Heidemarie Winkel gelingt mit ihrer Arbeit die Verknüpfung der Medientheorie Luhmanns mit der Theorie der Dispositive Foucaults und der Theorie der Selbstthematisierung mittels institutionalisierter Biographiegeneratoren. Ausgehend von einer hermeneutische Rekonstruktion biographischer Selbstbeschreibungen zeigt sie, dass Individualisierung die Wahrnehmung und den Ausdruck von Trauer als eine von psychologischen Deutungsmustern angeleitete Selbstvergewisserung strukturiert. Trauer nimmt die Form emotional gebundener Selbsterfahrung an: Ich bin, was meine Gefühle mir sagen. Auf der Ebene des psychischen Systems fungiert Trauer dann als Biographiegenerator, der aus verschiedensten lebensgeschichtlichen Trennungs- und Abschiedserfahrungen heraus eine Rekonstruktion der Lebensgeschichte ermöglicht. Damit Trauer als individuell einzigartiges Leid kommunizierbar wird, bedarf es ihrer Formung als symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium. So wird sicher gestellt, dass der Anspruch auf Besonderheit individueller Trauer soziale Bestätigung findet. Zusammen mit der allgemeinen Psychologisierung und Emotionalisierung des Selbst bilden die Kommunikationsanweisungen des Trauercodes die Basis und den Kern eines modernen Trauerdispositivs. Erst durch dieses wird Trauer als diejenige subjektive, höchstpersönliche Angelegenheit form- und praktizierbar, als die wir sie erfahren.