“ Abbie aus deren Social Media Profilen gefüttert. Doch irgendetwas stimmt nicht.
Die Idee ist echt der Hammer. Mich hatte der Klappentext direkt neugierig auf das Buch gemacht. Allerdings hatte ich nicht mit KI gerechnet. Dass ein Mann sich seine verschwundene Frau neu erschafft ist gleichermaßen gruselig, wie auch auf eine verdrehte Art verständlich. Er vermisst sie und trauert, doch es steckt noch mehr dahinter und das ist dann echt ein Schlag in den Magen. Die Auflösung ist der Hammer aber der Schluss dafür deprimierend.
Ich fand es toll, wie die KI nach und nach die Puzzle Teile von Abbies Leben zusammengesetzt hat und sich langsam zurechtgefunden hat. Aber schon sehr früh gibt es erste disharmonische Töne. Irgendetwas stimmt einfach nicht, aber es dauert ziemlich lange, bis man den Finger drauflegen kann. Es gibt immer mehr Risse in der perfekten Fassade und immer mehr Abgründe tun sich auf.
Die Verwicklung mit der Öffentlichkeit und der Polizei fand ich sehr interessant. Wie würde unsere Gesellschaft auf einen KI Roboter reagieren? Vor allem dann, wenn er „frei“ mitten unter uns lebt?
Die Auflösung war spannend, es ging wirklich Schlag auf Schlag. Das, was da rauskommt ist wirklich heftig. Das Ende fand ich dafür sehr deprimierend. Ich hätte mir etwas anderes gewünscht.
Das Buch regt definitiv zum Nachdenken an. Wie würde man selbst reagieren, wenn man erführe, dass es KI Roboter gibt? Würde man sich wünschen, einen geliebten Menschen auf diese Art zurückzubekommen? Wie viel von diesem Menschen steckt in der KI? Ich mag sowas, wenn man gezwungen wird nachzudenken.
Ich habe aber auch Kritik. Der Schreibstil hat mir hier echt zu schaffen gemacht. Das Buch ist in der Du-Perspektive geschrieben, die immer schwierig ist. Ich persönlich mag sie eigentlich ganz gern, aber nicht so, wie sie hier angewandt wurde. Ich mag es, wenn jemand damit über einen anderen Menschen spricht. Das sorgt für Gruselfaktor und lässt einen selbst nach Verfolgern oder Stalkern Ausschau halten.
Hier ist es aber so, dass der Leser direkt abgesprochen wird. Mit dem „Du“ soll der Leser gezwungen werden KI-Abbies Position einzunehmen, indem sie einen direkt anspricht. Ich empfand das hier als sehr anstrengend. Die Ich-Perspektive hätte ich besser gefunden. So ließ mich der Schreibstil immer wieder abdriften und ich musste mich echt zusammenreißen dran zu bleiben. Für die Auflösung hat es sich gelohnt, aber man muss auch erstmal so lange durchhalten.
Fazit: Die Grundidee ist sehr interessant und regt zum Nachdenken an. Allerdings empfand ich den Schreibstil in der Du-Perspektive als extrem anstrengend. Das Problem war, dass man als Leser dadurch gezwungen wurde, die Perspektive der KI-Abbie einzunehmen. Man folgt Ki-Abbie im Prinzip in der Ich-Perspektive, nur dass da „du“ steht und man dadurch gezwungen wird, ihren Platz einzunehmen. Es ist keine schlechte Idee, aber in der Praxis empfand ich es als sehr anstrengend und ermüdend. Ich hatte ernsthaft überlegt, das Buch nach wenigen Seiten direkt abzubrechen. Aber ich habe mich durchgekämpft und wurde mit einer tollen und spannenden Auflösung belohnt. Doch ich fürchte, es wird mehr als einen Leser geben, der es auf Grund der Erzählperspektive vorher abbrechen wird.. Allerdings war das Ende nicht mein Ding. Ich empfand es als total deprimierend.
Ich musste echt kämpfen dran zu bleiben und habe zwischendrin sogar ein anderes Buch gelesen, was ich nur sehr selten tue.