National Bestseller . A Finalist for the Scotiabank Giller Prize . A Finalist for the Goldsmiths Prize . Long-listed for the International Dublin Literary Award . One of Time Magazine's Top 10 Fiction Books of the Year A New York Times Book Review Notable Book . Named a Best Book of the Year by The Guardian, Southern Living, NOW Magazine, Commonweal, The Washington Independent Review of Books, the San Francisco Chronicle, The Globe and Mail, BOMB Magazine, and The National Post (Canada) The Stunning Second Novel of a Trilogy That Began with Outline, One of New York Times Book Review's 10 Best Books of the Year In the wake of her family's collapse, a writer and her two young sons move to London. The process of this upheaval is the catalyst for a number of transitions-personal, moral, artistic, and practical-as she endeavors to construct a new reality for herself and her children. In the city, she is made to confront aspects of living that she has, until now, avoided, and to consider questions of vulnerability and power, death and renewal, in what becomes her struggle to reattach herself to, and believe in, life. Filtered through the impersonal gaze of its keenly intelligent protagonist, Transit sees Rachel Cusk delve deeper into the themes first raised in her critically acclaimed novel Outline and offers up a penetrating and moving reflection on childhood and fate, the value of suffering, the moral problems of personal responsibility, and the mystery of change. In this second book of a precise and short yet epic cycle, Cusk describes the most elemental experiences, the liminal qualities of life. She captures with unsettling restraint and honesty the longing to both inhabit and flee one's life, and the wrenching ambivalence animating our desire to feel real.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.2017Siri kann dich trösten
Eine Ehe hält nicht etwa zwei Menschen zusammen, sie bedeutet die Verleugnung gewisser Wirklichkeiten: Rachel Cusk hantiert mit schematischem Romanpersonal.
Sie ist Schriftstellerin. Sie ist geschieden. Sie hat zwei Kinder, die gerade nicht bei ihr sind. Sie unterrichtet kreatives Schreiben, manchmal. Faye heißt sie, die Erzählerin in dem Roman "Transit" von Rachel Cusk, doch ihr Name wird nur einmal genannt, geradeso wie in dem im vergangenen Jahr auf Deutsch herausgekommenen Vorgängerroman "Outline" (F.A.Z. vom 10. Mai 2016).
Es handelt sich, so heißt es, bei "Transit" um den zweiten Teil einer geplanten Trilogie. Das ist für ein Buch eine schwierige Position, und möglicherweise liegt es auch daran, dass "Transit" nicht die Zwangsläufigkeit erreicht, die "Outline" hatte - ein Roman übrigens, der sehr gut für sich allein stehen kann.
Auch "Transit" ist erst einmal als selbständiges Buch zu lesen. Die Ich-Erzählerin zieht vom Land zurück nach London. Die Wohnung, die sie in einem heruntergekommenen Haus gekauft hat, in dessen Untergeschoss eine bösartige Familie lebt, muss renoviert werden, was ebenso Zeichen wie weiterer Anlass der Unbehaustheit der Figur ist. Das Leben dieser Frau ist auseinandergebrochen, und aus Fragmenten, Beobachtungen und Gedanken zum Leben anderer scheint sie sich das Gerüst für ein neues basteln zu wollen, obwohl sie in "Transit" eher abwartet als aufbaut. In jedem Kapitel geht es um eine Begegnung, die philosophische Überlegungen in Gang setzt oder Fragen aufwirft. Fragen, die sowohl aufs Leben wie aufs Schreiben zielen. Hier wie dort geht es um die Illusion - die Illusion eines gelungenen Lebens oder überhaupt der Möglichkeit dazu auf der einen Seite, auf der anderen um die Illusion von Wirklichkeit, die Literatur oder zumindest schöne Sätze erzeugen.
Für beides hat Rachel Cusk offenbar keine Verwendung (mehr), ebenso wenig wie ihre Erzählerin: "Ich sagte ihm, meiner Ansicht nach funktionierten die meisten Ehen so, wie man es von einer Geschichte erwarten würde: Man müsse sich einfach auf eine Fiktion einlassen. Es sei nicht Perfektion, die zwei Menschen zusammenhalte, sondern die Verleugnung gewisser Wirklichkeiten."
