In der Landeshauptstadt waren Arbeiterunruhen entstanden, die sich mehr und mehr steigerten und auch auf die benachbarten Fürstlich Roggendorffschen Eisenwerke überzugreifen drohten. Es galt also dort, einen voraussichtlichen Streik hintanzuhalten. Man erwartete das Eintreffen des Fürsten, der sich mit seiner Mutter und seiner jungen Gemahlin in Florenz befand, während die Leiter der Betriebe Tag und Nacht auf ihren Posten blieben, eingehende Verhandlungen in Aussicht stellend. Inzwischen aber war es in der Stadt zum Äußersten gekommen. Man hatte Militär aufbieten müssen; die bei solchen Anlässen unvermeidlichen Opfer hatten geblutet, worauf eine dumpfe, unentschiedene Ruhe eingetreten war. In dieser bang erwartungsvollen Zeit saß ich eines Abends mit dem Grafen Erwin in dem kleinen Salon des Schlosses. Es war ein traulicher Raum, nach einer Seite hin durch einen prachtvollen alten Gobelin abgegrenzt. An der Wand gegenüber hingen einige intimere Familienporträts, unter denen eines ganz besonders hervorleuchtete. Von Lampi gemalt, stellte es den Urgroßvater des Fürsten dar in der grünen Uniform eines Landsturmmajors aus den Befreiungskriegen. Hohe Intelligenz sprach aus den edlen, aber keineswegs scharfen Zügen des noch im kräftigsten Alter stehenden Mannes, der das Haar, der Tracht seiner Zeit gemäß, leicht gepudert und nach rückwärts in einen Beutel zusammengefaßt trug. Die Farben des meisterlichen Bildes waren noch so frisch, als stammte dieses von heute, und die ungemein lebensvolle Wiedergabe der bedeutenden und doch anmutigen Persönlichkeit reizte immer wieder zu längerer Betrachtung. So blickten wir beide auch jetzt schweigend darauf hin.
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