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Traumfrauen. Sie sind Vorbilder, Stilikonen, Trendsetterinnen, Göttinnen - und sie sind unsterblich. Ihre Strahlkraft reicht weit über die fünfziger Jahre hinaus. Neben den Stars des Hollywood-Films wie Audrey Hepburn, Grace Kelly, Marilyn Monroe und Elizabeth Taylor machten junge Schauspielerinnen aus Japan (Setsuko Hara), Schweden (Harriet Andersson), Ungarn (Mari Töröcsik) und der UdSSR (Tatjana Samoilowa) auf internationalen Filmfestivals auf sich aufmerksam und wurden zu Publikumslieblingen. Europäerinnen wie Hildegard Knef, Anna Magnani und Jean Simmons gingen nach Amerika.…mehr

Produktbeschreibung
Traumfrauen. Sie sind Vorbilder, Stilikonen, Trendsetterinnen, Göttinnen - und sie sind unsterblich.
Ihre Strahlkraft reicht weit über die fünfziger Jahre hinaus. Neben den Stars des Hollywood-Films wie Audrey Hepburn, Grace Kelly, Marilyn Monroe und Elizabeth Taylor machten junge Schauspielerinnen aus Japan (Setsuko Hara), Schweden (Harriet Andersson), Ungarn (Mari Töröcsik) und der UdSSR (Tatjana Samoilowa) auf internationalen Filmfestivals auf sich aufmerksam und wurden zu Publikumslieblingen. Europäerinnen wie Hildegard Knef, Anna Magnani und Jean Simmons gingen nach Amerika. Hollywood-Legenden wie Ingrid Bergman starteten auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes eine zweite Karriere in Europa. Brigitte Bardot und Melina Mercouri verkörperten ein neues Lebensgefühl und wurden zu Idolen einer ganzen Generation. Rollenbilder und Starbiografien scheinen oft untrennbar miteinander verwoben, bestätigen traditionelle Weiblichkeitsklischees und männliche Sehnsüchte. Und widersprechen diesen zugleich nachdrücklich: Die Heldinnen vieler Filme diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs lassen die Männer einfach hinter sich und mit ihnen die alte Ordnung. Ein Buch über die Traumfrauen Hollywoods, des europäischen und japanischen Kinos. Mit vier Essays, die die Frauenbilder im Film der fünfziger Jahre beleuchten, und zwanzig Starporträts von Harriet Andersson bis Marina Vlady.
Autorenporträt
Hans Helmut Prinzler, geb. 1938; Vorstand der Stiftung Deutsche Kinemathek in Berlin; Direktor des Filmuseums; zahlreiche filmgeschichtliche Veröffentlichungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.2006

Zwanzig Liebeserklärungen
Die Retrospektive widmet sich den Traumfrauen der Fünfziger, dem letzten Jahrzehnt, da das Kino noch größer als das Leben war

Jahr für Jahr bieten die liebevoll gemachten Bände zur Retrospektive all jenen Trost, die während des Festivals keine Zeit für die filmhistorischen Reihen finden. In diesem Jahr versammelt der reichbebilderte Katalog, dem wir unsere Fotos entnehmen, zwanzig Starporträts, geschrieben von zwanzig Frauen. Bei uns wiederum schreiben in deutlich kürzeren Stücken ausschließlich Männer (allerdings nur fünf) über die Traumfrauen der fünfziger Jahre, die Hans Helmut Prinzler ausgesucht hat. (lue.)

HARRIET ANDERSSON.

* 1932.

"Monika . . . ist für das heutige Kino, was Birth of a Nation für das klassische Kino war", hat der junge Godard geschrieben, lange vor "Außer Atem". Und Monika war Harriett Andersson. Mit ihr fing alles an, mit ihrem Bild auf den Plakaten, der halb entblößten Brust, dem Mädchengesicht mit den wehenden Haaren, dem Versprechen von Jungsein und Lust. Einmal schaut sie in Ingmar Bergmans "Sommer mit Monika" direkt in die Kamera, ein Moment, den Truffaut später in "Sie küßten und sie schlugen ihn" zitierte, und man begreift, daß es das war, worauf das Kinopublikum der fünfziger Jahre gewartet hatte: der Blick des wirklichen Lebens, einer neuen Generation, einer neuen Zeit. Später durfte Harriet Andersson sich für Bergman, Lumet, Siodmak, Donner, von Trier noch viele Male verwandeln, aber mit Monika hat alles begonnen, der Sinn, die Sinnlichkeit, für immer.

kil.

