Die totalitären Regime im 20. Jahrhundert haben schon in den Interpretationen der Zeitgenossen eine breite Spur hinterlassen. Die Auseinandersetzung um die zutreffende Deutung von Kommunismus, Faschismus und Nationalsozialismus dauert bis heute an. Am bekanntesten geworden sind die Konzepte des Totalitarismus und der Politischen Religionen. Der Diskussionsprozeß geht weiter. Um so willkommener ist der abschließende dritte Band des internationalen Forschungsprojekts "Totalitarismus und politische Religionen". Er fasst die bisherigen Ergebnisse der Forschung handbuchartig in sechs großen Kapiteln zusammen: - Zur Deutung totalitärer Herrschaft 1919-1989 - Das klassische Verständnis: Tyrannis und Despotie - Die neuen Zugänge - Zu Begriff und Theorie der Politischen Religionen - Faschismus und nicht-demokratische Regime - Interpreten des Totalitarismus
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2003Das Anziehende und das Abstoßende
Hans Maiers umfassendes Handbuch über Totalitarismus und Politische Religionen
Hans Maier (Herausgeber): Totalitarismus und Politische Religionen. Konzepte des Diktaturvergleichs. Band III: Deutungsgeschichte und Theorie. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2003. 450 Seiten, 34,90 [Euro].
Seitdem Lenin und sein Nachfolger Stalin, Mussolini und Hitler ihre menschenverachtenden Diktaturen begründet hatten, beschäftigte die Frage nach dem Spezifischen dieser modernen Gewaltherrschaften des 20. Jahrhunderts Zeitgenossen und Späterlebende, Öffentlichkeit und Wissenschaft. Geraume Zeit sind Bolschewismus, Faschismus und Nationalsozialismus, wie Hans Maier die entsprechende Tendenz der Forschung einmal umschrieben hat, ausschließlich als "politische Phänomene" begriffen worden. Diese Einschätzung hat sich - nicht zuletzt unter dem Eindruck der großen Zeitenwende der Jahre 1989/91 - inzwischen deutlich geändert.
In Aufnahme und Weiterentwicklung zeitgenössischer Urteile, welche die Diktaturen in der Sowjetunion, in Italien und in Deutschland als politische oder säkulare Religionen zu begreifen versucht haben, steht die Frage im Zentrum der wissenschaftlichen Debatte, ob beziehungsweise inwieweit der moderne Totalitarismus eine politische Religion gewesen ist: Sind die großen Despotien des zurückliegenden Jahrhunderts mithin nichts anderes als in die Politik verschlagene Religionen? Sind ihre Ideologien, Programme und Dogmen - im Sinne einer Rückkehr zur Einheit von Kult und Polis, von Religion und Herrschaft - politisch instrumentalisierte Theologien? Sind ihre alltäglich praktizierten Riten, Inszenierungen und Stile, die den "Führer" als Messias feierten, Ausdruck einer ganz besonderen, nämlich politischen Religiosität?
Der maßgebliche deutsche Repräsentant dieses die internationale Diskussion beschäftigenden Problems ist der Münchener Politik- und Religionswissenschaftler, Philosoph und Historiker Hans Maier. Seinem großen Forschungsvorhaben, das die Jahrhundertfrage nach dem Charakter der Diktaturen des vergangenen Saeculums in den zurückliegenden Jahren umfassend untersucht hat, verdanken wir einen ganz maßgeblichen Fortschritt unserer Kenntnis über die widrige Sache. Unter dem Titel "Konzepte des Diktaturvergleichs" sind Zwischenergebnisse dieses wissenschaftlichen Projekts bereits in zwei Bänden unterbreitet worden, die gleichfalls unter dem Titel "Totalitarismus und Politische Religionen" in den Jahren 1996 und 1997 vorgelegt worden sind. Jetzt wird im dritten Band, der sich bevorzugt mit der "Deutungsgeschichte und Theorie" des Untersuchungsgegenstandes auseinandersetzt, eine Gesamtbilanz gezogen. Alles in allem liegt so etwas wie ein Handbuch zum Thema "Totalitarismus und Politische Religionen" vor, das umfassend informiert. Mehr noch: Mit Sicherheit werden von diesem Werk mannigfache, den künftigen Gang der Forschung prägende Anstöße ausgehen.