Sich nicht mehr auf eine Fiktion einzulassen, das bedeutet, autobiographisch zu erzählen, dies aber im vorliegenden Fall, ohne die zentrale Figur, die da erzählt, plastisch werden zu lassen. Eine reizvolle Aufgabe, aber auch riskant. Schnell wird klar, wir lesen kein Buch, das uns für sich, seine Figuren, gar die Autorin einnehmen will, sondern wir lesen ein Buch, das ein Experiment ist: Wie und was lässt sich erzählen, wenn die Figur, die spricht, schemenhaft bleibt? Wenn die Menschen, die sie trifft, fast sämtlich uninteressante Gestalten sind, die Situationen banal, etwa der Empfang einer Spam-Mail, ein Abendessen, ein Friseurbesuch? Und wenn die Sprache, in der das alles häufig in indirekter Rede berichtet wird, flach bleibt, obwohl Rachel Cusk durchaus Sätze schreiben kann, die nicht auf der Seite kleben bleiben? Womit hält uns ein solches Buch bei der Stange? "Transit" gelingt es nur bedingt. "Ist doch seltsam", sagt der ehemalige Freund der Erzählerin, als sie sich zufällig Jahrzehnte nach ihrer Trennung wiedertreffen, "dass du ständig alles verändert hast und ich nichts und wir trotzdem am selben Ort gelandet sind." Die Erzählerin, die daraufhin nichts sagt, scheint sich mit der Autorin zu fragen: ist das Schicksal? Oder Zufall? Aber als Leserin denkt man: Spielt es eine Rolle, und wenn ja, wofür?
Das Buch beginnt damit, dass die Erzählerin die Mail einer Astrologin bekommt mit der Nachricht, in ihrem "persönlichen Himmel" kündige sich "ein wichtiger Transit" an. Ihr ist völlig klar, dass die Mail von einem Computerprogramm abgeschickt wurde, vermutlich vom selben generiert wie die Astrologin selbst. Die Erzählerin empfindet die Mail einerseits als bedrohlich, andererseits erinnert sie das Schreiben an einen depressiven Freund, der sich in der direkten Ansprache von Werbung oder von der Stimme des Navis im Auto fürsorglich, sogar liebevoll angesprochen und ernst genommen fühlte. Diese Überlegungen, verbunden mit dem Bericht des Wohnungskaufs in London, bilden den Prolog. Auf die Wohnung kommt das Buch zurück. Auf das Horoskop auch. Auf den Freund nicht und auch nicht auf die Frage, was es bedeutet, wenn die tote Ansprache eines Werbeposters oder die digital erzeugte Stimme aus einem Gerät uns Trost spenden.
Auch jedes der folgenden Kapitel steht für sich, das bedeutet, in jedem wird in gewisser Weise einer Frage (oder auch mehreren) nachgegangen, eine Begegnung geschildert. Die Begegnung mit zwei anderen Autoren etwa auf einem Literaturfestival in einem der lustigeren Kapitel. Einer heißt Julian, ist "groß und fleischig", elegant gekleidet und übernimmt die Rolle des Anheizers, obwohl ein Moderator da ist. Julian, ein Exemplar von Traditionalismus, hat ein autobiographisches Buch geschrieben, aus dem er liest. "Die Leser glaubten, dass Julian nichts erfinden müsste; die leidvollen Erfahrungen befreiten ihn von dieser Pflicht." Er ist sich völlig darüber im Klaren, dass ihm die Aufmerksamkeit, die er bekommt, niemals genug ist. "Zu schreiben sei einfach nur eine Möglichkeit der Selbstjustiz", sagt er. Der andere, ein Exemplar des Rebellentums, heißt Louis, und auch er schreibt autobiographisch. Allerdings schreibt Louis von den banalen Dingen seines Alltags, und "seine Schilderungen des Essens, Trinkens, Scheißens, Pissens und Fickens - und noch öfter des Masturbierens" - hielten viele Leser für langweilig, während Julians Bücher von unerhörten (Missbrauchs-)Erlebnissen handelten. Beide Bücher waren enorme Erfolge. Man braucht nicht weit zu gehen, um zu begreifen, von wem hier die Rede ist. Rachel Cusk ist eine ausgesprochene Verehrerin von Knausgård. Darüber, was ihre Erzählerin vorliest, erfahren wir nichts.
Wohin führt das? Das Kapitel über die Lesung auf dem Open-Air-Literaturfestival kann als poetologische Suchbewegung, als Kommentar zu den verschiedenen Modi des Schreibens und der Verwandlung von Erfahrung in Geschichten gelesen werden. Diese Abzweigung in das Schreiben anderer betont die passive Haltung der Erzählerin in dem vorliegenden Buch, weil die zwei Schriftstellerkollegen so deutlich machen, wo der Machtanteil am Erzählen liegt und dass es diese Kontrolle über das Geschehen ist (auch bei der Lesung übrigens), die ihnen das Schreiben so wertvoll macht.
Warum aber schreibt die Erzählerin? Um dem Leben die Fiktionen auszutreiben? Dazu ist sie nicht angriffslustig genug. Freiheit ist eines der wiederkehrenden Motive, die Freiheit, die man aufgibt, wenn man sich die Haare färbt, oder auch die Freiheit, Menschen zu verlassen. Zwischendurch ziehen sich die Episoden dahin, von einer Studentin, die Marsden Hartley verehrt oder auch nicht, Gespräche münden in Kalendersprüchen ("Freiheit ist, sagte ich, wenn man aus dem Haus geht und es kein Zurück gibt") oder versanden vollends.