AUDREY HEPBURN.

* 1929, + 1993.

Die Augen! Wie sie leuchten, als Spirituosen-Nachschub auf der Party eintrifft. Genau mit demselben Glanz wie wenig später bei der Ankunft des vermuteten Millionärs Rusty Trawler. Es ist eine Szene, die Truman Capotes literarische Vorlage an Lebensfreude und Seinsvergessenheit noch übertrifft, die in ihrem abstrusen Gewimmel bereits Tatis "Playtime" vorwegnimmt - und die Audrey Hepburn in nie wieder erreichter Schönheit zeigt. 1961 drehte Blake Edwards "Frühstück bei Tiffany's", die zum Weinen schöne Tragikomödie einer jungen Lebefrau in einem New York, das nur erbaut zu sein scheint, um als Kulisse zu dienen. Und mit einer Audrey Hepburn, die den tiefsttraurigen Satz aller Liebesfilme spricht: "People don't belong to people." Sie hat gelogen. Sie gehört uns, mit Haut und Haaren. Und vor allem den Augen!

apl.

DORIS DAY.

* 1924.

Doris Day? Ein Fall für den filmästhetischen Rettungsdienst. Die große amerikanische Komödiantin wird heute meist ver- statt belacht: für Klamotten wie Frank Tashlins "The Glass Bottom Boat" von 1966 etwa, das letzte Aufkreischen des alten Komödienprinzips, bevor "New Hollywood" die Macht an sich riß. Doris Day aber ist mehr als das Blondchen vom Dienst. Begonnen hatte sie als Sängerin, und nahezu in jedem Film mußte sie später zumindest die Titelmelodie trällern. Die Produzenten hatten so unrecht nicht; sie hatte wirklich eine schöne Stimme. Und ein sicheres Gespür für Pathos, selbst noch im humoristischen Fach. Ausgerechnet in "The Glass Bottom Boat" findet sich eine rührende Hommage, als sie selbst noch einmal "Qué serà" singt, das Lied aus ihrem besten Film: Hitchcocks "Man Who Knew to Much" von 1956.

apl.

HILDEGARD KNEF.

* 1925, + 2002.

Wir hatten auch einmal einen Vamp - blond, jung und patent und auf deutsche Art sinnlich, aber als der Nachkriegsfilm gerade die Kurve vom Zartbitteren ins Kitschgrüne nahm, ging der Vamp nach New York und nannte sich Hildegarde Neff. So schnell wurde es nichts mit der amerikanischen Filmkarriere, deshalb war Hildegard Knef bald wieder da, und nun begann das Jahrzehnt, in dem sie wirklich ein Star hätte werden müssen im deutschen Film. Statt dessen drehte sie "Die Sünderin" und wurde ein Gerücht. Die Knef hat wunderbare Rollen gespielt, das Mädchen Lydia in Litvaks "Entscheidung im Morgengrauen" oder die männermordende Alraune, aber ihre Filmkarriere ist wie ein Puzzle, dessen Teile nicht zusammenpassen, sie war hier und dort, dies und jenes, Neff und Knef, und alsbald war der Zauber vorbei. Wer ist schuld: Die Deutschen? Das Kino? Die Zeit? Am Ende alle und keiner, selbst sie nicht.

kil.

INGRID BERGMAN.

* 1915, + 1982.

Nachdem sie "Rom, offene Stadt" gesehen hatte, schrieb Ingrid Bergman an Roberto Rossellini einen Brief. Sie bot ihm an, eine Rolle zu spielen, schränkte aber ein, daß sie auf italienisch nur zwei Worte sagen konnte: Ti amo. Der Brief war an ein Studio adressiert. Ein Brand zerstörte das Studio, aus der Asche wurde der Brief geborgen. Man rief bei Rossellini an, der das Telefon nicht abhob. Als er den Antrag schließlich zu lesen bekam, hob er den Blick und fragte: "Wer ist Ingrid Bergman?" Aus dieser schönsten Liebesgeschichte des Kinos wurde kein Film, nur eine kurze Szene, in der die Bergman im Garten einem Huhn nachläuft. Aus der Liebe zu Rossellini wurde eine Ehe und aus der Ehe der Film "Viaggio in Italia", der davon erzählt, daß Rossellini auch nach Jahren des Zusammenlebens nicht wußte: Wer ist Ingrid Bergman?

breb.

