Touristisch will gelernt sein - und ganz im Stil des Hauses Langenscheidt enthält dieser Band Wortschatzübungen und Texte mit Praxisbezug, die Szenen im Hotel oder am Büfett nachspielen, zudem Lektionen in Sachen "Landestypisch". So erläutert der Autor, ein erfahrener Reiseleiter, Hotelfachvokabeln wie "unaufdringlicher Service" (Personalknappheit) oder erklärt, dass "Meerseite" nicht bedeutet, dass das Meer zu sehen ist, während "Meerblick" nicht bedeuten muss, dass das Hotel am Strand liegt. Dreyer untersucht die Syntax der Reisekataloge in ihren Steigerungsformen von "Idylle in Randlage" (keine touristische Infrastruktur") über "Leihwagen empfehlenswert" (Hotel liegt weit ab vom Schuss) bis zu "wildromantische Lage" ("gut per Helikopter zu erreichen"), während das Suffix "bar" ("beheizbar", "klimatisierbar") auf eine rein hypothetische "Möglichkeitsform" verweist. Der Autor analysiert Fitnesskult und Redekunst am Beispiel der Animateure, aber auch die mit rhetorischen Auslassungen agierendenden "einheimischen Ich-AGs", etwa Kamelbesitzer, die den Besucher der Pyramiden "für 15 Euro ein Kamel besteigen" lassen, für die Hilfe beim Absteigen aber noch einmal kassieren. Das mit kuriosen Gerichtsurteilen unterfütterte Buch gibt schließlich linguistische Hilfestellungen beim "Richtig reklamieren", um den Reisepreis nach unten zu korrigieren. Laut Amtsgericht Aschaffenburg stellen jedoch "Einheimische keinen Reisemangel dar".
sg
"Touristisch für Anfänger. Die wichtigste Sprache der Hauptsaison" von Clemens Dreyer. Langenscheidt Verlag, München 2011. 192 Seiten. Broschiert, 9,99 Euro.
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