Doch dann, im allerletzten Kapitel, scheint sich das Schreiben doch noch von all dem zu erholen und zu emanzipieren, was es alles nicht sein soll. Eine Erzählung kommt in Gang. Eine Erzählung voller Atmosphäre, etwa einer Autofahrt durch dichten Nebel zum Haus eines Vetters, der eine neue Frau hat und zum Abendessen eingeladen hat. Eine Horrorveranstaltung, wie sich herausstellt, ein Reigen von Grausamkeiten, Heuchelei und Betrug, der von der Erzählerin als eine Art endlich erreichter Läuterung angesichts des misslungenen Lebens wahrgenommen wird, aus dem sie endlich fortschleichen kann. "Ich nahm eine Veränderung wahr, tief unter der Oberfläche aller Dinge."
Das nächste Buch, dürfen wir vermuten, wird auf der Grundlage dieser Veränderung auf der letzten Seite von "Transit" geschrieben.
VERENA LUEKEN.
Rachel Cusk: "Transit".
Roman.
Aus dem Englischen von Eva Bonné. Suhrkamp Verlag, Berlin 2017. 238 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Ehe hält nicht etwa zwei Menschen zusammen, sie bedeutet die Verleugnung gewisser Wirklichkeiten: Rachel Cusk hantiert mit schematischem Romanpersonal.
Sie ist Schriftstellerin. Sie ist geschieden. Sie hat zwei Kinder, die gerade nicht bei ihr sind. Sie unterrichtet kreatives Schreiben, manchmal. Faye heißt sie, die Erzählerin in dem Roman "Transit" von Rachel Cusk, doch ihr Name wird nur einmal genannt, geradeso wie in dem im vergangenen Jahr auf Deutsch herausgekommenen Vorgängerroman "Outline" (F.A.Z. vom 10. Mai 2016).
Es handelt sich, so heißt es, bei "Transit" um den zweiten Teil einer geplanten Trilogie. Das ist für ein Buch eine schwierige Position, und möglicherweise liegt es auch daran, dass "Transit" nicht die Zwangsläufigkeit erreicht, die "Outline" hatte - ein Roman übrigens, der sehr gut für sich allein stehen kann.
Auch "Transit" ist erst einmal als selbständiges Buch zu lesen. Die Ich-Erzählerin zieht vom Land zurück nach London. Die Wohnung, die sie in einem heruntergekommenen Haus gekauft hat, in dessen Untergeschoss eine bösartige Familie lebt, muss renoviert werden, was ebenso Zeichen wie weiterer Anlass der Unbehaustheit der Figur ist. Das Leben dieser Frau ist auseinandergebrochen, und aus Fragmenten, Beobachtungen und Gedanken zum Leben anderer scheint sie sich das Gerüst für ein neues basteln zu wollen, obwohl sie in "Transit" eher abwartet als aufbaut. In jedem Kapitel geht es um eine Begegnung, die philosophische Überlegungen in Gang setzt oder Fragen aufwirft. Fragen, die sowohl aufs Leben wie aufs Schreiben zielen. Hier wie dort geht es um die Illusion - die Illusion eines gelungenen Lebens oder überhaupt der Möglichkeit dazu auf der einen Seite, auf der anderen um die Illusion von Wirklichkeit, die Literatur oder zumindest schöne Sätze erzeugen.
Für beides hat Rachel Cusk offenbar keine Verwendung (mehr), ebenso wenig wie ihre Erzählerin: "Ich sagte ihm, meiner Ansicht nach funktionierten die meisten Ehen so, wie man es von einer Geschichte erwarten würde: Man müsse sich einfach auf eine Fiktion einlassen. Es sei nicht Perfektion, die zwei Menschen zusammenhalte, sondern die Verleugnung gewisser Wirklichkeiten."
Sich nicht mehr auf eine Fiktion einzulassen, das bedeutet, autobiographisch zu erzählen, dies aber im vorliegenden Fall, ohne die zentrale Figur, die da erzählt, plastisch werden zu lassen. Eine reizvolle Aufgabe, aber auch riskant. Schnell wird klar, wir lesen kein Buch, das uns für sich, seine Figuren, gar die Autorin einnehmen will, sondern wir lesen ein Buch, das ein Experiment ist: Wie und was lässt sich erzählen, wenn die Figur, die spricht, schemenhaft bleibt? Wenn die Menschen, die sie trifft, fast sämtlich uninteressante Gestalten sind, die Situationen banal, etwa der Empfang einer Spam-Mail, ein Abendessen, ein Friseurbesuch? Und wenn die Sprache, in der das alles häufig in indirekter Rede berichtet wird, flach bleibt, obwohl Rachel Cusk durchaus Sätze schreiben kann, die nicht auf der Seite kleben bleiben? Womit hält uns ein solches Buch bei der Stange? "Transit" gelingt es nur bedingt. "Ist doch seltsam", sagt der ehemalige Freund der Erzählerin, als sie sich zufällig Jahrzehnte nach ihrer Trennung wiedertreffen, "dass du ständig alles verändert hast und ich nichts und wir trotzdem am selben Ort gelandet sind." Die Erzählerin, die daraufhin nichts sagt, scheint sich mit der Autorin zu fragen: ist das Schicksal? Oder Zufall? Aber als Leserin denkt man: Spielt es eine Rolle, und wenn ja, wofür?
