Produktdetails
  • Verlag: Societäts-Verlag
  • Seitenzahl: 244
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 380g
  • ISBN-13: 9783797309785
  • ISBN-10: 3797309783
  • Artikelnr.: 20756946
  • Herstellerkennzeichnung
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.05.2006

Düsteres Sittengemälde

Ist es vielleicht doch wie im wahren Leben? Der Erlenbach plätschert im Köpperner Tal, und Ingrid, die 24 Jahre jüngere Gattin eines erfolgreichen Unternehmensberaters, widmet sich am liebsten dem parkähnlichen Garten und ihren Shopping-Ausflügen in die Mainmetropole. Bis erste Risse die Taunusidylle trüben. Plötzlich werden Rosen wie von Geisterhand geköpft, sind seltsame keltische Zeichen in den Lack des schwarzen Jaguars geritzt. Dunkle Wolken ziehen über die Dolce-vita-Gesellschaft hinweg, und Ingrids "silbernes Paillettenkleid" funkelt fast schon bedrohlich "im Dunkel des Speisesaals". Ob die verschwiegene Küchenperle Hermine mit der rabenschwarzen Vergangenheit, die diebische Elster Olga, der impotente Stiefsohn und Esoterikjünger Harald oder vielleicht doch nur der karrieresüchtige Kompagnon des von Magengeschwüren gepeinigten Ehemannes ihr Unwesen im Taunus treiben - das wird erst zum Schluß verraten. Bis dahin liegen sechs vergiftete Leichen in der Taunusvilla und ein zerschundener Körper auf den Schienen der Taunusbahn.

Was an Schauplätzen zwischen Frankfurt und Bad Homburg - vom Palmengarten bis zur Taunus-Therme - alles geschieht, läßt Abgründe aufscheinen. Die Autorin malt ein ziemlich düsteres Sittenbild, dessen Gestalten manchmal allerdings unfreiwillig komische Züge tragen.

Mag die Handlung des Romans streckenweise etwas überkonstruiert daherkommen, so bewegt den Leser dennoch die Frage: Hat die im Taunus lebende Autorin etwa einen realistischen Blick hinter die Fassaden der Millionärsvillen der oberen Tausend im Taunusvor- und -hinterland geworfen? Bevor allerdings das Raten über lebende Vorbilder ihrer Romanfiguren einsetzen könnte, gibt die Autorin gleich Entwarnung. Lediglich die Spielplätze seien authentisch, Ereignisse und Figuren dagegen frei erfunden.

Seltsam, daß dennoch viele Leser, die sich in der Taunus-Society auskennen, beim Lesen oft sofort ein passendes lebendes Pendant im Kopf haben. Und allein diese heimlich angestellten Überlegungen steigern das Lesevergnügen bis zum Knistern.

HEIKE LATTKA

Olivia Kroth: Tote tanzen nicht. Societätsverlag, 250 Seiten, 14,80 Euro

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