SUSAN HAYWARD.

* 1918, + 1975.

Dreimal war sie als Alkoholikerin für Oscars nominiert, einmal als Sängerin im Rollstuhl, und als sie bei ihrer fünften Nominierung endlich gewann, spielte sie eine zum Tode Verurteilte. Man kann sich also vorstellen, in welchem Rollenfach sie zu Hause war: Frauen, die an ihrer eigenen Härte zerbrechen, weil sie stärker zu sein versuchen als das Schicksal, welches das Kino jener Jahre für Frauen wie sie bereithielt. Fürs Glück hatte sie wenig Talent, so scheint es. Daß die Rothaarige die Rolle als Scarlett O'Hara nicht bekam, scheint in jeder Biographie mehr zu schmerzen als alle späteren Erfolge. In "Schnee am Kilimandscharo" hat sie natürlich keine Chance gegen Ava Gardner, aber in "The Lusty Men" sagt Mitchum zu ihr: "Du bist aber klein ohne Schuhe." Und sie erwidert: "Du bist auch mit Schuhen klein." Das muß reichen für einen Platz in unseren Herzen.

malt.

GRACE KELLY.

* 1929, + 1982.

Sie war Hollywood-Aristokratie und heiratete adelig. Und irgendwie neigt man dazu, sie wie all die Blondinen bei Hitchcock auf die leichte Schulter zu nehmen, dabei wußte sie stets genau, wie sie kriegt, was sie will - nicht nur, wenn es um Fürstentümer ging. Man muß nur mal zusehen, wie sie in "To Catch a Thief" Cary Grant ihr Diamantencollier darbietet: Da wirkt sie fast schon nackt in ihrem sexuellen Begehren. High Society - Basic Instinct. Und obwohl Grace Kelly die Träume eines Jahrzehnts verkörperte und lebte, ist ihre Schönheit im Unterschied zu all den anderen Traumfrauen nicht an die Fünfziger gebunden, ihre Physiognomie scheint auf eine Weise klassisch, die nicht von Mode oder Frisur abhängig ist. Kein Wunder, daß selbst der Kamera der Atem stockte, als sie sich in "Rear Window" James Stewart zum Kuß entgegenneigte. Ob wegen ihrer Anmut oder ihrer Grausamkeit, ist eine andere Frage.

malt.

MELINA MERCOURI.

* 1920, + 1994.

Melina Mercouri ist von Beginn ihrer internationalen Filmkarriere an etwas gewesen, was man als "elder actress" bezeichnen kann. Ihren Durchbruch schaffte die Griechin erst mit Mitte Dreißig, und ihr Meisterwerk "Sonntags . . . nie!" drehte sie 1960 als fast Vierzigjährige. Diese Rolle ist ein veritables Film- und Voyeurwunder: wie die Mercouri am Morgen an den Hafen von Piräus läuft, sich vor aller Augen entkleidet und ins Hafenbecken springt, worauf ihr alle Fischer folgen. Ilya, so ihr Rollenname, ist eine Hure, die rund um die Uhr Besuchszeit hat - undenkbar als amerikanischer Filmstoff zu jener Zeit. Regisseur Jules Dassin drehte deshalb kurzerhand in Griechenland, und das bereits leicht verlebte, aber ausdrucksstarke Gesicht der Mercouri eroberte die ganze Welt. Welch ein Drama, als sie - geläutert - eine Umkleidekabine am Hafen aufstellen läßt. Doch am Ende wird alles wieder verrucht und damit gut.

apl.

MARIA SCHELL.

* 1926, + 2005.

