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Ein ABC-Buch der ganz anderen Art! Nichts Niedliches, nichts Kindertümelndes, sondern richtige Überraschungen, kluge Albernheiten, enorm viel Spaß mit Buchstaben, Wörtern und Bildern.

Produktbeschreibung
Ein ABC-Buch der ganz anderen Art! Nichts Niedliches, nichts Kindertümelndes, sondern richtige Überraschungen, kluge Albernheiten, enorm viel Spaß mit Buchstaben, Wörtern und Bildern.
Autorenporträt
Nadia Budde wurde 1967 in Berlin geboren. Sie war Gebrauchswerberin, bevor sie an der Kunsthochschule Berlin-Weissensee und am Royal College of Art in London Grafik studierte. Ihr erstes Bilderbuch "Eins zwei drei Tier" wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2000 und zahlreichen anderen Preisen ausgezeichnet. Auch die folgenden Bilderbücher "Trauriger Tiger toastet Tomaten" und "Kurz nach sechs kommt die Echs" erhielten wichtige Auszeichnungen (u.a. Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis, Troisdorfer Bilderbuchpreis, Schnabelsteherpreis, LUCHS). Nadia Budde lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.03.2000

Was ich mit dem Auge lese, das kann ich auch mit dem Ohre hören
Buchstabenwelten von Karl Philipp Moritz bis Nadia Budde: Die Fibel verschwindet aus den Klassenzimmern, jetzt kommen die ABC-Bücher von überall her

Die wahre Wissenschaftslehre jeder Wissenschaftslehre hat Jean Paul in "Leben Fibels" das Alphabet genannt. Die Buchstaben sind die symbolischen Bausteine von Mikrokosmos und Makrokosmos. Zugleich sind sie elementarer Lerngegenstand. Daher begegnen über dem Abc-Buch seit jeher Philosophen, Theologen, Dichter und Künstler den Kindern, die das Lesen lernen. In diesem Jahr haben sich viele zu solchem Treffen eingefunden. Es scheint, dass im selben Maß, in dem die Schule sich von den Büchern und Fibeln entfernt, der Kinderbuchmarkt sich des aufgegebenen Terrains lustvoll annimmt. Das eindrucksvollste der Abecedarien erscheint allerdings nicht in einem Kinderbuchverlag, sondern bei Antje Kunstmann: Karl Philipp Moritz' "Neues Abc-Buch", zuerst erschienen 1790, neu illustriert von Wolf Erlbruch und mit einem informativen Nachwort von Heide Hollmer.

Moritz war nicht nur Philosoph und Mitbegründer der empirischen Psychologie, er war auch ein engagierter Pädagoge. Sein Abc-Buch legt von seinen didaktischen Fähigkeiten glänzendes Zeugnis ab. Die Bildunterschriften, die sich paarweise reimen, ergänzt er, der emblematischen Tradition folgend, durch kurze auslegende Texte. Sie bestehen aus einfachen Sätzen, die erzählen, fragen, beschreiben, erklären. Die Rede wechselt mühelos zwischen Gegenständen, Handlungen, behutsamen Abstraktionen und prägnanten Lehrsätzen. Moritz verbindet sprachliches und sachliches Lernen, wie Comenius in seinem "Orbis pictus", aber er entwirft seine Welt in 25 Buchstaben nicht mehr als Buch Gottes, sondern als eine Philosophie vom Menschen. Er beginnt mit den fünf Sinnen, mit denen alles Lernen anfängt. Das Sehen als der höchste Sinn bildet sich jedoch nicht an den realen Dingen, sondern im Buchstabieren und Lesen. Das Buch ist die Welt, in die der Lernende sich versenkt. Gehör, Geruch, Geschmack und Gefühl öffnen auch physikalische Erfahrungsräume. Lernen und Denken werden thematisiert, weiterhin die Beziehung und der Unterschied zwischen Mensch und Tier, Kleidung und Wohnung. Ein moralisches Zwischenspiel weist darauf hin, dass Pracht und Überfluss nicht notwendig sind. Am Ende kommen die letzten Dinge zur Sprache: Tod, Vergänglichkeit, Zeit und wieder das Wichtigste, der Mensch. Die Pflanzen, etwa Ysop und Zeder, mögen ungleich sein, die Menschen sind gleich, ob hoch oder niedrig. Keiner hat das Recht, einen anderen gering zu schätzen. "Denn es ist die höchste Würde, ein Mensch zu sein." Die Würde des Menschen zieht sich als Leitmotiv durch das Buch  - ein Grundlagentext zum klassischen Bildungsentwurf und zur demokratischen Erziehung.

