Lilian und Lily knüpfen ein stärkeres Band miteinander, indem sie in die Gedankenwelt ihres anderen Ich eintauchen. Das diese Bindung zueinander gerade dann tiefgründiger wird, als beide durch die parallel laufenden Welten getrennt sind, war interessant zu beobachten, denn das mentale Band der
verschiedenen Persönlichkeiten wird durch die herrschende Distanz nicht abgeschwächt, sie gewinnt…mehrLilian und Lily knüpfen ein stärkeres Band miteinander, indem sie in die Gedankenwelt ihres anderen Ich eintauchen. Das diese Bindung zueinander gerade dann tiefgründiger wird, als beide durch die parallel laufenden Welten getrennt sind, war interessant zu beobachten, denn das mentale Band der verschiedenen Persönlichkeiten wird durch die herrschende Distanz nicht abgeschwächt, sie gewinnt vielmehr an Intensität. Lilian versucht die Beweggründe ihres Handelns zu erklären und lässt uns mit Hilfe ihrer Gedanken an furchtbaren Erlebnissen vergangener Zeit teilhaben, die ihr Tun um einiges verständlicher erscheinen lassen. Dennoch bleibt immer die Frage nach dem Wahrheitsgehalt. Der Austausch der beiden Frauen findet außerhalb des Aufmerksamkeitsbereichs von Rowan und ihren Freunden stattfindet, was nicht ganz ungefährlich ist.
Der Entwicklungsprozess der Charaktere hat einen großen Stellenwert in dieser Geschichte. Lily kennen wir als liebenswerten Teenager, der ihr Wohl für ihr nahestehende Menschen hinten anstellt. Ihr Dickkopf trägt dazu bei, dass sie niemals ihren Ehrgeiz verliert und sich voller Überzeugung auch für die Welt engagiert, die zu einer anderen Form eines zu Hause für sie geworden ist. Ebenso mutig steht Rowan an ihrer Seite, der mit Herzensgüte überzeugt, auch wenn ich manche seiner Entscheidungen – zumindest bisher – noch nicht richtig einordnen konnte. Ebenso verbohrt wie Lily, ergänzen die beiden sich nicht nur im Kampf um ihre Liebe, sondern ebenso im Kampf der Welten.
Ein Punkt, der der Geschichte eine besondere Note verleiht, mir aber erst in vollem Ausmaß in diesem zweiten Band ersichtlich geworden ist, sind die Parallelwelten. Die Handlungsorte liegen hier ungefähr gleichgewichtig verteilt. Einerseits war es schön Charaktere die uns namentlich schon ein Begriff waren, näher kennen zu lernen, wie beispielsweise Tristan, der zuvor nur eine kleinere Rolle eingenommen hat. Auch die Sichtweise Rowans auf Lilys Welt, ohne die ständige Gefahr im Rücken war durchaus interessant. Für Lily war die magische Welt eine Reise zu dem Kern ihrer selbst, was sich allerdings stark herauskristallisiert ist, wie sehr die Menschen auf der anderen Seite auf sie und ihren Mut angewiesen sind, was den Kontrast der Nächstenliebe zwischen Lily und Lilian hervorhebt.
Neben den Protagonisten, lernen wir auch die Nebencharaktere besser kennen. Tristan hat damals einige Minuspunkte bei mir gesammelt, einerseits wirkte er verständnisvoll und dann hat er eine Gefühllosigkeit gezeigt, die mich stark gewundert hat. Doch auch Charaktere wie Una, Breakfast und Carrick zeigen ungeahnte Seiten an sich, die den Individuen mehr tiefe verleihen, als ich vermutet habe.
Was ist durch die parallel laufenden Welten alles möglich? Wie weit sind sie bereit zu gehen um Menschen zu retten? Und wie weit würde ich mich selber aufgeben um denen, die mir am Herzen liegen eine Zukunft in ihrem Sinne zu ermöglichen?
Schreibstil:
Die erste Hälfte des Buches ist durch die Entwicklung der Charaktere geprägt, bei denen insbesondere den Nebencharakteren eine eindrucksvolle Tiefe verliehen wird. Obwohl mir die Vielfalt dieser Individuen sehr gut gefallen hat, so war der Spannungspegel doch sehr niedrig, weshalb sich dieser Teil des Buches ein wenig gezogen hat.
Josephine Angelini hat einen Grundstein gelegt, der hier in umfänglicher Ausarbeit Einzug findet. Nicht jedes Handeln, dass sich uns nicht gleich erschließt oder nachvollziehbar ist, kann man als schlecht bezeichnen. Ebenso zeigt sie uns neue Dimensionen die eine Einordnung in Gut und Böse nicht leicht gestalten und mich sehr beeindruckt hat.
Aus Sicht des allwissenden Erzählers wird das Geschehen betrachtet. Eine Perspektive die ich persönlich weniger mag, da mir in vielen Situationen immer die persönlichere Ebene fehlt. Man wart immer eine gewisse Distanz zu den Charakteren und hat nicht die gleiche Bindung zu ihnen, als wenn man in ihre Gedankenwelt eintauchen könnte.