Herr Singram ist mit der besten aller Welten mehr als unzufrieden und zieht sich enttäuscht und leicht angeschlagen in ein Sanatorium zurück, um endlich schriftlich zu fixieren, welche Lebens-Manöver er mit der Hilfe von Frauen, Tieren und weltflüchtigen Compagnons bestanden hat. Lässt seine Erinnerungsfähigkeit nach, versenkt er sich in die anekdotenreichen Tagebücher seiner Vorfahren, die alle eine Schwäche für Tiere hatten - Urgroßvater Irin war Zobeljäger, sein Sohn Edward unterhielt in England einen Privatzoo, dessen Sohn malt die Tiere - berühmt ist seine "Arche Noa sticht in See" - und zeugt zwischen zwei Bildern Arthur Singram, den Verfasser dieser melancholisch-komischen Annalen, in denen sich traurige Selbstironie und heitere Duldsamkeit gegen die tückische Realität verbünden; gegen die helfen nur Animositäten und Neurosen. Sein Arbeitsmotto ist von einem Herrn Dr. Knock, der einmal schrieb - "was ich nicht dulden kann, ist, dass die Gesundheit Ausmaße einer Provokation annimmt." Ingomar von Kieseritzkys vergnüglicher Roman ist ein erzählerisches Füllhorn der Gebrechen, ein malades "Brehms Tierleben", komisch, absurd und unterhaltsam, die grundsätzlich vergängliche Einrichtung der Welt und ihre Malaisen werden mit soviel funkelndem Witz gefeiert, dass strotzende Gesundheit im Vergleich dazu öde und langweilig wirkt. Und der Roman ist sogar rezeptfrei zu haben.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ingomar von Kieseritzkys neuer Roman schließt für Andreas Langenbacher konsequent an dessen vorangegangene Werke an. Diese sieht der Rezensent vor allem von Hypochondrikern, Melancholikern, Misantropen und Neurotikern bevölkert. So auch "Traurige Therapeuten", wo sich ein erfolgloser, hypersensibler Schriftsteller in ein Schweizer Sanatorium verkriecht und über seine Vorfahren nachdenkt, um schließlich als freier Kynologe und Gassi-Geher einigermaßen zu gesunden. Das Romangeschehen bietet offenbar jede Menge Aberwitz, Zynismus und Lamentieren. Selber nörgeln will Langenbacher aber nicht, denn: ohne Figuren wie jene aus Kieseritzkys Romanen "wäre unser Dasein um eine stark machende Kränkung ärmer".
© Perlentaucher Medien GmbH
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