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Eine Demontage des Stereotyps vom »Ostjuden«Seit Ende des 19. Jahrhunderts, vor allem aber seit Anfang der 1920er Jahre war Berlin für Juden aus Osteuropa Zuflucht und Zwischenstation. Die deutsche Metropole wurde eines der größten Migrationszentren in Europa.Die jüdischen Einwanderer aus Osteuropa waren zumeist Kriegs-, Pogrom- und Revolutionsflüchtlinge. Sie unterschieden sich nach Sozialstatus ebenso wie nach kulturellen und politischen Optionen. Verbunden waren sie jedoch durch Erinnerungen an das, was sie erlebt und zurückgelassen hatten. Viele der Migranten lebten im Scheunenviertel,…mehr

Produktbeschreibung
Eine Demontage des Stereotyps vom »Ostjuden«Seit Ende des 19. Jahrhunderts, vor allem aber seit Anfang der 1920er Jahre war Berlin für Juden aus Osteuropa Zuflucht und Zwischenstation. Die deutsche Metropole wurde eines der größten Migrationszentren in Europa.Die jüdischen Einwanderer aus Osteuropa waren zumeist Kriegs-, Pogrom- und Revolutionsflüchtlinge. Sie unterschieden sich nach Sozialstatus ebenso wie nach kulturellen und politischen Optionen. Verbunden waren sie jedoch durch Erinnerungen an das, was sie erlebt und zurückgelassen hatten. Viele der Migranten lebten im Scheunenviertel, andere im bürgerlichen Charlottenburg, das aufgrund des hohen russischen Anteils der Bevölkerung auch Charlottengrad genannt wurde.Das erlebte Leid und die Erfahrungen in der Fremde trennten die Flüchtlinge von der deutschen Gesellschaft. Gleichzeitig kam es aber - vor allem in Kreisen der Arbeiterbewegung und der Literaturavantgarde - zu Verflechtungen und Wechselwirkungen west- und osteuropäischer Einflüsse. Die Einwanderer machten Berlin zu einem Zentrum jüdischer Kultur und waren zugleich Teil der multikulturellen Stadtlandschaft. Ihre Erfahrungen, Weltwahrnehmungen und Überlebensstrategien in der Großstadt stehen im Mittelpunkt des Bandes.Etwa die Hälfte der Beiträge ist in englischer Sprache verfasst.
Autorenporträt
Verena Dohrn ist Historikerin und Autorin mit dem Schwerpunkt Jüdische Geschichte und Kultur im östlichen Europa.Veröffentlichungen u. a.:»Die Nacht hat uns verschluckt«. Poesie und Prosa jüdischer Migrant_innen im Berlin der 1920 /30er Jahre (Mithg., 2018); Jüdische Eliten im Russischen Reich (2008); Simon Dubnow »Buch des Lebens« (Hg., 2004 /05);Baltische Reise (1994); Reise nach Galizien (1991).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Den transitorischen Charakter Berlins kann Susanne Klingenstein in den Emigrantengeschichten der Ostjuden gut nachvollziehen. Die Essays in diesem Band lassen sie ahnen, welche Rolle Berlin, welche Rolle vor allem die jüdischen Exilanten in der deutschen Kultur spielten. So gut ihr der Forschungsgegenstand bereits dokumentiert scheint, so originell findet sie den von Vera Dohm und Gertrud Pickhan herausgegebenen Band mit 18 zum Teil auf Englisch verfassten Beiträgen zu den damaligen sozialen Netzwerken, namentlich in den Cafes, einzelnen Werk- und Lebensgeschichten oder zur Rolle der Übersetzer. Die Rezensentin lobt die Reichhaltigkeit und Klarheit der Essays. Sie verhelfen ihr zu der Einsicht, warum Berlin für die jüdische Diaspora zwischen 1918 und 1939 keine Heimat werden konnte.

© Perlentaucher Medien GmbH