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Wenn einer eine Reise tut - dann sollte er fließend Touristisch sprechen! In seinem humorvollen "Sprachkurs" entlarvt Clemens Dreyer das geschönte Fachvokabular der Reisekataloge und berichtet von kuriosen Reiseurteilen und dem ganz normalen Wahnsinn rund ums Thema Reisen.

Produktbeschreibung
Wenn einer eine Reise tut - dann sollte er fließend Touristisch sprechen! In seinem humorvollen "Sprachkurs" entlarvt Clemens Dreyer das geschönte Fachvokabular der Reisekataloge und berichtet von kuriosen Reiseurteilen und dem ganz normalen Wahnsinn rund ums Thema Reisen.
Autorenporträt
Clemens Dreyer, geb. 1975, ist Kommunikationsexperte und arbeitet seit vielen Jahren in Münchner Agenturen. Früher spielte er in diversen Bands und in einer Big Band.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.08.2011

Achtung, lustig
Neue Ferienbücher beschreiben den Urlaub als Hölle und zeigen, wie schwer den Deutschen das Reisen fällt
Wahrscheinlich würden die Deutschen nicht so viel reisen, wenn sie etwas davon verstünden. Weil Reisen dann Routine wäre und viele der Fremde schließlich überdrüssig würden. Stattdessen aber verbindet sie eine blind machende Hassliebe mit der Urlaubsfahrt, der ultimativen Herausforderung. Reisen ist Kampf.
So jedenfalls wird die Ferienlage der Nation dargestellt in den meisten Ferienbüchern dieser Saison. Der deutsche Gast ist darin beinahe unentwegt verkrampft, rechthaberisch und unbegabt für Fremdsprachen, die Gastgeber wiederum – egal welcher Nationalität – sind schlitzohrig, faul und unfähig. Was zu einem mitunter brutal geführten Duell um den jeweils eigenen Vorteil führt: Der Urlaub muss sich rechnen – also soll die Zeche bitte der andere zahlen. Zieht der Gast den Kürzeren, erzählt er nachher nicht von tollen Tagen, sondern von seinem (mal wieder) „Urlaub in der Hölle“.
So heißt Mikka Benders Kuriositätensammlung „Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt“ im Untertitel. Bender ist Redakteur beim TV-Sender Vox („Voxtours“, „Hilfe, mein Urlaub geht baden“). Davor hat er als Reise- und Expeditionsleiter gearbeitet. Bender war schon überall – aber noch nie in der Hölle. Er tut nur unentwegt so: Geruchsbelästigung im Matratzenlager auf einer Berghütte – Hölle. Dass man im Billigurlaub in der Türkei für wenig Geld doch tatsächlich nur wenig Leistung bekommt – Hölle. Da hilft offenbar nur massive Gegenwehr; am besten, man schlägt den Feind mit dessen Waffen. Dazu spricht man am besten seine Sprache, deshalb lehrt Clemens Dreyer „Touristisch für Anfänger“.
Dreyer kann sich jedoch nicht entscheiden, ob er sich über den auf dem Cover abgebildeten Tennissocken-in-Sandalen-Touristen lustig machen oder ihn als Mitglied seiner Kernleserschaft ernst nehmen soll. Letztlich ist das Buch so altbacken wie Witze über Tennissockenträger: Die meisten der vielen Aktenzeichen zu Urlauber betreffende Urteile sind aus den neunziger Jahren. Pragmatischer ist Martin Nusch: Nicht klagen, handeln ist die Devise. In seinem „Abreiseführer“ listet er deutsche Städte, „die Sie unbedingt verlassen sollten“. Was er gegen Neuss oder München anführt, spricht aber vor allem gegen ihn, da er sich nur zu gerne mit Naheliegendem zufrieden gibt.
Schadenfreude über die Malheure der anderen, Empörung über Missstände oder Pointen, die von einer breiten Basis aus Reiseklischees abgefeuert werden: Die Lektüre eines vorgeblich witzigen Reisebuchs hat scheinbar den Diaabend bei den Nachbarnabgelöst als Pflichtaufgabe in der Ferienzeit. Die Spiegel-online-Redakteure Stephan Ort und Antje Blinda knüpfen mit „Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt“ an den Erfolg von „Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt“ an – das Buch hatte sich 400 000 Mal verkauft. Sie brechen eine Lanze für die Panne, da man nur dann etwas erlebe, wenn die Tourismusinfrastruktur versage. Der Haken: Nacherzählt ist vieles nur halb so lustig wie selbst erlebt. Eben wie beim Diaabend. Frank Rumpf wiederum, inzwischen in der dpa-Geschäftsführung tätig, will hinter Urlaubskulissen blicken, findet dann aber Chefetagen attraktiver als die Maschinenräume.
Zwei lesenswerte Ferienbücher gibt es indes doch: Yannik Mahr beschreibt in „Mit 80 Ängsten um die Welt“ unprätentiös, wie er seine Reiseneurosen bekämpft. Und Zeit-Redakteur Mark Spörrle, der gemeinsam mit Lutz Schumacher den Bestseller „Senk ju for träwelling“ geschrieben hat, legt eine weitere Groteske nach: „Weg da, das ist mein Handtuch!“ ist eine Gesellschaftskomödie, erzählt anhand deutscher Stereotypen. Dass sie in einem Pauschalurlauberhotel spielt, ist insofern zweitrangig, als Spörrle wenig übers Verreisen schreibt. Er hat nur eine Situation gesucht, in der alle Figuren ganz bei sich sind.
STEFAN FISCHER
MIKKA BENDER: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt. Urlaub in der Hölle. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2011. 240 Seiten, 8,99 Euro.
CLEMENS DREYER: Touristisch für Anfänger. Die wichtigste Sprache der Hauptsaison. Langenscheidt Verlag, Berlin und München 2011. 192 Seiten, 9,99 Euro.
YANNIK MAHR: Mit 80 Ängsten um die Welt. Wie Sie verreisen und trotzdem überleben. Egmont Verlagsgesellschaften VGS, Köln 2011. 224 Seiten, 9,99 Euro.
MARTIN NUSCH: Der Abreiseführer. 88 Städte, die Sie unbedingt verlassen sollten. Carlsen Verlag, Hamburg 2011. 192 Seiten,
12,90 Euro.
STEPHAN ORTH, ANTJE BLINDA: Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt.
Ullstein Verlag, Berlin 2011.
214 Seiten, 8,99 Euro.
FRANK RUMPF: Ohne Strand kein Sand. Und andere Wahrheiten über den Urlaub. Malik Verlag, München 2011. 208 Seiten, 12,99 Euro.
MARK SPÖRRLE: Weg da, das ist mein Handtuch! Malik Verlag, München 2011. 254 Seiten, 12,95 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.01.2012