Wolf Erlbruch kombiniert in seinen Tafeln all die didaktischen Medien der alten Schule, Papiere mit Rechenkaros und Linien, mit Texten in altdeutscher Schreibschrift, mit Zahlenkolonnen und geometrischen Zeichnungen. Seien es Warenkataloge, Gebrauchsanweisungen, Landkarten oder physikalische Diagramme, er montiert, zitiert, stempelt, zeichnet mit Kreide auf schwarzen Tafelgrund, mit Blei- und Buntstift, schneidet aus und klebt zusammen und setzt für die Wildnis des Feuers und des Waldes den Pinsel und die pastose Farbe ein. Die meisten dieser Techniken sind aus seinen früheren Bilderbüchern vertraut. Aber erst hier wird der emblematische Charakter seiner Illustrationskunst deutlich: Mit den Zeichnern der Sinnsprüche und Devisen teilt er die Lust an der Kombination des Heterogenen, am Schrifthaften der Zeichnung, an Rebus und Rätsel. Seine Tafeln wollen entziffert werden, sie sind Inszenierungen des Zeigens wie Max Ernsts Loplop-Bilder, und sie haben wie diese einen Bodensatz des Geheimnisvollen und Absurden, der den wunderlichen Zusammenstellungen entspricht, die die alphabetische und enzyklopädische Ordnung hervorbringt.

Dem enzyklopädischen Geist des Alphabets ist Katharina Lausche mit ihrem Tier-ABC verpflichtet. Ihr Buch ist eine Reihe von genau gezeichneten und kolorierten Tierporträts. Sie beeindrucken durch ihre Bewegungsgestalten, am allermeisten aber durch die intensive Darstellung von Fell und Federn, Haut und Haar mit all ihren taktilen und haptischen Besonderheiten und Reizen. Neben vertrauten Tieren hat die Künstlerin weniger bekannte gezeichnet wie den Blaufußtölpel, die Cistensänger, den Indri, den Quetzal und das Veilchenohr. Wie gut, dass der Abecedarius das C fordert, das Q, das V und X. Hier kommt auch die Liebe zu eigentümlichen und farbigen Wörtern auf ihre Kosten. Zu jedem Tier gibt es einen präzisen und aspektreichen Informationstext.

Ganz anders ist die Tierschar beschaffen, die sich in Esther Spinners Tier-Anagrammen auf den Weg zum großen Fest macht. Allerlei sympathische Geschöpfe aus den Bilderbüchern der letzten Jahre sind in den Zeichnungen von Anna Luchs wieder zu entdecken, vielleicht als Zitate, vielleicht weil sich Einflüsse durchsetzen. Die Buchstaben sind aus Zeitungspapier ausgeschnitten, und die Kernsätze der Tiere stammen aus den Anagrammen ihrer Namen. Daher heißt die Amsel Selma, der Tiger Greti und der Yak Kay. Wie man die Wörter von vorn und von hinten lesen kann, so ist auch die Zeit im Buchspiel reversibel. Die Geschichte regt an zum Anders- und Weitererzählen, die Anagramme zum eigenen Dichten. Dafür ist ein Alphabet mit Buchstabenkärtchen dem Buch beigelegt.

Nadja Budde arbeitet mit Alliterationen. Jede Seite ihres Alphabets stellt Figuren vor, die sich im Denken und Handeln brav ihrem Buchstaben fügen wie der einsame, etwas eitle Elch, der einmal ein Eilpaket erhielt. Auch Nadja Budde macht Anleihen bei anderen Künstlern. Indes übersetzt sie das Fremde in ihre eigene Handschrift und öffnet mit der Verve weniger Striche ihre Fläche zum Raum, zur Stadt und Straße, zum Strand und Wald. Sie lässt Figuren auftreten, die es in Abc-Büchern noch nie gegeben hat, etwa die moderne Made und den Hasen mit Hakennase. Ihre handgeschriebenen Texte entwerfen witzige und absurde Situationen oder erzählen kleine Geschichten. Wie alle Spiele mit den Buchstaben macht auch dies Lust zum Weiterdichten.

