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Dublin, 1845: Der amerikanische Abolitionist Frederick Douglass reist durch das von Hungersnot gepeinigte Irland, wo die Leute schlimmer leiden als unter der Sklaverei. Neufundland, 1919: Die beiden Flieger Jack Alcock und Arthur Brown unternehmen den ersten Nonstopflug über den Atlantik mit Kurs Irland. New York, 1998: US-Senator George Mitchell verlässt seine junge Frau und sein erst wenige Tage altes Baby, um in Belfast die nordirischen Friedensgespräche zu einem unsicheren Abschluss zu führen. «Transatlantik» verwebt drei ikonische historische Momente mit dem Schicksal dreier Frauen:…mehr

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Produktbeschreibung
Dublin, 1845: Der amerikanische Abolitionist Frederick Douglass reist durch das von Hungersnot gepeinigte Irland, wo die Leute schlimmer leiden als unter der Sklaverei.
Neufundland, 1919: Die beiden Flieger Jack Alcock und Arthur Brown unternehmen den ersten Nonstopflug über den Atlantik mit Kurs Irland.
New York, 1998: US-Senator George Mitchell verlässt seine junge Frau und sein erst wenige Tage altes Baby, um in Belfast die nordirischen Friedensgespräche zu einem unsicheren Abschluss zu führen.
«Transatlantik» verwebt drei ikonische historische Momente mit dem Schicksal dreier Frauen: Angefangen bei der irischen Hausmagd Lily Duggan, in der Frederick Douglass die Liebe zur Freiheit weckt, folgt der Roman ihrer Tochter Emily und ihrer Enkelin Lottie in die USA und, später, zurück auf die Insel. Ihr Leben spiegelt den Verlauf der bewegten Nationalgeschichte Irlands und Amerikas. Dabei spielt ein vergessener, über drei Generationen nicht geöffneter Brief eine entscheidende Rolle.
«Transatlantik» ist ein kraftvolles Epos über die Kollision von Geschichte und persönlichem Schicksal - geschrieben mit unvergleichlicher dichterischer Intensität, mit leuchtenden Szenen und klingender Sprache.
Autorenporträt
Colum McCann wurde 1965 in Dublin geboren. Er arbeitete als Journalist, Farmarbeiter und Lehrer und unternahm lange Reisen durch Asien, Europa und Amerika. Für seine Romane und Erzählungen erhielt McCann zahlreiche Literaturpreise, unter anderem den Hennessy Award und den Rooney Prize for Irish Literature. Zum internationalen Bestsellerautor wurde er mit den Romanen Der Tänzer und Zoli. Für den Roman Die große Welt erhielt er 2009 den National Book Award. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in New York.

Dirk van Gunsteren, 1953 geboren, übersetzte u.a. Jonathan Safran Foer, Colum McCann, Thomas Pynchon, Philip Roth, T.C. Boyle und Oliver Sacks. 2007 erhielt er den Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis.
Rezensionen
"Jede Seite ist so voller Leidenschaft, Humor und schierer Lebenskraft, dass man geblendet, trunken, überwältigt zurückbleibt." -- Dave Eggers

"McCann ist mit unglaublicher Fantasie gesegnet." -- USA Today

"Ein wunderbar gewebter Stoff, ganz im Stil von McEwan." -- Red

"Der schiere Ehrgeiz, so verschiedenartige Geschichten und Schicksale durch Erzählkunst zu verbinden, hebt McCanns neuen Roman aus allen anderen Neuerscheinungen heraus." -- The New York Times Magazine

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hans-Peter Kunisch beginnt seine Lektüre mit großer Skepsis, und es dauert eine Weile, bis Colum McCann ihn davon überzeugt, dass er mit diesem Roman nicht einfach nur mit dem Wind der Geschichte segelt oder schlimmer noch von generationenübergreifenden Frauenschicksalen erzählt. Es dauert einfach ein wenig, bis der Roman zu seinen Zentrum und seiner eigentlichen Hauptfigur vorstoße, meint Kunisch, der dann aber sehr eingenommen ist. Denn auch wenn der Roman mit der Atlantik-Überquerung von 1919 beginnt, sich mit dem Besuch eines schwarzen Amerikaners in Irland 1845 fortsetzt und schließlich die Geschichte der Geschäftsfrau Lily erzählt, macht das am Ende alles Sinn. Dann nämlich hat der beglückte Rezensent einen modernen Roman über ein gelungenes Leben gelesen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.05.2014

