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Vom väterlichen "Radaugesicht" in der frühen Erzählung "Gadir" über Motetten singende Seehunde aus der "Gelehrtenrepublik" bis zu Wielands silberner Taschenuhr im letzten Roman Abend mit Goldrand: Die in Arno Schmidts Werke eingestreuten Träume sorgen immer wieder für poetische, surreale und scharfe, erinnerungsträchtige Bilder. Mehrfach hat Schmidt darauf hingewiesen, daß diese Träume nicht von ihm erdichtet, sondern tatsächlich geträumt worden sind. In seinem Nachwort geht Bernd Rauschenbach dieser Behauptung nach und verfolgt (unter Berücksichtigung bislang unveröffentlichter…mehr

Produktbeschreibung
Vom väterlichen "Radaugesicht" in der frühen Erzählung "Gadir" über Motetten singende Seehunde aus der "Gelehrtenrepublik" bis zu Wielands silberner Taschenuhr im letzten Roman Abend mit Goldrand: Die in Arno Schmidts Werke eingestreuten Träume sorgen immer wieder für poetische, surreale und scharfe, erinnerungsträchtige Bilder. Mehrfach hat Schmidt darauf hingewiesen, daß diese Träume nicht von ihm erdichtet, sondern tatsächlich geträumt worden sind. In seinem Nachwort geht Bernd Rauschenbach dieser Behauptung nach und verfolgt (unter Berücksichtigung bislang unveröffentlichter Traumprotokolle Schmidts), wie sich Schmidts Verständnis des Traums gewandelt hat: von einem Mittel, "über die Fläche des Zeitenstromes dahinzuschweifen", zum Freudschen Königsweg in die Tiefen der menschlichen Psyche.
Autorenporträt
Arno Schmidt wurde am 18. Januar 1914 in Hamburg geboren. Nachdem er kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden war, arbeitete er zunächst als Dolmetscher, von 1947 an als freier Schriftsteller. Nach Stationen in Cordingen, Kastel an der Saar und Darmstadt zog er 1958 mit seiner Frau Alice nach Bargfeld (Kreis Celle), wo er bis zu seinem Tod zurückgezogen lebte. Von 1949 an, als seine Erzählung Leviathan in Buchform erschien, entstanden Romane, Dialoge zur Literatur für den Rundfunk, Essays und biographische Arbeiten, darunter sein Hauptwerk Zettel's Traum, 1334 DIN-A3-Seiten stark und über zehn Kilo schwer. Aufgrund des komplexen Layouts konnte es 1970 nur als Faksimile des Typoskripts erscheinen; erst seit 2010 liegt es in gesetzter Form vor. Arno Schmidt starb am 3. Juni 1979 in Celle. Zwei Jahre nach seinem Tod gründeten seine Frau Alice und Jan Philipp Reemtsma die Arno Schmidt Stiftung.

Bernd Rauschenbach, geboren 1952 in Berlin, ist Germanist und Literaturwissenschaftler. Bis 2018 war er als geschäftsführender Vorstand für die Arno Schmidt Stiftung tätig. Mit Susanne Fischer ist er Herausgeber u. a. der Bargfelder Ausgabe der Werke Arno Schmidts.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.10.2008

In der Höllenstadt

"Dies hab ich am 22. 3. gegen Morgen geträumt; kein Wort verstellt! (Wie auch die andern Träume im Leviathan! Bin ein Bandur in der Hinsicht.) Also:" - und was dann folgt, ist ein schöner Keim zu einem Roman, der vom Untergang der Stadt Öreland erzählt ("auf Pfählen, schweren Pfählen mitten in der rauhen See erbaut, es war weit im Nordmeer"). Einer der Überlebenden rettet sich an Land und schickt sich an, eine Hütte in der Wildnis zu bauen, und dann bricht der Traum leider ab. Nachzulesen ist er in Arno Schmidts Roman "Brand's Haide" von 1947, im Werk des Autors ist er nicht der einzige und auch nicht der längste. Wer wäre berufener als Bernd Rauschenbach, um diese Traumprotokolle zu sammeln und in einem klugen Nachwort zu erschließen? Ihre Fülle frappiert dann aber doch, auch ihre Verbreitung vom ersten bis zum letzten Roman Schmidts, ihre heterogene Gestalt ohnehin - da stehen kaum fassbare Verwirrungen des Gemüts neben konzisen Handlungen, Wunsch- neben Angstträumen oder irgendetwas dazwischen. Der Träumer reist in der Zeit (meist gerät er dabei wieder unter die Soldaten), er reist im Raum und dabei gern in phantastische Landschaften bis hin zur "Höllenstadt Weilaghiri". Eine wirkliche Trouvaille ist dann ein bislang unveröffentlichtes Notat eines Traums vom Januar 1962, das verändert in die Erzählung "Kundisches Geschirr" eingegangen ist und dort von einer Protagonistin analysiert wird. Von "kein Wort verstellt" kann hier allerdings keine Rede sein. Zum Glück. (Arno Schmidt: "Traumflausn". Gesammelt und mit einem Nachwort versehen von Bernd Rauschenbach. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008. 128 S., geb., 11,80 [Euro].) spre

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»Ihre Fülle frapiert dann aber doch, auch ihre Verbreitung vom ersten bis zum letzten Roman Schmidts, ihre heterogene Gestalt ohnehin.« Frankfurter Allgemeine Zeitung