GUNDEL MATTENKLOTT

Karl Philipp Moritz: "Neues Abc-Buch" (1790). Illustrationen von Wolf Erlbruch. Nachwort von Heide Hollmer. Antje Kunstmann Verlag, München 2000. 64 S., geb., 24,80 DM.

Katharina Lausche: "T wie Tukan. ABC mit großen und kleinen Tieren". Aufbau Verlag, Berlin 2000. 56 S., geb., 32,- DM. Ab 5 J.

Esther Spinner / Anna Luchs: "Die Amsel heißt Selma". Palazzo Verlag, Zürich 2000. 64 S., geb., 29,80 DM. Ab 5 J.

Nadia Budde: "Trauriger Tiger toastet Tomaten". Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2000. 42 S., geb., 29,80 DM. Für jedes Alter.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Troisdorfer Bilderbuchpreis "LUCHS" der Jury von ZEIT und Radio Bremen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"In einer Sammelrezension beschäftigt sich Gundel Mattenklott mit den folgenden vier Büchern über das Alphabet:
1) Nadia Budde: "Trauriger Tiger Toastet Tomaten"
Die handgeschriebenen Texte der Autorin "entwerfen witzige und absurde Situationen", in denen sie das Abc durch Alliteration ihres ganz eigenen Tier-Kosmos durchbuchstabiert, lobt die Rezensentin. Sie zitiert einige, z.B den "einsamen etwas eitlen Elch der einmal ein Eilpaket erhielt", und freut sich an den ungewöhnlichen Figuren, deren Umfeld die Künstlerin mit wenigen Strichen "zum Raum" öffnet. Ihr Fazit: "Wie alle Spiele mit den Buchstaben macht auch dies Lust zum Weiterdichten."
2) Karl Philipp Moritz/Wolfgang Erlbruch: "Neues Abc-Buch"
Einen großformatigen Abdruck einer Erlbruch-Illustration aus dem besprochenen Buch mit ihrem Text umrahmend, lobt Gundel Mattenklott die engagierte Pädagogik von Moritz, dessen Abc-Buch 1790 das erste Mal erschien. Seine Einführung ins Alphabet ist eine Einführung in die Welt, in der dem lernenden Kind die fünf Sinne, Mensch, Tier und Ding und ihre Beziehung untereinander vorgeführt werden. Zentral ist diesem "Grundlagentext zum klassischen Bildungsentwurf und zur demokratischen Erziehung" das Motiv von der "Würde des Menschen", schreibt Mattenklott. Die Illustrationen von Erlbruch, die mit allen Techniken "der alten Schule" arbeiten - Rechenkaros, Linien, Zahlenkolonnen, geometrische Zeichnungen - sind für Mattenklott "Inszenierungen des Zeigens" und kombinieren lustvoll Heterogenes durch Montage und Zitat. Den "Bodensatz des Geheimnisvollen und Absurden" verbinden die Bilder in ihren Augen mit den "wunderlichen Zusammenstellungen" der enzyklopädischen Ordnung.
3) Katharina Lausche: "T wie Tukan"
Hier wird jeder Buchstabe durch ein Tier vorgestellt, dessen "intensive Darstellung von Fell, Federn, Haut und Haar" die Rezensentin beeindruckt hat. Und weil es auch das C und das Q und das X gibt, musste die Autorin auf für diese Breiten ungewöhnliche Tiere zurückgreifen, um das ganze Alphabet durchzubuchstabieren, was dem Buch einen besonderen Reiz verleiht, so Mattenklott, denn dadurch kommt auch "die Liebe zu eigentümlichen und farbigen Wörtern auf ihre Kosten".
4) E. Spinner/A. Luchs: "Die Amsel heißt Selma"
Wieder einmal wird das Alphabet durch Tiere dargestellt, aber in besonderer Weise mit buchstaben-spielerischer Phantasie verbunden: jedes Tier trägt als Namen sein Anagramm, (Amsel Selma, Tiger Greti und Yak Kay), und die Reversibilität der Namen ist in der Geschichte vom Fest der Tiere auch aufgenommen als Umkehrbarkeit der Zeit. Mit Buchstabenkärtchen, die dem Buch beigelegt sind, regt die Geschichte an &quot
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