Mit umgebautem Bomber bis nach Irland
Gegen die Fluchtrichtung: Colum McCann findet in "Transatlantik" sein Heimatland, doch alle wollen dort weg

Am Anfang stehen zwei Männer auf einer neufundländischen Wiese und warten auf schönes Wetter. Sie warten lange, aber zu Recht, denn ein bisschen Sonnenschein darf es schon sein, wenn man sich in Todesgefahr begibt. Jack Alcock und Arthur Brown kennen sich mit Gefahren zwar aus, immerhin haben sie den Ersten Weltkrieg überlebt, und, wer weiß, vielleicht haben sie deswegen so wenig Furcht, aber sie warten trotzdem - wenn auch vergebens. Der Himmel, in den sie mit ihrer Vickers Vimy, einem "umgebauten Bomber", wie es heißt, aufbrechen, ist kein Versprechen, und er schenkt ihnen nichts außer Regen, Schnee und vereisten Maschinenteilen. Doch am Ende landen die beiden tatsächlich in Irland und sind damit die Ersten, die auf dem lange für eine irrwitzige Illusion gehaltenen Flug über den Ozean nicht verlorengehen.

Alcock und Brown waren Pioniere, Brückenbauer und Grenzüberschreiter, und genau deswegen hat der Schriftsteller Colum McCann sie auserkoren, seinen neuen Roman zu eröffnen. "Transatlantik" ist eines von mehreren Büchern McCanns, in denen er erzählerisch nach Irland zurückkehrt, in jenes Land, das er selbst Mitte der achtziger Jahre mit Anfang zwanzig verlassen hat, um in Amerika sein Glück zu suchen. Die Frage, wie hoch und welcher Gestalt der autobiographische Anteil an seinen Irland-Büchern sei, liegt deshalb immer nahe und wird immer wieder gestellt, auch wenn die Antwort zum Verständnis seiner Texte gar nicht so viel beizutragen vermag.

Dass es in manchen Büchern - in dem Erzählungsband "Wie alles in diesem Land" (2001) etwa, in der Novelle "Hungerstreik" (2004), aber auch in dem mit dem National Book Award ausgezeichneten Roman "Die große Welt" (2009) - zumindest teilweise um Irland geht, mag zwar tatsächlich persönliche Gründe haben. Wichtiger ist aber das übergeordnete Thema, für das Irland genauso steht wie andere Orte in McCanns Werk, sei es Slowenien, sei es New York oder Paris: Immer wieder geht es bei ihm um das Fremd- und Anderssein, ums geistige und wirkliche Exil. McCann interessiert sich für Menschen, die ihre Familien und Heimatländer verlassen haben, oder aber, etwas weniger eindeutig, für solche, die sich fernab der westlichen bürgerlichen Mittelschichten an den Rändern ihrer Gesellschaften niederlassen.

Insofern schreibt er sein Werk auch mit dem neuen Roman fort. Ausgehend von dem ersten Transatlantikflug, den die beiden Engländer 1919 absolvierten, erzählt sein Buch in Vor- und Rückblenden eine einhundertfünfzig Jahre umspannende Geschichte irisch-amerikanischer Beziehungen. Die Haltepunkte dieser Geschichte bilden zum einen drei historische Ereignisse - also der besagte Flug; der auf dem Höhepunkt einer Hungersnot Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in Irland erfolgte Besuch des ehemaligen amerikanischen Sklaven und Abolitionisten Frederick Douglass; und schließlich die Aushandlung des Karfreitagsabkommens, mit dem 1998 der irische Bürgerkrieg zu Ende ging. Auf der anderen Seite begegnen uns in dem Buch indes eine Reihe von weiblichen Charakteren, die, im Gegensatz zu den meisten Männern, alle fiktional sind und dem Roman strukturell als Bindeglieder dienen: Durch das parallele Auftauchen fiktionaler und realer Figuren verweben sich somit politisch-historische und private Sphären. Die Lebenswege der Frauen erzählen dann von den Auswirkungen der großen Geschichte auf den Einzelnen.