Das gilt nicht zuletzt für die Betrachtungen von Hans Otto Seitschek über frühe Verwendungen des Begriffs "Politische Religion", beispielsweise bei Tommaso Campanella oder bei Christoph Martin Wieland ebenso wie für seine Auseinandersetzung mit Autoren wie Eric Voegelin und Raymond Aron, Franz Werfel und Hermann Broch, die den Totalitarismus des 20. Jahrhunderts bereits sehr früh als ein religiöses Phänomen gedeutet haben. Das gilt auch für Hella Mandts gelehrte Abhandlung über die klassischen Begriffe der Tyrannis und Despotie sowie deren Anwendbarkeit auf die modernen Totalitarismen. Das gilt schließlich, um aus der Fülle der Ergebnisse nur einige Beispiele zu benennen, für Juan J. Linz' essayistischen Beitrag "Faschismus und nichtdemokratische Regime", der auf eine bemerkenswerte, der Religion innewohnende Dialektik aufmerksam macht: "Religion ist immer eine Bremse der absoluten Macht gewesen, aber wenn es an einem transnationalen Zentrum fehlt, das die heiligen Texte autoritativ bestimmt, kann sie dazu dienen, Macht und eine Gesellschaft zu legitimieren, deren Prinzipien sie intolerant gegenüber jedweder Andersheit macht."
Damit ist zugleich das Kernproblem des Gesamten berührt, das Hans Maiers Forschungen begleitet hat und seine "Einführung: Zur Deutung totalitärer Herrschaft 1919-1989" durchzieht. Denn mit der "sorgfältigen Bestimmung totalitärer Merkmale und Attribute", die unverzichtbar ist, scheint ihm die Frage nach dem "historisch Neuen" nicht zureichend beantwortet zu sein: "Führt nicht schon der Begriff der Ideologie über die Grenzen einer phänomenologischen Betrachtung weit hinaus? Was veranlaßt totalitäre Systeme von sich aus, nicht nur schrankenlose Handlungsfreiheit für sich zu beanspruchen, sondern zugleich die Logik der eigenen Rechtfertigung bis ins Absurde zu treiben?"
Auf Schritt und Tritt, so entwickelt Maier seine Deutung der Dinge, gerät der Historiker, der sich mit den totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts befaßt, "an religiöse Phänomene. Ob es sich nun um Feste und Feiern handelt, um den überall gegenwärtigen Personenkult (und Totenkult!), um die Mystik des ,Großen Plans', um religionsähnliche Zeichen, Symbole, Embleme, aber auch um den Alltag, der mit forderndem Anspruch - in Abhebung von christlichen Traditionen - neu gestaltet wird: überall streben die totalitären Regime einer fast antiken Nähe des Kultischen und des Politischen zu, überall sind sie bestrebt, die im Christentum wurzelnden Dualismen von Individuum und Öffentlichkeit, von Gesellschaft und Staat rückgängig zu machen. Aber sie verarbeiten auch christliche Elemente, zum Teil in usurpatorischem Zugriff: So kehrt mit dem Kommunismus ein religiöser Wahrheitsanspruch in die Politik zurück; und es entfaltet sich eine Glaubensgeschichte mit sakrosankten Texten, berufenen Auslegern, strafbewehrter Sorge um die Reinheit des Glaubens. Ketzer, Dissidenten, Apostaten, Renegaten werden verfolgt und notfalls vernichtet."
Dabei ist sich der Autor selbstverständlich darüber im klaren, daß es entschiedenen Widerspruch findet, den Begriff der Religion im Zusammenhang mit dem Phänomen des Totalitarismus zu benutzen. Vor allem ein Argument der Kritik erscheint ihm besonders bedenkenswert: "ein so ehrwürdiger Begriff wie Religion", so wird immer wieder eingewendet, "eigne sich kaum als Deutungskategorie für den Bereich der Totalitarismen. Zumindest gerate er, so verwendet, in einen Bereich der Zweideutigkeiten. Wenn gar die Rechtfertigungssysteme totalitärer Regime in die Nähe von ,Religionen' gerückt würden, müsse heillose Verwirrung entstehen. Wo sei dann am Ende noch ein Unterschied zwischen Religion und Verbrechen?"
