Alexanders vielgestaltige Expeditionen vom Hellespont bis nach Indien erscheinen in antiken sowie neuzeitlichen Deutungen häufig als dichte Abfolge von Schlachtereignissen. Darüber hinaus lassen sich jedoch auch sozialhistorisch interessante Vorgänge beobachten, die sich in symbolischen Handlungen manifestierten und nachwirkenden Diskussionsstoff liefern: Das Begehen interkultureller Trankopfer und Trinkgelage bei relevanten Expeditionsetappen legt willentliche Inklusionsprozesse in der Beziehung zwischen "Siegern und Besiegten" nahe. Alexanders propagandistischer Symbolakt des Speerwurfs in den "gegnerischen Boden" sowie später durch seine Diadochen repräsentiert ein Leitmotiv territorialer Expansion, das bewusst an altorientalische Darstellungstraditionen von "Weltimperium" anknüpfte. Solche rituellen Symbolhandlungen waren bereits aus den Text- und Bildmedien persischer Großkönige wie Dareios und Xerxes bekannt und konnten Alexander als Vorbild für die eigene Stilisierung als neuer achaimenidischer Universalherrscher dienen. Marco Vitale geht in seiner Studie der altorientalisch-makedonischen Herrschaftsinszenierung Alexanders nach und analysiert seine spezifische Expeditionsrhetorik, das ihr zugrunde gelegte imperiale Narrativ sowie die damit verknüpften rituellen Symbolakte. Im Vordergrund der Analyse stehen dabei eloquente symbolische Kulthandlungen wie Libationen/Trinkgelage/Götterdedikationen und das Ritual des Speerwurfs, da besonders diese die bereits zu Lebzeiten Alexanders einerseits inklusionspolitischen und andererseits expansionsrhetorischen Facetten der Herrschaftsinszenierung metaphorisieren.
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