Ngugi wa Thiong'o wurde 1938 in der kenianischen Provinz Limuru geboren. Seine Mutter war eine von vier Frauen eines traditionellen Bauern, der 24 Kinder hatte. Später, als er sein Land an einen Großgrundbesitzer verlor und er anfing zu trinken, trennten sich die Eltern. Zu Beginn war es ein wenig
schwierig, den Überblick über die Geschwister, Halbgeschwister, deren Mütter und die anderen…mehrNgugi wa Thiong'o wurde 1938 in der kenianischen Provinz Limuru geboren. Seine Mutter war eine von vier Frauen eines traditionellen Bauern, der 24 Kinder hatte. Später, als er sein Land an einen Großgrundbesitzer verlor und er anfing zu trinken, trennten sich die Eltern. Zu Beginn war es ein wenig schwierig, den Überblick über die Geschwister, Halbgeschwister, deren Mütter und die anderen Clanmitglieder zu behalten. Aber spätestens nach einem Drittel des Buches wusste man die Personen zuzuordnen.
Der Autor erzählt von seiner Kindheit in Kenia, die vom 2. Weltkrieg überschattet wurde. Seine Mutter ermöglichte ihm den Zugang zur Schule und erwartete von dem Jungen, dass dieser sein Bestes gibt. Sie möchte ihm damit die Voraussetzungen für ein besseres Leben schaffen. Und Ngugi gibt sein bestes. Schon früh erwacht Ngugis Liebe zu Geschichten, die am Lagerfeuer erzählt werden. „Oliver Twist“ ist für ihn neben dem Alten Testament prägend.
Ngugi wa Thiong'o erzählt in diesem Buch mit viel Empathie die Geschichte seiner eigenen Kindheit. Er berichtet vom Leben in der Großfamilie und von den Schwierigkeiten, die seine Mutter als Alleinerziehende hatte. Er berichtet von Armut und den Auswirkungen des 2. Weltkrieges, viele Kenianer kämpften auf Seiten der Engländer. Als sich sein großer Bruder der Mau-Mau-Bewegung anschließt, hält die Angst Einzug in Ngugis Leben. Durch des Bruders politische Aktivitäten drohen der Familie massive Repressalien.
Für mich als Leser war das Buch in zweifacher Hinsicht eine Bereicherung. Das aus der Sichtweise eines Kindes geschilderte Alltagsleben in einem kenianischen Dorf, öffnete mir ein Fenster in ein mir unbekanntes Land, in dem traditionelle Riten und Mythen auf die Moderne trafen. Aber auch sprachlich hat mich „Träume in Zeiten des Kriegen“ sehr beeindruckt. Alles wirkte ganz natürlich, nichts gekünstelt. Ich hatte am Ende des Buches das Gefühl eine Familie zu verlassen, die ich schon seit langem kenne.
Mit „Träume in Zeiten des Krieges hat Ngugi wa Thiong'o den ersten Teil seiner Biografie vorgelegt, der sehr persönlich ist und den Leser sowohl informiert als auch ausgezeichnet unterhält. Ich freue mich schon auf die Lektüre von „Im Haus des Hüters“, im dem die Jugendjahre des Autors thematisiert werden.