Gleichwohl hält Maier an seinem Befund fest, wonach das eine mit dem anderen aufs engste zu tun habe, wonach der moderne Totalitarismus auf jeden Fall mehr sei als nur säkularer "Glaube an die Geschichte" und auf gar keinen Fall in Begriffen wie "Religionsersatz" oder "Ersatzreligion" aufgehe. Vielmehr entdeckt er in den Tyranneien des zurückliegenden Jahrhunderts "Schrecken und Heil, unbedingte Hingabe und unbeirrbare Gefolgschaft, das Tremendum et fascinosum der Religion, ihr Credo quia absurdum, ihr sacrificium intellectus". In dieser Perspektive erscheinen ihm die "modernen Totalitarismen als freiwillig-unfreiwillige Wiedergänger archaischer Religiosität".
Denn, so lautet sein Fazit, das wohl kaum unwidersprochen bleiben wird, "Religion ist nichts Harmloses. Sie hat gewinnende und schreckliche Züge, anziehende und abstoßende Seiten." Lasse man aber gerade diese Dimension des Gesamten außer acht, so gibt der Autor abschließend zu bedenken, verstelle man sich ohne Not Zugänge zu dem "ins Entsetzliche verstiegenen" (Dolf Sternberger) Bewußtsein der Täter, "zur absurden Logik ihrer Rechtfertigungen - zu jener ,Maskerade des Bösen', von der Dietrich Bonhoeffer gesagt hat, sie habe unsere ,ethischen Begriffe durcheinandergewirbelt'. Auch die Begriffe von Recht, Politik und - nota bene - Religion!"
KLAUS HILDEBRAND
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Hans Maiers umfassendes Handbuch über Totalitarismus und Politische Religionen
Hans Maier (Herausgeber): Totalitarismus und Politische Religionen. Konzepte des Diktaturvergleichs. Band III: Deutungsgeschichte und Theorie. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2003. 450 Seiten, 34,90 [Euro].
Seitdem Lenin und sein Nachfolger Stalin, Mussolini und Hitler ihre menschenverachtenden Diktaturen begründet hatten, beschäftigte die Frage nach dem Spezifischen dieser modernen Gewaltherrschaften des 20. Jahrhunderts Zeitgenossen und Späterlebende, Öffentlichkeit und Wissenschaft. Geraume Zeit sind Bolschewismus, Faschismus und Nationalsozialismus, wie Hans Maier die entsprechende Tendenz der Forschung einmal umschrieben hat, ausschließlich als "politische Phänomene" begriffen worden. Diese Einschätzung hat sich - nicht zuletzt unter dem Eindruck der großen Zeitenwende der Jahre 1989/91 - inzwischen deutlich geändert.
In Aufnahme und Weiterentwicklung zeitgenössischer Urteile, welche die Diktaturen in der Sowjetunion, in Italien und in Deutschland als politische oder säkulare Religionen zu begreifen versucht haben, steht die Frage im Zentrum der wissenschaftlichen Debatte, ob beziehungsweise inwieweit der moderne Totalitarismus eine politische Religion gewesen ist: Sind die großen Despotien des zurückliegenden Jahrhunderts mithin nichts anderes als in die Politik verschlagene Religionen? Sind ihre Ideologien, Programme und Dogmen - im Sinne einer Rückkehr zur Einheit von Kult und Polis, von Religion und Herrschaft - politisch instrumentalisierte Theologien? Sind ihre alltäglich praktizierten Riten, Inszenierungen und Stile, die den "Führer" als Messias feierten, Ausdruck einer ganz besonderen, nämlich politischen Religiosität?