Einheimische sind kein Reisemangel

Touristisch will gelernt sein - und ganz im Stil des Hauses Langenscheidt enthält dieser Band Wortschatzübungen und Texte mit Praxisbezug, die Szenen im Hotel oder am Büfett nachspielen, zudem Lektionen in Sachen "Landestypisch". So erläutert der Autor, ein erfahrener Reiseleiter, Hotelfachvokabeln wie "unaufdringlicher Service" (Personalknappheit) oder erklärt, dass "Meerseite" nicht bedeutet, dass das Meer zu sehen ist, während "Meerblick" nicht bedeuten muss, dass das Hotel am Strand liegt. Dreyer untersucht die Syntax der Reisekataloge in ihren Steigerungsformen von "Idylle in Randlage" (keine touristische Infrastruktur") über "Leihwagen empfehlenswert" (Hotel liegt weit ab vom Schuss) bis zu "wildromantische Lage" ("gut per Helikopter zu erreichen"), während das Suffix "bar" ("beheizbar", "klimatisierbar") auf eine rein hypothetische "Möglichkeitsform" verweist. Der Autor analysiert Fitnesskult und Redekunst am Beispiel der Animateure, aber auch die mit rhetorischen Auslassungen agierendenden "einheimischen Ich-AGs", etwa Kamelbesitzer, die den Besucher der Pyramiden "für 15 Euro ein Kamel besteigen" lassen, für die Hilfe beim Absteigen aber noch einmal kassieren. Das mit kuriosen Gerichtsurteilen unterfütterte Buch gibt schließlich linguistische Hilfestellungen beim "Richtig reklamieren", um den Reisepreis nach unten zu korrigieren. Laut Amtsgericht Aschaffenburg stellen jedoch "Einheimische keinen Reisemangel dar".

sg

"Touristisch für Anfänger. Die wichtigste Sprache der Hauptsaison" von Clemens Dreyer. Langenscheidt Verlag, München 2011. 192 Seiten. Broschiert, 9,99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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