Das Buch beginnt damit, dass die Erzählerin die Mail einer Astrologin bekommt mit der Nachricht, in ihrem "persönlichen Himmel" kündige sich "ein wichtiger Transit" an. Ihr ist völlig klar, dass die Mail von einem Computerprogramm abgeschickt wurde, vermutlich vom selben generiert wie die Astrologin selbst. Die Erzählerin empfindet die Mail einerseits als bedrohlich, andererseits erinnert sie das Schreiben an einen depressiven Freund, der sich in der direkten Ansprache von Werbung oder von der Stimme des Navis im Auto fürsorglich, sogar liebevoll angesprochen und ernst genommen fühlte. Diese Überlegungen, verbunden mit dem Bericht des Wohnungskaufs in London, bilden den Prolog. Auf die Wohnung kommt das Buch zurück. Auf das Horoskop auch. Auf den Freund nicht und auch nicht auf die Frage, was es bedeutet, wenn die tote Ansprache eines Werbeposters oder die digital erzeugte Stimme aus einem Gerät uns Trost spenden.
Auch jedes der folgenden Kapitel steht für sich, das bedeutet, in jedem wird in gewisser Weise einer Frage (oder auch mehreren) nachgegangen, eine Begegnung geschildert. Die Begegnung mit zwei anderen Autoren etwa auf einem Literaturfestival in einem der lustigeren Kapitel. Einer heißt Julian, ist "groß und fleischig", elegant gekleidet und übernimmt die Rolle des Anheizers, obwohl ein Moderator da ist. Julian, ein Exemplar von Traditionalismus, hat ein autobiographisches Buch geschrieben, aus dem er liest. "Die Leser glaubten, dass Julian nichts erfinden müsste; die leidvollen Erfahrungen befreiten ihn von dieser Pflicht." Er ist sich völlig darüber im Klaren, dass ihm die Aufmerksamkeit, die er bekommt, niemals genug ist. "Zu schreiben sei einfach nur eine Möglichkeit der Selbstjustiz", sagt er. Der andere, ein Exemplar des Rebellentums, heißt Louis, und auch er schreibt autobiographisch. Allerdings schreibt Louis von den banalen Dingen seines Alltags, und "seine Schilderungen des Essens, Trinkens, Scheißens, Pissens und Fickens - und noch öfter des Masturbierens" - hielten viele Leser für langweilig, während Julians Bücher von unerhörten (Missbrauchs-)Erlebnissen handelten. Beide Bücher waren enorme Erfolge. Man braucht nicht weit zu gehen, um zu begreifen, von wem hier die Rede ist. Rachel Cusk ist eine ausgesprochene Verehrerin von Knausgård. Darüber, was ihre Erzählerin vorliest, erfahren wir nichts.
Wohin führt das? Das Kapitel über die Lesung auf dem Open-Air-Literaturfestival kann als poetologische Suchbewegung, als Kommentar zu den verschiedenen Modi des Schreibens und der Verwandlung von Erfahrung in Geschichten gelesen werden. Diese Abzweigung in das Schreiben anderer betont die passive Haltung der Erzählerin in dem vorliegenden Buch, weil die zwei Schriftstellerkollegen so deutlich machen, wo der Machtanteil am Erzählen liegt und dass es diese Kontrolle über das Geschehen ist (auch bei der Lesung übrigens), die ihnen das Schreiben so wertvoll macht.
Warum aber schreibt die Erzählerin? Um dem Leben die Fiktionen auszutreiben? Dazu ist sie nicht angriffslustig genug. Freiheit ist eines der wiederkehrenden Motive, die Freiheit, die man aufgibt, wenn man sich die Haare färbt, oder auch die Freiheit, Menschen zu verlassen. Zwischendurch ziehen sich die Episoden dahin, von einer Studentin, die Marsden Hartley verehrt oder auch nicht, Gespräche münden in Kalendersprüchen ("Freiheit ist, sagte ich, wenn man aus dem Haus geht und es kein Zurück gibt") oder versanden vollends.
