Linn Geller ist eine starke und gleichzeitig gebrochene Frau. Seit sie von einem Auto angefahren wurde, ist für sie nichts mehr wie es war. Einst war sie Topanwältin im Bereich Wirtschaftsrecht – kurz davor Teilhaberin einer renommierten Kanzlei zu werden. Nun ist sie Pflichtverteidigerin und nimmt
jeden Fall an, den sie kriegen kann, um sich und ihre kleine Kanzlei über Wasser zu halten. Trotz…mehrLinn Geller ist eine starke und gleichzeitig gebrochene Frau. Seit sie von einem Auto angefahren wurde, ist für sie nichts mehr wie es war. Einst war sie Topanwältin im Bereich Wirtschaftsrecht – kurz davor Teilhaberin einer renommierten Kanzlei zu werden. Nun ist sie Pflichtverteidigerin und nimmt jeden Fall an, den sie kriegen kann, um sich und ihre kleine Kanzlei über Wasser zu halten. Trotz dieser Umstände hat sie jedoch ein Kämpferherz und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Aus diesem Grund kann sie auch nicht akzeptieren, dass ihre neue Mandantin einen Mord gestehen will, den sie aus Linns Sicht nicht begonnen haben kann – oder konnte sie doch? Auf der Suche nach der Wahrheit gerät Linn selbst in Gefahr.
Neben Linn gibt es noch einige weitere interessante Charaktere in „Totwasser“. Da wäre der bunte Hemden tragende Götz – ihr Kanzleipartner; Harris – ein englischer Polizist, der Linn bei ihren Ermittlungen hilft; Grace Riccardi – ein Topmodel und ihre Mandantin, die den Mord an ihrem Ehemann gestehen will, obwohl es nicht mal eine Leiche gibt…
Die Figuren, die die Autorin hier geschaffen hat, wirken auf mich authentisch und einzigartig gezeichnet. Sie sind durchaus facettenreich dargestellt und entsprechen keinen gängigen Klischees. Oft gibt es in Büchern ja „die Guten“ und „die Bösen“. Hier hat jeder Charakter gute aber auch weniger gute oder gar schlechte Charakterzüge. Dies gefällt mir sehr und es lässt die Figuren echt wirken.
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Der Debüt-Krimi von Julia Hofelich liest sich unheimlich leicht. Die Seiten flogen nur so dahin. Ich meine damit aber keinesfalls, dass die Sprache, die die Autorin genutzt hat „einfach“ ist. Die Sprache und der Schreibstil sind so treffend gewählt! Der Stil ändert sich im Buch jedoch immer wieder – z.B. spricht Grace Riccardi vollkommen anders als Linn Geller. Die Autorin hat damit jeder Figur Leben eingehaucht und ich als Leserin habe den Personen dadurch indirekt Charaktereigenschaften zugesprochen. Dies ist so geschickt passiert, dass es mir selber erst nach ca. zwei Dritteln des Buchs aufgefallen ist. Auch in angespannten, atmosphärischen Momenten der Geschichte ändert sich der Schreibstil der Autorin etwas. Dies geschieht nur ganz subtil. Dem Leser/der Leserin wird so direkt eine Stimmung und entsprechende Emotionen vermittelt. Das ist einfach unglaublich gutes Handwerk und für mich schon Kunst und nicht nur gute Unterhaltung. Hut ab für diese feinfühlige Schreibweise.
Nun habe ich mich so über den Schreibstil ausgelassen, dass man vermuten könnte, das war das Beste am ganzen Buch. Aber das täuscht! Die Spannung bei „Totwasser“ kommt ebenfalls nicht zu kurz. Nach einem aus meiner Sicht fulminanten Prolog ebbt die Spannung natürlich erstmal kurz ab. Sie wurde dann sehr bedacht und stetig vorangetrieben. In den ersten Gesprächen, die Linn mit ihrer Mandantin führt, bin ich fast wahnsinnig geworden, weil uns die Autorin wirklich nur häppchenweise neue Informationen liefert. Hier füttert uns Julia Hofelich nach und nach mit kleinen Puzzleteilen, die ein unscharfes Bild ergeben und plötzlich wirft sie den Leser/innen drei, vier Puzzleteile mit einmal hinzu, die das eben gewonnene Bild wieder komplett verzerren oder gar zerstören. Es bleibt also nichts anderes als hibbelnd weiterzulesen.
Ich empfand den Roman beim Lesen als sehr abwechslungsreich. Es gab Gänsehaut-Momente, bei denen man die Luft anhielt. Es gab emotionale Momente, bei denen man gerührt war. Es gab Momente, die mich wütend gemacht haben. Hier ist für alle Emotionen etwas dabei.
Die Auflösung war für mich überraschend – es gab bereits im Verlauf der Geschichte mehrere kleinere und größere Plottwists, ich habe also schon erwartet, dass ich auch beim Ende nicht enttäuscht werde. Ich glaube aufgrund der vielen Twists, kam ich auch nie dazu mir eine richtig gute Theorie zu überlegen, wer hinter all dem steckt.
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