Wieder hat McCann also ein Buch geschrieben, in dem er, statt das Geschehen um ein Zentrum herum anzuordnen, mehrere Erzählstränge gleichberechtigt nebeneinanderstellt. Dem Leser verlangt er damit einiges an Aufmerksamkeit ab, weil sich Hinweise auf das, was die Figuren miteinander verbindet, oft in Halbsätzen und Andeutungen verbergen. Dem Autor selbst aber erlaubt dieses von ihm bereits mehrfach erprobte Erzählverfahren und der aus ihm entstehende Eindruck des Kaleidoskopartigen und Mosaikhaften, der breiten Zeitspanne Herr zu werden, die sein Buch umfasst. Dass man dabei nur selten den Eindruck gewinnt, es mit einzelnen Episoden, sondern tatsächlich mit einer Erzählung aus einem Guss zu tun zu haben, zeigt, wie gut McCann sein literarisches Handwerk versteht.

Als Stein des Anstoßes dient ihm der Zustand seiner irischen Heimat. Im Roman ist Irland ein zerrissenes, von Hungersnöten, Bürgerkriegen und Finanzkrisen gebeuteltes Land, das seinen Bewohnern im Grunde keine andere Wahl lässt, als wegzugehen. Als Erste wird die Hausmagd Lily Duggan ihr Land verlassen. Sie war, so schreibt McCann etwas lapidar, "einer Sehnsucht gefolgt" und begreift erst später, als sie schon lange in den Vereinigten Staaten lebt, dass es die Sehnsucht nach einer eigenen Geschichte war, von der sie spürte, dass sie sie im hungerleidenden Irland der Jahre 1845/46 nicht würde schreiben können. Nicht ganz zufällig wird Lilys Tochter Emily später zu einer erfolgreichen, fulminante Reportagen schreibenden Journalistin, die ihrerseits den Weg zurück nach Irland antritt - um über jene beiden Piloten zu berichten, die das erste Mal ihren Flieger über den Atlantik lenkten. Im Laufe des Romans werden auf diese Weise verschiedene Verbindungslinien über den Ozean gesponnen. Und diese Linien zeigen, dass vor allem die weiblichen Figuren auf ihren Reisen nach etwas suchten, was sich wohl als Identität bezeichnen lässt - ob diese Identität in irgendeinem und, wenn ja, in welchem Verhältnis sie zur Herkunft steht, das sind dann die Fragen, die der Roman aufwirft.

Gottlob ist er klug genug, darauf keine eindeutige Antwort zu geben. Er versinnbildlicht diese Suche aber in einem Brief, der einst in Neufundland aufgegeben wurde, dann von Tochter zu Tochter weitergereicht und erst spät, als sich die Erzählung in die jüngere Vergangenheit hineinbewegt, geöffnet und gelesen wird. Dieser Brief, der als Metapher zuweilen etwas zu selbsterklärend wirkt, obwohl der Autor ihn mit äußerster Vorsicht ins Geschehen einzuflechten versucht, gibt zumindest einen kleinen Hinweis auf die Richtung, in der eine Lösung zu finden sein könnte.

Verfasst hat ihn einst Emily, und sie schreibt: "Wir erfahren nur selten, welches Echo unsere Handlungen haben, aber unsere Geschichten werden uns beinahe gewiss überleben." Diese Geschichten könnten also Anhaltspunkte liefern, allerdings - darauf verweist die schöne Einschränkung "beinahe gewiss" - bedarf es einer Instanz, die sie auch erzählen kann. Das können natürlich die Söhne und Töchter sein. Es ist aber auch möglich, dass sich ein anderer, übergeordneter Erzähler findet - einer, der die Geschichten vom Hunger, vom Krieg und von der Liebe aufliest und zusammenführt, und zwar so, dass sie sich sogar denen erschließen, die sie erlebt haben. Und genau so ein Erzähler ist Colum McCann.

LENA BOPP

Colum McCann: "Transatlantik". Roman.

Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2014. 381 S., geb., 22,95 [Euro].

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Ein wunderbar gewebter Stoff, ganz im Stil von McEwan. Red