Doch dann, im allerletzten Kapitel, scheint sich das Schreiben doch noch von all dem zu erholen und zu emanzipieren, was es alles nicht sein soll. Eine Erzählung kommt in Gang. Eine Erzählung voller Atmosphäre, etwa einer Autofahrt durch dichten Nebel zum Haus eines Vetters, der eine neue Frau hat und zum Abendessen eingeladen hat. Eine Horrorveranstaltung, wie sich herausstellt, ein Reigen von Grausamkeiten, Heuchelei und Betrug, der von der Erzählerin als eine Art endlich erreichter Läuterung angesichts des misslungenen Lebens wahrgenommen wird, aus dem sie endlich fortschleichen kann. "Ich nahm eine Veränderung wahr, tief unter der Oberfläche aller Dinge."
Das nächste Buch, dürfen wir vermuten, wird auf der Grundlage dieser Veränderung auf der letzten Seite von "Transit" geschrieben.
VERENA LUEKEN.
Rachel Cusk: "Transit".
Roman.
Aus dem Englischen von Eva Bonné. Suhrkamp Verlag, Berlin 2017. 238 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.07.2017Wind
im Haus
Rachel Cusk erkundet in ihrem
Roman „Transit“ die inneren
Verwüstungen einer Scheidung
VON MEIKE FESSMANN
Als wäre sie aus großer Höhe hinabgesprungen, weil sie glaubte, fliegen zu können, um dann zu entdecken, dass sie einfach nur fällt. Mit diesem starken Bild beschreibt Rachel Cusk das Auseinanderbrechen ihrer Ehe. Die 1967 in Kanada geborene, seit Langem in Großbritannien lebende Schriftstellerin hat viel über ihre Scheidung erzählt, in Interviews und in ihrem Buch „Aftermath: On Marriage and Separation“ (2012). Für ihre Offenheit wurde sie heftig angegriffen. Sie war mit Adrian Clarke verheiratet, einem Anwalt, der die Rolle des Hausmanns übernommen hatte und nebenbei zum Fotografen wurde, als der er inzwischen gilt.
Es ist eine spezielle Form des Gender Trouble, die Rachel Cusks Roman „Transit“ über seine hohe Qualität hinaus interessant macht. Denn ihr geschiedener Mann wollte Unterhalt von ihr. Ein Anwalt wird von einer Schriftstellerin versorgt? Wie soll das gehen, fragte sie sich. Doch sie habe immer Gleichheit gewollt und schon versucht, ihre Mutter dazu zu bewegen, sie einzuklagen. So begrüßte sie es, dass ihr Mann die weibliche Rolle übernahm. Es sei wie eine Travestie gewesen, sie beide hätten die Geschlechter getauscht. Nach der Scheidung sei ihr plötzlich klar geworden, dass ihr Mann sie wirklich hasst. Und auch sie hasste sich selbst.
Vielleicht kann man solche Gefühlsverwirrungen, die überhaupt nichts mit dem zu tun haben, was man für politisch korrekt oder rational für angemessen hält, tatsächlich nirgendwo so gut darstellen wie in der Literatur. Mit „Transit“, mehr noch als mit seinem Vorgänger „Outline“, ist Rachel Cusk ein Roman geglückt, der eine überzeugende Form für die Schutzlosigkeit gefunden hat, die ihre Erzählerin nach der Scheidung empfindet. Es ist ein so fundamentales Gefühl des Ausgesetztseins, dass ein Begriff wie Georg Lukács „transzendentale Obdachlosigkeit“ angemessener erscheint als alltagssprachliche Wendungen.
Faye, wie das Alter Ego der Schriftstellerin auch schon in „Outline“ heißt, hat sich nach der Scheidung in London ein Haus gekauft, um vom Land zurück in die Stadt zu ziehen. Nichts sei so wichtig wie eine gute Lage, hat ihr ein Freund geraten. Also ist das Häuschen so baufällig, wie man es sich nur vorstellen kann. Schon dafür muss sie sich hoch verschulden. Im Souterrain wohnt ein abgetakeltes Ehepaar, die Frau eine böse Keifzange, die sie übel beschimpft und ständig mit dem Besenstiel gegen die Decke klopft, der Mann an Krebs erkrankt und ruhebedürftig. Ein asthmatischer Hund gehört gleichfalls zum Setting. Er pinkelt in den Vorgarten, in dem allerlei Gerümpel lagert. Der Geruch vermischt sich mit undefinierbaren Essensdünsten.
Die beiden Söhne sind während der Renovierungsarbeiten beim Vater untergebracht. Sie treten nicht leibhaftig auf, rufen nur manchmal die Mutter an, wenn sie in Not sind oder sich beklagen wollen. Der große Kunstgriff des Romans besteht darin, dass Rachel Cusk zwar aus der Ich-Perspektive erzählt, Faye aber nur selten von sich selbst spricht, sondern indirekt wiedergibt, was andere zu ihr sagen.