Der maßgebliche deutsche Repräsentant dieses die internationale Diskussion beschäftigenden Problems ist der Münchener Politik- und Religionswissenschaftler, Philosoph und Historiker Hans Maier. Seinem großen Forschungsvorhaben, das die Jahrhundertfrage nach dem Charakter der Diktaturen des vergangenen Saeculums in den zurückliegenden Jahren umfassend untersucht hat, verdanken wir einen ganz maßgeblichen Fortschritt unserer Kenntnis über die widrige Sache. Unter dem Titel "Konzepte des Diktaturvergleichs" sind Zwischenergebnisse dieses wissenschaftlichen Projekts bereits in zwei Bänden unterbreitet worden, die gleichfalls unter dem Titel "Totalitarismus und Politische Religionen" in den Jahren 1996 und 1997 vorgelegt worden sind. Jetzt wird im dritten Band, der sich bevorzugt mit der "Deutungsgeschichte und Theorie" des Untersuchungsgegenstandes auseinandersetzt, eine Gesamtbilanz gezogen. Alles in allem liegt so etwas wie ein Handbuch zum Thema "Totalitarismus und Politische Religionen" vor, das umfassend informiert. Mehr noch: Mit Sicherheit werden von diesem Werk mannigfache, den künftigen Gang der Forschung prägende Anstöße ausgehen.
Das gilt nicht zuletzt für die Betrachtungen von Hans Otto Seitschek über frühe Verwendungen des Begriffs "Politische Religion", beispielsweise bei Tommaso Campanella oder bei Christoph Martin Wieland ebenso wie für seine Auseinandersetzung mit Autoren wie Eric Voegelin und Raymond Aron, Franz Werfel und Hermann Broch, die den Totalitarismus des 20. Jahrhunderts bereits sehr früh als ein religiöses Phänomen gedeutet haben. Das gilt auch für Hella Mandts gelehrte Abhandlung über die klassischen Begriffe der Tyrannis und Despotie sowie deren Anwendbarkeit auf die modernen Totalitarismen. Das gilt schließlich, um aus der Fülle der Ergebnisse nur einige Beispiele zu benennen, für Juan J. Linz' essayistischen Beitrag "Faschismus und nichtdemokratische Regime", der auf eine bemerkenswerte, der Religion innewohnende Dialektik aufmerksam macht: "Religion ist immer eine Bremse der absoluten Macht gewesen, aber wenn es an einem transnationalen Zentrum fehlt, das die heiligen Texte autoritativ bestimmt, kann sie dazu dienen, Macht und eine Gesellschaft zu legitimieren, deren Prinzipien sie intolerant gegenüber jedweder Andersheit macht."
Damit ist zugleich das Kernproblem des Gesamten berührt, das Hans Maiers Forschungen begleitet hat und seine "Einführung: Zur Deutung totalitärer Herrschaft 1919-1989" durchzieht. Denn mit der "sorgfältigen Bestimmung totalitärer Merkmale und Attribute", die unverzichtbar ist, scheint ihm die Frage nach dem "historisch Neuen" nicht zureichend beantwortet zu sein: "Führt nicht schon der Begriff der Ideologie über die Grenzen einer phänomenologischen Betrachtung weit hinaus? Was veranlaßt totalitäre Systeme von sich aus, nicht nur schrankenlose Handlungsfreiheit für sich zu beanspruchen, sondern zugleich die Logik der eigenen Rechtfertigung bis ins Absurde zu treiben?"
Auf Schritt und Tritt, so entwickelt Maier seine Deutung der Dinge, gerät der Historiker, der sich mit den totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts befaßt, "an religiöse Phänomene. Ob es sich nun um Feste und Feiern handelt, um den überall gegenwärtigen Personenkult (und Totenkult!), um die Mystik des ,Großen Plans', um religionsähnliche Zeichen, Symbole, Embleme, aber auch um den Alltag, der mit forderndem Anspruch - in Abhebung von christlichen Traditionen - neu gestaltet wird: überall streben die totalitären Regime einer fast antiken Nähe des Kultischen und des Politischen zu, überall sind sie bestrebt, die im Christentum wurzelnden Dualismen von Individuum und Öffentlichkeit, von Gesellschaft und Staat rückgängig zu machen. Aber sie verarbeiten auch christliche Elemente, zum Teil in usurpatorischem Zugriff: So kehrt mit dem Kommunismus ein religiöser Wahrheitsanspruch in die Politik zurück; und es entfaltet sich eine Glaubensgeschichte mit sakrosankten Texten, berufenen Auslegern, strafbewehrter Sorge um die Reinheit des Glaubens. Ketzer, Dissidenten, Apostaten, Renegaten werden verfolgt und notfalls vernichtet."