Manchmal lächelte sie so, daß ihr Lächeln wie das der Cheshire-Katze bei Lewis Carroll noch eine Weile im Raum zu schweben schien, ganz ohne sie. Das war in "Die Brüder Karamasow", wo sie die Gruschenka, oder in Käutners "Die letzte Brücke", wo sie eine Ärztin im Krieg spielte, oder in Viscontis "Weiße Nächte" und Staudtes "Rose Bernd" - und immer war ihr Glück von Schmerz durchzuckt, von Trauer, Trotz und Todesahnungen, denn es konnte nicht dauern, das Leid war stärker. Unter den Kinomadonnen der fünfziger Jahre war Maria Schell die reinste, blondeste, es ist, als schwebte ihr Körper immer ein paar Meter unter oder über ihr, nie ist sie mit ihm ganz eins. Wenn sie sich gegen ihr Schicksal auflehnt, wie bei Käutner, muß sie sterben, so will es das Kinogesetz. Ihr Ruhm welkt schnell in den Sechzigern, als die Tragödien zur Farce und die Heiligen zu Popsängern werden.

kil.

AVA GARDNER.

* 1924, + 1990.

"Mit einer Zigarette in der einen Hand, in der anderen einen Scotch", so wollte sie sterben, und da klang sie wie "Die barfüßige Gräfin", die ehemalige Tänzerin, an deren Grab drei Männer trauern. Im sogenannten wirklichen Leben waren es weit mehr als drei, es waren Männer wie Artie Shaw, Mickey Rooney, Frank Sinatra, Howard Hughes und später auch spanische Stierkämpfer, und Ava Gardner schien es darauf anzulegen, im Leben das Kino nachzuahmen. Als verführerische, starke Frau mit langen dunklen Haaren und vage südländischem Appeal, als gefährlich und verlockend ließ Hollywood sie in ihren Rollen erscheinen, um diese dunkle Versuchung desto wirkungsvoller mit Susan Hayward in "Schnee am Kilimandscharo" und vor allem Grace Kelly in "Mogambo" zu konfrontieren. Keine Frage, wer da die bessere Figur machte.

pek.

LANA TURNER.

* 1920, + 1995.

Schwab's Drugstore, wo sie wider alle Legenden nicht entdeckt wurde, ist längst abgerissen, und auch Lana Turners Bild muß man sich mühsam aus versprengten Erinnerungen zusammensetzen, damit es um so mehr leuchtet. Wie das Platinblond, wie der unfaßbar weiße Badeanzug in "Wenn der Postmann zweimal klingelt", wie das seidige Weiß ihrer Kleider, welches das Blut anzog, das am Karfreitag 1958 floß, als ihre Tochter Mutters Lover erstach. Wenn Lana Turner auf der Leinwand erschien, ging es weniger ums Schauspielerische als um ihren look, den MGMs Spezialisten erzeugten, um die "Imitation of Life", das Niemandsland zwischen Leinwandrolle, Starexistenz und den Überresten der Realität. Die schönste Hommage stammt aus dem Film "L.A. Confidential", wenn der schneidige Ermittler eine Blondine anherrscht, auch ein Lana-Turner-lookalike sei eine Hure, und sein Partner sagt: "Sie ist Lana Turner."

pek.

JEAN SIMMONS.

* 1929.

Die Fünfziger - zwischen einer Oscarnominierung als Ophelia in Lawrence Oliviers "Hamlet" und ihrer Rolle in "Spartacus" - waren ihr Jahrzehnt an der Seite von Stewart Granger, aber man weiß nicht so recht, was man daraus schließen soll. Unsere Mutmaßungen gleiten an ihr ab wie an antiken Statuen, in deren Schönheit man alles mögliche, aber kein Leben erblickt. Deshalb war sie in Kostümfilmen gut aufgehoben, noch besser aber in Western, wo die Natur an ihrer mädchenhaften Schönheit zauste und ganz neue Qualitäten zutage förderte. Klar, daß so jemand dann in einer Rolle Ewigkeit findet, in der man vielleicht mit Gene Tierney, aber niemals mit ihr gerechnet hätte: "Angel Face". In den Sechzigern blieb das Kino dann irgendwie die Antwort auf diese Vorlage schuldig.

malt.

SOPHIA LOREN.

* 1934.

