Karin Slaughters Thriller „Tote Augen“ hatte ich schon vor einigen Jahren zum ersten Mal gelesen. Mit dem Wissen aus allen Büchern, die auf diesen ersten Teil der „Georgia-Serie“ gefolgt sind, ist es schwierig, dieses Buch zu rezensieren. Für mich ist es ein ganz spezielles Buch, denn zum ersten Mal
(und unter äußerst unschönen Umständen) treffen GBI-Agent Will Trent und die seit drei Jahren…mehrKarin Slaughters Thriller „Tote Augen“ hatte ich schon vor einigen Jahren zum ersten Mal gelesen. Mit dem Wissen aus allen Büchern, die auf diesen ersten Teil der „Georgia-Serie“ gefolgt sind, ist es schwierig, dieses Buch zu rezensieren. Für mich ist es ein ganz spezielles Buch, denn zum ersten Mal (und unter äußerst unschönen Umständen) treffen GBI-Agent Will Trent und die seit drei Jahren verwitwete Ärztin Dr. Sara Linton aufeinander. Sonst ist das Buch genauso, wie ich es von Karin Slaughter erwartet habe: es strotzt vor Gewalt, Folter, Blut und als Sahnehäubchen gibt es einen Hauch aufkommender Zuneigung zwischen Will und Sara.
Aber von vorn.
Das ältere Ehepaar Henry und Judith Coldfield ist auf dem Heimweg von einer Familienfeier, als das Auto im Dunkeln etwas rammt. Aber es ist kein Tier, das Henry überfahren hat, sondern eine junge Frau. Bei ihrer Einlieferung in die Notaufnahme des Grady Hospital stellen die Ärzte fest, dass ihre schweren Verletzungen nicht nur vom Unfall stammen, sondern dass das Opfer schon vorher gefoltert wurde. Obwohl es eigentlich nicht ihre Aufgabe ist, beginnt das Agentengespann Will Trent/Faith Mitchell vom Georgia Bureau of Investigation mit Ermittlungen. Beim ersten Außeneinsatz stößt Will auf eine unterirdische Folterkammer, in der er Hinweise auf mindestens ein weiteres Opfer findet. Kurze Zeit später bewahrheitet sich seine Befürchtung, eine junge Frau wird tot in unmittelbarer Nähe der Erdhöhle gefunden. Als Pauline McGhee vor den Augen ihres Sohnes Felix von einem Supermarktparkplatz entführt wird, beginnt die Zeit Will und Faith davonzulaufen. Was verbindet die jungen Frauen miteinander? Kannten sie sich? Und wer ist der Sadist, der hinter alldem steckt?
Ich gebe es zu: ich bin ein großer Fan von Karin Slaughter und ein noch größerer von Will Trent. Slaughters Stil, ihre bildhaften Beschreibungen der blutigsten und grausamsten Verbrechen und die Art und Weise, wie sie ihre Charaktere ausarbeitet haben es mir einfach angetan. Ja, die viele Brutalität muss man mögen und damit ist das Buch auch nichts für schwache Nerven und empfindliche Mägen, sondern eher etwas für hartgesottene Thriller-Fans. Bis zum Ende sind die Ermittlungen ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel. Will und Faith werden von lügenden Zeugen in die Irre geführt, es ergeben sich neue Spuren und Sackgassen und dann haben sie auch noch mit Polizeibeamten zu kämpfen, die nichts Besseres zu tun haben, als ihre Arbeit zu sabotieren. Die Geschichte ist dicht und rasant erzählt, der Fall wird innerhalb von vier Tagen gelöst, das hohe Tempo erhöhte für mich die Spannung ins teilweise Unermessliche. Obwohl ich ein langjähriger Krimi-Leser bin, hat mich der Schluss vollkommen überrascht. Das Einzige, was mich etwas gestört hat, war das ständige Herumreiten auf Wills Legasthenie und seiner Vorliebe für dreiteilige Anzüge. Kaum ein Kapitel kommt ohne Hinweis darauf aus.
Mit diesem Buch führt sie die „Grant County-Reihe“ (die Hauptfiguren dort sind Dr. Sara Linton und ihr Mann Jeffrey Tolliver) und die „Atlanta-Reihe“ (Hauptfiguren dort Will Trent und Faith Mitchell) zusammen. Daher ist es zwar durchaus möglich, das Buch auch einzeln zu lesen, es empfiehlt sich aber eigentlich nicht. Ein gewisses Maß an Vorwissen (beispielsweise, warum Sara Linton diesen speziellen Brief seit Ewigkeiten mit sich herumträgt) schadet bei den Büchern von Karin Slaughter nicht. Saras jetziges Leben als Klinik-Ärztin knüpft nahtlos an ihr vorheriges Leben als Kinderärztin mit eigener Praxis und Coroner an. Will kämpft nach wie vor mit seinen Dämonen, die heißen Legasthenie, Selbstzweifel und Angie, wobei letztere seine Ehefrau ist. Und Faith dachte, jetzt, wo ihr Sohn Jeremy aus dem Haus ist, könnte ihr Leben wieder geregelter laufen – jetzt ist sie schwanger und leidet zudem unter Diabetes. Viel Privates trifft auf grausame Mord/Entführungsgeschichte, das ist ein Buch ganz nach meinem Geschmack. Von mir fünf Sterne.