Dabei ist sich der Autor selbstverständlich darüber im klaren, daß es entschiedenen Widerspruch findet, den Begriff der Religion im Zusammenhang mit dem Phänomen des Totalitarismus zu benutzen. Vor allem ein Argument der Kritik erscheint ihm besonders bedenkenswert: "ein so ehrwürdiger Begriff wie Religion", so wird immer wieder eingewendet, "eigne sich kaum als Deutungskategorie für den Bereich der Totalitarismen. Zumindest gerate er, so verwendet, in einen Bereich der Zweideutigkeiten. Wenn gar die Rechtfertigungssysteme totalitärer Regime in die Nähe von ,Religionen' gerückt würden, müsse heillose Verwirrung entstehen. Wo sei dann am Ende noch ein Unterschied zwischen Religion und Verbrechen?"
Gleichwohl hält Maier an seinem Befund fest, wonach das eine mit dem anderen aufs engste zu tun habe, wonach der moderne Totalitarismus auf jeden Fall mehr sei als nur säkularer "Glaube an die Geschichte" und auf gar keinen Fall in Begriffen wie "Religionsersatz" oder "Ersatzreligion" aufgehe. Vielmehr entdeckt er in den Tyranneien des zurückliegenden Jahrhunderts "Schrecken und Heil, unbedingte Hingabe und unbeirrbare Gefolgschaft, das Tremendum et fascinosum der Religion, ihr Credo quia absurdum, ihr sacrificium intellectus". In dieser Perspektive erscheinen ihm die "modernen Totalitarismen als freiwillig-unfreiwillige Wiedergänger archaischer Religiosität".
Denn, so lautet sein Fazit, das wohl kaum unwidersprochen bleiben wird, "Religion ist nichts Harmloses. Sie hat gewinnende und schreckliche Züge, anziehende und abstoßende Seiten." Lasse man aber gerade diese Dimension des Gesamten außer acht, so gibt der Autor abschließend zu bedenken, verstelle man sich ohne Not Zugänge zu dem "ins Entsetzliche verstiegenen" (Dolf Sternberger) Bewußtsein der Täter, "zur absurden Logik ihrer Rechtfertigungen - zu jener ,Maskerade des Bösen', von der Dietrich Bonhoeffer gesagt hat, sie habe unsere ,ethischen Begriffe durcheinandergewirbelt'. Auch die Begriffe von Recht, Politik und - nota bene - Religion!"
KLAUS HILDEBRAND
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Was die politischen Diktaturen des 20. Jahrhunderts verbindet, so die seit längerem vorgetragene These Hans Maiers, ist ihr Charakter als Politische Religionen. Nicht einfach Religionsersatz, sondern Religion im strengen Sinne. Die Absicht von Maiers Studien und nun auch die der in diesem Band versammelten Beiträge anderer Autoren ist der Ausweis der Eigenschaften, die den Vergleich des Totalitarismus mit Religionen und ihren Dogmen sowie Rechtfertigungsargumenten aufdrängen. Höchst aufschlussreich in dieser Hinsicht findet Rezensent Klaus Hildebrand einen Aufsatz von Hans Otto Seitschek über die Verwendung des Begriffs "Politische Religion" seit der Renaissance, sowie Hella Mandts Abhandlung über die Begriffe "Tyrannis" und "Despotie". Die grundsätzliche These wird, so Hildebrand, "nicht unwidersprochen" bleiben können - nicht zuletzt, weil sie die Religion im Umkehrschluss in die Nähe des Verbrechensregimes rückt. Die von Maier und den Autoren des Bandes angeführten Argumente jedoch vermögen den Rezensenten durchaus zu überzeugen: Die Forschung wird von diesem Band "prägende Anstöße" erhalten, meint er.
© Perlentaucher Medien GmbH"
© Perlentaucher Medien GmbH"