Schwarze Seide. Sie trägt sie in ihrer Episode aus "Boccaccio 70", in Vittorio De Sicas "Gestern, Heute, Morgen", wo sie sich für Marcello Mastroianni auszieht, und in der Wiederholung der Szene in Altmans "Prêt-à-porter" von 1995, in der Mastroianni bei ihrem Anblick einschläft. Sonst ist nie jemand vor Sophia Loren eingeschlafen. Ihr bloßer Name genügt, um einen das Rascheln von Unterröcken hören zu lassen, das Knistern von Strümpfen an Strumpfhaltern, das Klacken der Absätze auf dem Kopfsteinpflaster von Neapel, Mailand, Palermo, Rom. Denn sie ist überall, und sie spielt alle, die reifen Mädchen, die jungen Mütter, die Arbeiterinnen, die Millionärinnen, sie ist das wahre italienische Sexsymbol jener Jahre, was immer man über Gina Lollobrigida oder Silvana Mangano sagen mag, sie hat den Hüftschwung, den Mund, das Lachen, die Katzenaugen, für die das Kino gemacht ist, und wenn sie in "Hausboot" Cary Grant, in "Die schwarze Orchidee" Anthony Quinn und immer wieder den eingebildeten Snob Mastroianni betört, dann möchte man an deren Stelle sein. Und heute ist sie einundsiebzig und ein Star von Retrospektiven, und das ist das wahre Drama.

kil.

ELIZABETH TAYLOR.

* 1932.

Da sind diese beiden Bilder, welche ein Magazin 1992 druckte, Liz Taylor mit 30 und mit 60, hergerichtet, als wäre die Zeit stehengeblieben. Von einer Schönheit, die sich am besten in Märchenbuchvokabeln beschreiben läßt: ein Schneewittchen, das statt der sieben Zwerge acht Ehemänner um sich versammelte; das seine Zimmerschlachten mit Richard Burton auf der Leinwand nachspielte, für immer gefangen in der Rolle der letzten Diva wie Cleopatra in ihrem Palast. Doch da ist dieser Moment in der "Katze auf dem heißen Blechdach", wenn sie den Fuß aufs Bett stellt und langsam einen Strumpf hochzieht, und dieses Bild legt sich noch jedes Mal über das Bild der gebrechlichen Diva im Kaftan, die ihre teuren Diamanten so trägt, daß sie wie Klunker wirken.

pek.

BRIGITTE BARDOT.

* 1934.

"Schau in den Spiegel, der zeigt dir mein Bild, wie es in Wahrheit ist", sagt die verwunschene Königstochter im Märchen von der "Kristallkugel", und so schaut man von der garstigen alten Frau mit ihrer militanten Tierliebe auf die Leinwand und entdeckt den schmollenden Mund wieder, der so wunderbar lächeln konnte, das leicht zerwühlte blonde Haar, den makellosen Körper, den nicht Gott schuf, sondern Roger Vadim und die vielen Magazine, den Godard in "Die Verachtung" nicht ohne eine Spur Misogynie vorführte und in dem sie ein wenig nervös wirkte, wenn sie in "Viva Maria" die Anarchie verkörpern sollte. Die roten Rosen von Gunter Sachs regnen auf sie herab und die Komplimente von Simone de Beauvoir, aber da kommt kein Jüngling mehr, der sie befreit wie bei den Brüdern Grimm.

pek.

MARINA VLADY.

* 1938.

Aus den Sechzigern gäbe es zwei oder drei Dinge, die man von ihr weiß: Marina Vlady wurde 1938 in Clichy geboren, unter dem tollen Namen Marina Catherine de Poliakoff-Baidaroff. Sie spielte im italienischen und französischen Kino erst mal kreuzbrave Rollen, zartbleiche Wesen in blutleeren Geschichten, aber ihre hohen Wangenknochen und verwegenen Augen kündeten von Sehnsüchten, die diese Filme nicht erfüllen konnten. Als sie zwanzig war, hatte sie schon in über zwanzig Filmen gespielt und Robert Hossein geheiratet, dessen Schönheit ihrer Kühnheit kaum nachstand. Den Fünfzigern hat sie sich eingebrannt als nackter Schattenriß vor nächtlichen Badesee in "Die Hexe" - später wurde sie die Witwe des heiligen Trinkerbarden Wyssozki.

malt.

ANNA MAGNANI.

* 1908, + 1973.