Und da prasselt es von allen Seiten auf sie ein: Von der Spam-Mail, die ihr astrologische Beratung anbietet, über den Bauunternehmer, der ihr empfiehlt, das Haus lieber möglichst schnell wieder zu verkaufen statt sich – und ihm – die Nerven zu ruinieren, bis zu dem Vorarbeiter aus Aserbaidschan, der sich hinter ihrem Rücken mit den Souterrain-Bewohnern verbündet, indem er behauptet, sie versklave ihn, alles nur zu ihrem Vorteil, wie er betont, um das Ehepaar gefügig zu machen. Dem polnischen Arbeiter, dessen Heimweh auf sie überschwappt und der mit seinen Kindern nur per Handy Kontakt hält, ist sie emotional vielleicht am nächsten.
Die Freundin kommt zu spät zur Verabredung ins Café und überschüttet sie mit ihren Liebesproblemen. Ihre Studenten im Creative Writing Kurs texten sie zu. Die beiden Schriftstellerkollegen, mit denen sie bei einem Literaturfestival in der Provinz, pitschnass vom Regen, auf der Bühne sitzt, spielen sie an die Wand. Als echte „Profis“ erzählen sie immer dasselbe und gewinnen das Publikum mit eingeübten Scherzen und scheinbaren Offenbarungen sekundenschnell für sich. Es sind Rampensäue nach dem Modell eines John Burnside oder Karl Ove Knausgård, die den neuen Typus männlicher Selbstoffenbarung mit unschlagbarem Erfolg bedienen. Wie man es auch dreht und wendet: Frauen können mit ihren Seelenerkundungen niemals auf gleiche Weise angeben. Für das Spiel mit Macht, Gewalt und Verletzlichkeit fehlt ihnen jede Übung.
Die Fixierung auf das eigene Unglück, die Menschen in existenzieller Not immer nur von sich selbst reden lässt und sie oft zusätzlich isoliert, dreht Rachel Cusk einfach um. Die inneren Konflikte der Erzählerin spürt man nur in der Wahrnehmung dessen, was auf sie einwirkt. So entsteht ein verdichteter Korpus der Gegenwart: Makler, die zur Anpreisung auch noch des schäbigsten Behältnisses den reinsten „Immobilienporno“ hervorbringen, wohlsituierte internationale Familien, die in ihren Gärten beneidenswerte Grillpartys feiern, während am nächsten Gartenzaun das Kampfgebiet der sozial Deklassierten beginnt, Schulen, in denen Mütter um ihre Pfründe feilschen und den Hausmann Gerard beargwöhnen, den früheren Gefährten Fayes, dem sie zufällig auf der Straße begegnet.
Mit ihrem Wunsch, endlich wieder dazuzugehören, und dem Gefühl, völlig ausgeschlossen zu sein, funktioniert Fayes fragiles Nervenkostüm als eine Art Durchlauferhitzer fremder Weltsichten. Da brodeln die Absurditäten gegenwärtiger Beziehungen, die überall virulenten Begehrlichkeiten, der Verkaufs-Jargon, den mittlerweile auch Leute draufhaben, die eigentlich gar nichts verkaufen müssen, und nicht zuletzt die subtilen Verweigerungsstrategien der Dienstleister. Statt auszuführen, wofür man sie braucht, breiten sie stundenlang ihre eigenen Lebensgeschichten aus, erzählen vom arroganten Verhalten anderer Kunden, das sie sich nicht mehr bieten lassen oder von der überraschenden Hilflosigkeit ihrer Auftraggeber. Am Ende wird der gewünschte Dienst nicht oder nur teilweise durchgeführt. Nicht einmal der Friseur ist bereit, einfach ihr ergrauendes Haar zu färben. Er hält ihr eine Standpauke, dass es besser wäre, zu dem zu stehen, was sie nun einmal sei.
Hölle und Idylle liegen in diesem Roman eng beieinander. Faye hat mit dem Scheitern ihrer Ehe jeden Halt und Bezugsrahmen verloren. Durch ihr Innenleben pfeift der Wind wie durch ein verfallenes Haus. Zuhören ist das Einzige, was sie noch kann. Die Innenseite einer Erfahrung, die für Außenstehende beinahe gewöhnlich erscheint, setzt „Transit“ höchst einprägsam in Szene. Als Resonanzraum fremder Stimmen ist die Erzählerin sowohl die stärkste als auch die schwächste Figur des Romans – auch am Ende, als sie ihren Cousin besucht, in dessen Landhaus sich eine frivole Frauenrunde versammelt hat, die über Scheidungen und Neuvermählung plaudert, als handle es sich um die natürlichste Sache der Welt.
Rachel Cusk erzählt von den inneren Verwüstungen einer Scheidung, die eine ganze Existenz in Stücke haut. Im befremdlichen Parlando der Gegenwart findet die Erzählerin eine Art von Halt. Mit dezenter Raffinesse gebaut und von Eva Bonné sicher übertragen, ist „Transit“ ein höchst ungewöhnlicher Roman über ein scheinbar gewöhnliches Thema.
