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Menschen auf der Flucht. Marseille im Sommer 1940: Am Rande Europas versammeln sich die von den Nazis Verfolgten und Bedrohten. Sie hetzen nach Visa, Bescheinigungen und Stempeln, um nach Übersee ins rettende Exil zu entkommen. Im Chaos der Stadt, in den Cafés, auf dem Gang von Behörde zu Behörde kreuzen sich ihre Wege - und für kurze Zeit sind fremde Leben durch Hoffnungen, Träume und Leidenschaften miteinander verbunden. »Fast könnte 'Transit' auch eine Zukunftsvision sein, eine Geschichte des Kommenden.« Süddeutsche Zeitung. »Ein zeitaktueller Roman.« Hanjo Kesting, NDR »'Transit' gehört zu…mehr

Produktbeschreibung
Menschen auf der Flucht. Marseille im Sommer 1940: Am Rande Europas versammeln sich die von den Nazis Verfolgten und Bedrohten. Sie hetzen nach Visa, Bescheinigungen und Stempeln, um nach Übersee ins rettende Exil zu entkommen. Im Chaos der Stadt, in den Cafés, auf dem Gang von Behörde zu Behörde kreuzen sich ihre Wege - und für kurze Zeit sind fremde Leben durch Hoffnungen, Träume und Leidenschaften miteinander verbunden. »Fast könnte 'Transit' auch eine Zukunftsvision sein, eine Geschichte des Kommenden.« Süddeutsche Zeitung. »Ein zeitaktueller Roman.« Hanjo Kesting, NDR »'Transit' gehört zu den Büchern, die in mein Leben eingreifen, an denen mein Leben weiterschreibt, so dass ich sie alle paar Jahre zur Hand nehmen muss, um zu sehen, was inzwischen mit mir und mit ihnen passiert ist.« Christa Wolf
Autorenporträt
Anna Seghers wurde 1900 als Netty Reiling in Mainz geboren. Nach der Heirat mit dem Ungarn László Radványi lebte sie ab 1925 in Berlin. 1928 erschien ihre erste Veröffentlichung, die Erzählung »Aufstand der Fischer von St. Barbara«, für die sie den Kleist-Preis erhielt. Als Jüdin und Kommunistin doppelt gefährdet, floh sie 1933 über die Schweiz nach Paris und 1941 mit ihrer Familie von Marseille nach Mexiko. 1947 kehrte sie nach Berlin zurück, im gleichen Jahr wurde ihr der Georg-Büchner-Preis verliehen. Von 1952 bis 1978 war sie Vorsitzende des Schriftstellerverbandes der DDR. Sie starb 1983 in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.09.2007

Fluchtpunkt Marseille
Anna Seghers: „Transit”
Als sie ihr Roman-Manuskript fertig hatte, war es eher Monate als Jahre her, dass Anna Seghers am eigenen Leib erfahren und als Zeugin erlebt hatte, was sie in „Transit” schildert: den Stillstand am Hafen von Marseille 1940, nach dem Einfall der Wehrmacht in Frankreich. Ihre Bücher waren von den Nazis verbrannt worden, sie, Mitglied der KPD, floh nach Paris, dann mit Mann und Kindern weiter nach Marseille und schließlich, vierzig Jahre alt, nach Mexiko. In der Hafenstadt war sie eine von vielen Menschen auf der Flucht vor Verfolgung und womöglich Ermordung, die festsitzen, „weil hier Europa zu Ende war”. Künstler, Politische, Straffällige, schräge Typen und anständige Leute in der Falle. Die einen ahnen, was ihnen droht, die anderen sind bereits aus Lagern entkommen, wieder andere sind bloß hysterisch. Alle unterliegen einer undurchschaubaren Behördenwillkür mit ständig wechselnden Ausreise-Konditionen, der Bedrohung durch Razzien und Denunzianten und besonders dem „Transitgeflüster”, wie Seghers die wuchernden Gerüchte tauft, die den Flüchtlingen zermürbende Wechselbäder von Panik und Hoffnung bescheren.
Den Titel verdankt das Buch dem unter den „Abfahrtssüchtigen” und „Visumsbesessenen” zum Fetisch gediehenen Begriff „Transit”, der Durchreisegenehmigung, ohne die man keine Ausreiseerlaubnis bekam, sofern man ein Einreisevisum und womöglich ein Affidavit besaß – jeder Begriff, jeder Schein ein anderes bürokratisches Monstrum, dessen Erwerb unabdingbar war neben einem der raren Plätze auf einem Schiff. Spätestens vor den Fahrkartenschaltern der Schifffahrtslinien und den Visa-Abteilungen der Ziel- und Durchreisestaaten ist das Gemeinschaftsgefühl verflogen. Die einen machen mit der Not ihre Geschäfte, manche spielen sich auf als Retter und Wohltäter, andere sind schamlose Verräter.
In ihren Figuren verdichtet sie alle möglichen Schicksale, besonders ihr eigenes vertracktes Problem, die Identität der flüchtigen Anna Seghers mit der bürgerlichen Netty Radvani nachzuweisen. Ihr Held und Erzähler Seidler, dem Literatur nichts bedeutet, hat den Namen eines Schriftstellers Weidler übernommen, der sich in Paris umbrachte. Doch er stiehlt sich nicht einfach in eine andere Identität, er erlangt sie auf dem mexikanischen Konsulat, weil der Beamte, der den Schwindel offenbar durchschaut, die Sache sportlich nimmt und sein intellektuelles Vergnügen daran hat.
„Transit” gilt als beinah historisches Zeugnis vom Schicksal der Flüchtenden. Aber der Verzweiflung der Bedrohten gegenüber steht der skeptisch distanzierte Seidler, gutmütiger Schelm und kapriziöser Held zugleich.
Nicht zuletzt aus seinen Stimmungen zwischen Ratlosigkeit und Zuversicht rührt die anhaltende Spannung des Romans und daraus, dass er die Situation kaum selbst versteht, von der er erzählt. RUDOLF VON BITTER
Anna Seghers Foto: SV-Bilderdienst
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"Transit gehört zu den Büchern, die in mein Leben eingreifen, an denen mein Leben weiterschreibt, so daß ich sie alle paar Jahre zur Hand nehmen muß, um zu sehen, was inzwischen mit mir und mit ihnen passiert ist." - Christa Wolf