.Maddalena Cecconi, so heißt die Frau, die Anna Magnani in Luchino Viscontis Film "Bellissima" spielt. Sie ist nicht selbst "die Schönste" im Titel, sondern ihre siebenjährige Tochter ist gemeint, die in Cinecittà für eine Filmrolle vorspricht. Die Mutter hält währenddessen die Familie zusammen, die in einer Souterrainwohnung in Rom lebt. In der schönsten Szene von "Bellissima" hält Maddalena Cecconi kurz inne. Es ist Abend. Im Hinterhof ist ein Freiluftkino aufgebaut, in dem gerade "Red River" vorgeführt wird, ein Western aus einer anderen Welt. "Sieh, die Planwagen", sagt die Cecconi nur zu ihrem Mann Spartaco. Die ganze Spannkraft dieser Frau liegt in einer knappen Bemerkung, in der es weder um die Viehherden noch um die Cowboys geht. Aus dem italienischen Kino, das zu Beginn der fünfziger Jahre gerade im Begriff ist, ein wenig sentimental und bigott zu werden, ragt Anna Magnani so weit heraus, wie Maddalena Cecconi beim Blick auf einen Western sofort das Wesentliche sieht - den Geist der Pioniere.

breb.

DEBORAH KERR.

* 1921.

Sie war von Anfang an dort, wo Ruth Leuwerik niemals hinkam, sie war schön, rätselhaft, gebrochen, und sie hatte Stil. Und wie alle wirklich formbewußten Frauen sehnte sie sich danach, aus ihrer Form herauszufallen, in Rollen, die mehr von ihr verlangten als den üblichen Zwiespalt zwischen Pflicht und Neigung, Verstand und Gefühl. Ein paar ihrer besten Auftritte hat sie in Filmen von Otto Preminger und John Huston, den Regisseuren der menschlichen Süchte und Verhängnisse, auch wenn sie am Ende wohl doch als keusche Christin Lygia in "Quo vadis?" und verliebte Nonne in "Schwarze Narzisse" in Erinnerung bleiben wird. Im Fotoalbum des Kinos aber liegt sie für immer mit Burt Lancaster am Strand von Hawaii, als untreue Soldatenfrau am Vorabend von Pearl Harbor in Zinnemanns "Verdammt in alle Ewigkeit". Als die sexuelle Revolution begann, hörte sie mit dem Kino auf. Dies war nicht mehr ihr Kampf.

kil.

MARILYN MONROE.

* 1926, + 1962.

Es war nicht leicht zu verstehen, wenn die Erwachsenen für eine Frau schwärmten, die sie nur "die Monroe" nannten, weil den Pubertierenden ganz andere Frauen ins Kino lockten. Mit wachsendem Alter erscheinen viele Filme jünger. Da fällt der Blick auf die Zärtlichkeit, mit der sie in "River of no Return" Robert Mitchum zudeckt, da sind die Bilder, die aus dem unerschöpflichen Vorrat unveröffentlichter Fotografien auftauchen, die Verschwörungstheorien, die sich ihrem Tod widmen, als wollten sie ihre Wiederauferstehung beschwören. Da sitzt sie mit dem "Ulysses" in der Hand, steht verloren am Set von "Misfits" oder neben Arthur Miller. Da ist so etwas wie eine Sublimierung passiert. Von der Sexbombe für ihre Zeitgenossen zur erotischen, verletzlichen Frau unter Einfluß, dem sie nicht gewachsen war und von dem sie sich befreite, wenn sie sang, immer ein bißchen außer Atem.

pek.

ULLA JACOBSSON.

* 1929, + 1982.

Sie machte Schweden zum Fluchtpunkt aller erotischen Phantasien. Das war 1951, und der Titel "Sie tanzte nur einen Sommer" ist für ihre Karriere nicht ganz gerecht, aber auch nicht ganz unpassend. Damals gab es für Arne Matssons Filme einen Goldenen Bären in Berlin, dabei wurde natürlich viel Sturm gelaufen gegen "antikirchliche Stellen" und jene sechs Sekunden nacktes Vorspiel mit Folke Sundquist im schwedischen Mitternachtswasser. Diesem Image arbeitete Ulla Jacobsson fortan entgegen, indem sie das Naive, Biedere, Demütige überbetonte. In Bergmans "Lächeln in einer Sommernacht" blieb ihr die undankbarste Rolle, aber die Folgejahrzehnte hatten für sie immerhin noch eine so kuriose Karrieremischung wie "Zulu", "Kennwort: Schweres Wasser" und "Faustrecht der Freiheit" parat.

malt

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