Am nächsten Gartenzaun
beginnt das Kampfgebiet der
sozial Deklassierten
Rachel Cusk: Transit.
Roman. Aus dem Englischen von Eva Bonné. Suhrkamp Verlag,
Berlin 2017.
238 Seiten, 20 Euro.
E-Book 16,99 Euro.
Rachel Cusk, 1967 in Kanada geboren, lebt in
England. Foto: interTOPICS /Graeme Robertson
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
im Haus
Rachel Cusk erkundet in ihrem
Roman „Transit“ die inneren
Verwüstungen einer Scheidung
VON MEIKE FESSMANN
Als wäre sie aus großer Höhe hinabgesprungen, weil sie glaubte, fliegen zu können, um dann zu entdecken, dass sie einfach nur fällt. Mit diesem starken Bild beschreibt Rachel Cusk das Auseinanderbrechen ihrer Ehe. Die 1967 in Kanada geborene, seit Langem in Großbritannien lebende Schriftstellerin hat viel über ihre Scheidung erzählt, in Interviews und in ihrem Buch „Aftermath: On Marriage and Separation“ (2012). Für ihre Offenheit wurde sie heftig angegriffen. Sie war mit Adrian Clarke verheiratet, einem Anwalt, der die Rolle des Hausmanns übernommen hatte und nebenbei zum Fotografen wurde, als der er inzwischen gilt.
Es ist eine spezielle Form des Gender Trouble, die Rachel Cusks Roman „Transit“ über seine hohe Qualität hinaus interessant macht. Denn ihr geschiedener Mann wollte Unterhalt von ihr. Ein Anwalt wird von einer Schriftstellerin versorgt? Wie soll das gehen, fragte sie sich. Doch sie habe immer Gleichheit gewollt und schon versucht, ihre Mutter dazu zu bewegen, sie einzuklagen. So begrüßte sie es, dass ihr Mann die weibliche Rolle übernahm. Es sei wie eine Travestie gewesen, sie beide hätten die Geschlechter getauscht. Nach der Scheidung sei ihr plötzlich klar geworden, dass ihr Mann sie wirklich hasst. Und auch sie hasste sich selbst.
Vielleicht kann man solche Gefühlsverwirrungen, die überhaupt nichts mit dem zu tun haben, was man für politisch korrekt oder rational für angemessen hält, tatsächlich nirgendwo so gut darstellen wie in der Literatur. Mit „Transit“, mehr noch als mit seinem Vorgänger „Outline“, ist Rachel Cusk ein Roman geglückt, der eine überzeugende Form für die Schutzlosigkeit gefunden hat, die ihre Erzählerin nach der Scheidung empfindet. Es ist ein so fundamentales Gefühl des Ausgesetztseins, dass ein Begriff wie Georg Lukács „transzendentale Obdachlosigkeit“ angemessener erscheint als alltagssprachliche Wendungen.
Faye, wie das Alter Ego der Schriftstellerin auch schon in „Outline“ heißt, hat sich nach der Scheidung in London ein Haus gekauft, um vom Land zurück in die Stadt zu ziehen. Nichts sei so wichtig wie eine gute Lage, hat ihr ein Freund geraten. Also ist das Häuschen so baufällig, wie man es sich nur vorstellen kann. Schon dafür muss sie sich hoch verschulden. Im Souterrain wohnt ein abgetakeltes Ehepaar, die Frau eine böse Keifzange, die sie übel beschimpft und ständig mit dem Besenstiel gegen die Decke klopft, der Mann an Krebs erkrankt und ruhebedürftig. Ein asthmatischer Hund gehört gleichfalls zum Setting. Er pinkelt in den Vorgarten, in dem allerlei Gerümpel lagert. Der Geruch vermischt sich mit undefinierbaren Essensdünsten.
Die beiden Söhne sind während der Renovierungsarbeiten beim Vater untergebracht. Sie treten nicht leibhaftig auf, rufen nur manchmal die Mutter an, wenn sie in Not sind oder sich beklagen wollen. Der große Kunstgriff des Romans besteht darin, dass Rachel Cusk zwar aus der Ich-Perspektive erzählt, Faye aber nur selten von sich selbst spricht, sondern indirekt wiedergibt, was andere zu ihr sagen.
Und da prasselt es von allen Seiten auf sie ein: Von der Spam-Mail, die ihr astrologische Beratung anbietet, über den Bauunternehmer, der ihr empfiehlt, das Haus lieber möglichst schnell wieder zu verkaufen statt sich – und ihm – die Nerven zu ruinieren, bis zu dem Vorarbeiter aus Aserbaidschan, der sich hinter ihrem Rücken mit den Souterrain-Bewohnern verbündet, indem er behauptet, sie versklave ihn, alles nur zu ihrem Vorteil, wie er betont, um das Ehepaar gefügig zu machen. Dem polnischen Arbeiter, dessen Heimweh auf sie überschwappt und der mit seinen Kindern nur per Handy Kontakt hält, ist sie emotional vielleicht am nächsten.
