Dieter Schlesak nennt seine Heimatregion Transsylvanien bewusst Transsylwahnien, weil unvorstellbare historische Gewalttaten und ihre Blutspuren, vor allem im 20. Jahrhundert, diese ungemein vielgestaltige, schöne und reiche Gegend zu einer der verrücktesten und am heftigsten gebeutelten Provinzen Europas gemacht haben, die alle europäischen Desaster, oft in gesteigertem Maße als sonst wo, durchleben musste. Transsylwahnien ist der dritte und letzte Teil von Schlesaks Transsylvanischer Trilogie (zusammen mit Vaterlandstage und die Kunst des Verschwindens, 1986, und Capesius, der Auschwitzapotheker, 2006). Der neue Roman führt mit seiner Handlung und seinen Figuren mitten in diese grausame Geschichte. Der Autor hat Leid und Tod, Verfolgung, Entwurzelung und Exil in den zwei Weltkriegen bis hin zur Endstation der Histo-rie Auschwitz in Dokumentar- und Zeitliteratur übersetzt: Als Familiengeschichte wird von dieser alten Kulturlandschaft erzählt, die heute jeder nur als Dracula-Landkennt, die aber vor allem im blutigsten Jahrhundert der Menschheitsgeschichte mehr histori-schen Horror bietet als das eher kindliche Gruselmärchen. So überschaubar wie das Meer in einem Wassertropfen kann der Leser diese verrückte Welt in der Sicht eines Zeitzeugen nacherleben.