Die Freundin kommt zu spät zur Verabredung ins Café und überschüttet sie mit ihren Liebesproblemen. Ihre Studenten im Creative Writing Kurs texten sie zu. Die beiden Schriftstellerkollegen, mit denen sie bei einem Literaturfestival in der Provinz, pitschnass vom Regen, auf der Bühne sitzt, spielen sie an die Wand. Als echte „Profis“ erzählen sie immer dasselbe und gewinnen das Publikum mit eingeübten Scherzen und scheinbaren Offenbarungen sekundenschnell für sich. Es sind Rampensäue nach dem Modell eines John Burnside oder Karl Ove Knausgård, die den neuen Typus männlicher Selbstoffenbarung mit unschlagbarem Erfolg bedienen. Wie man es auch dreht und wendet: Frauen können mit ihren Seelenerkundungen niemals auf gleiche Weise angeben. Für das Spiel mit Macht, Gewalt und Verletzlichkeit fehlt ihnen jede Übung.
Die Fixierung auf das eigene Unglück, die Menschen in existenzieller Not immer nur von sich selbst reden lässt und sie oft zusätzlich isoliert, dreht Rachel Cusk einfach um. Die inneren Konflikte der Erzählerin spürt man nur in der Wahrnehmung dessen, was auf sie einwirkt. So entsteht ein verdichteter Korpus der Gegenwart: Makler, die zur Anpreisung auch noch des schäbigsten Behältnisses den reinsten „Immobilienporno“ hervorbringen, wohlsituierte internationale Familien, die in ihren Gärten beneidenswerte Grillpartys feiern, während am nächsten Gartenzaun das Kampfgebiet der sozial Deklassierten beginnt, Schulen, in denen Mütter um ihre Pfründe feilschen und den Hausmann Gerard beargwöhnen, den früheren Gefährten Fayes, dem sie zufällig auf der Straße begegnet.
Mit ihrem Wunsch, endlich wieder dazuzugehören, und dem Gefühl, völlig ausgeschlossen zu sein, funktioniert Fayes fragiles Nervenkostüm als eine Art Durchlauferhitzer fremder Weltsichten. Da brodeln die Absurditäten gegenwärtiger Beziehungen, die überall virulenten Begehrlichkeiten, der Verkaufs-Jargon, den mittlerweile auch Leute draufhaben, die eigentlich gar nichts verkaufen müssen, und nicht zuletzt die subtilen Verweigerungsstrategien der Dienstleister. Statt auszuführen, wofür man sie braucht, breiten sie stundenlang ihre eigenen Lebensgeschichten aus, erzählen vom arroganten Verhalten anderer Kunden, das sie sich nicht mehr bieten lassen oder von der überraschenden Hilflosigkeit ihrer Auftraggeber. Am Ende wird der gewünschte Dienst nicht oder nur teilweise durchgeführt. Nicht einmal der Friseur ist bereit, einfach ihr ergrauendes Haar zu färben. Er hält ihr eine Standpauke, dass es besser wäre, zu dem zu stehen, was sie nun einmal sei.
Hölle und Idylle liegen in diesem Roman eng beieinander. Faye hat mit dem Scheitern ihrer Ehe jeden Halt und Bezugsrahmen verloren. Durch ihr Innenleben pfeift der Wind wie durch ein verfallenes Haus. Zuhören ist das Einzige, was sie noch kann. Die Innenseite einer Erfahrung, die für Außenstehende beinahe gewöhnlich erscheint, setzt „Transit“ höchst einprägsam in Szene. Als Resonanzraum fremder Stimmen ist die Erzählerin sowohl die stärkste als auch die schwächste Figur des Romans – auch am Ende, als sie ihren Cousin besucht, in dessen Landhaus sich eine frivole Frauenrunde versammelt hat, die über Scheidungen und Neuvermählung plaudert, als handle es sich um die natürlichste Sache der Welt.
Rachel Cusk erzählt von den inneren Verwüstungen einer Scheidung, die eine ganze Existenz in Stücke haut. Im befremdlichen Parlando der Gegenwart findet die Erzählerin eine Art von Halt. Mit dezenter Raffinesse gebaut und von Eva Bonné sicher übertragen, ist „Transit“ ein höchst ungewöhnlicher Roman über ein scheinbar gewöhnliches Thema.
Am nächsten Gartenzaun
beginnt das Kampfgebiet der
sozial Deklassierten
Rachel Cusk: Transit.
Roman. Aus dem Englischen von Eva Bonné. Suhrkamp Verlag,
Berlin 2017.
238 Seiten, 20 Euro.
E-Book 16,99 Euro.
Rachel Cusk, 1967 in Kanada geboren, lebt in
England. Foto: interTOPICS /Graeme Robertson
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