Englisch ist eine Sprache, über der die Sonne niemals untergeht. Allerdings ist unter den 6.500 verschiedenen Sprachen dieser Erde Englisch eine der kompliziertesten. R. W. B. McCormack hat während seiner jüngsten Forschungsreise die seltsamsten Blüten der Weltsprache Englisch gesammelt. In seinem Reisetagebuch 'Travel Overland' protokollierte er Dutzende von Spielarten der englischen Sprache: die Skala reicht vom einfachen 'Butler English' über das 'Englisch der Royals' bis hin zum 'Business English'. Der beinahe unheimliche Etrag umfaßt neben europäischen Mischformen wie 'Franglais' oder 'Spanglish' auch 'Airspeak', 'Bamboo English', 'Broad Australian', 'Seegurkenenglisch' und andere Varianten aus allen fünf Kontinenten. Das Erstaunliche: man trifft kaum noch Leute, die des 'Pidgin' nicht mächtig sind - außer vielleicht Briten.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.1999English spaken
R. W. B. McCormack reist durch Anglophonoland
"Ladies and woman", begann der ugandische Diktator Idi Amin einmal eine seiner berüchtigten Ansprachen, "my beloved husbands and men in this assembly, I am thank you verry difficult for you hand to forgive me this hour to talk of you Africa and my country which is Uganda . . ." Als der englische Botschafter anschließend fragte, was Amin da eigentlich geredet habe, entgegnete ein einheimischer Journalist: "That was President Amin of Uganda speaking a language similar to English." Zitiert hat die komplette Rede, zur Belustigung seiner Leser, im Oktober 1998 der ugandische "Sunday Monitor", aber sie hätte auch rechten Platz gefunden in "Travel Overland", dem dritten Buch von R. W. B. McCormack.
McCormack, der unter diesem Pseudonym mal als texanischer Ethnologe der "Simon Suggs University", mal als führender Experte für die Fressgewohnheiten juveniler Ziegen firmiert, dessen Veröffentlichungen jedoch eine auffällige Übereinstimmung mit den klugen linguistischen Analysen des Münchner Amerikanistikprofessors Gerd Raeithel aufweisen, hat jetzt eine kleine Studie über das Englische als Weltsprache vorgelegt. Besser gesagt über Englisch als "großartiges medium of mißunderstanding", wie ein vom Autor heranzitierter Jüngling aus Calais erkennen muss, der "seiner Freundin aus Dover sagen wollte: When I look into your eyes, time stands still, aber nur hervorstieß: Your face could stop a clock."
Rund einhundertfünfzig Jahre nachdem Jacob Grimm dem Englischen eine führende Rolle in der Welt prophezeite, sprechen etwa anderthalb Milliarden Menschen diese Sprache; allerdings nur schätzungsweise die Hälfte von ihnen einigermaßen korrekt. McCormack hat die andere Hälfte ins Visier genommen, sein Büchlein ist eine Sammlung von Stilblüten, von sprachlichen Schnitzern, Übersetzungsfehlern und broken english. In erstaunlicher Sammelwut hat der vorgebliche Ethnologe - vermutlich mit der Unterstützung aufmerksamer Helfer - Material aus insgesamt dreiundvierzig Ländern zusammengetragen, das er in ebenso vielen kurzweiligen Kapiteln präsentiert.
Das reicht von der Tafel eines Reisebüros am Kopenhagener Flughafen, das seinen Kunden androht: "We take your bags and send them in all directions" bis zu einer Schlagzeile der "China Daily", die anerkennend vermeldet, dass "der Tennisspieler John McEnroe seinen dreiundsiebzigsten Grand Prick title" gewonnen hat.
Sehr zum Lesevergnügen trägt dabei der unprätentiöse und angenehm lakonische Stil McCormacks bei. Eine aufgesetzte oder zu Tode gerittene Pointe macht die schönste Komik zunichte, und die Frage im Anmeldungsbogen eines japanischen Arztes: "Do you fell as if there were two when there is only one?" bedarf eben kaum noch eines ausführlichen Kommentars. Das gleiche gilt für das Warnschild im indischen Nationalpark von Uttar Pradesh: "Ramganga River is inhabitat by crocodiles. Swimming is prohibited. Survivors will be prosecuted."
Dafür, dass McCormack seiner Sammelleidenschaft - zumindest auf dem indischen Subkontinent - auch weiterhin mit Erfolg nachgehen kann, spricht die Zeitungsannonce eines indischen Sprachinstitutes: "We make you big boss in English conversation. Hypnotize people by your highly impressive talks. Exclusive courses for exporters, business tycoons." Offenbar hat der Leiter des Instituts sein Englisch im eigenen Laden erlernt.
Sein Banknachbar ist heute möglicherweise in Frankfurt tätig. Denkwürdigerweise wurde ausgerechnet McCormacks Londoner Verleger von der Leitung der Frankfurter Buchmesse schriftlich aufgefordert, den "zu hoch ausgefallenen Bücherstand zu verkleinern und seine five foot erection den Vorschriften anzupassen".
MARTIN SONNEBORN
R. W. B. McCormack: "Travel Overland". Eine anglophone Weltreise. Verlag C. H. Beck, München 1999. 126 S., br., 12,90 DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
R. W. B. McCormack reist durch Anglophonoland
"Ladies and woman", begann der ugandische Diktator Idi Amin einmal eine seiner berüchtigten Ansprachen, "my beloved husbands and men in this assembly, I am thank you verry difficult for you hand to forgive me this hour to talk of you Africa and my country which is Uganda . . ." Als der englische Botschafter anschließend fragte, was Amin da eigentlich geredet habe, entgegnete ein einheimischer Journalist: "That was President Amin of Uganda speaking a language similar to English." Zitiert hat die komplette Rede, zur Belustigung seiner Leser, im Oktober 1998 der ugandische "Sunday Monitor", aber sie hätte auch rechten Platz gefunden in "Travel Overland", dem dritten Buch von R. W. B. McCormack.
McCormack, der unter diesem Pseudonym mal als texanischer Ethnologe der "Simon Suggs University", mal als führender Experte für die Fressgewohnheiten juveniler Ziegen firmiert, dessen Veröffentlichungen jedoch eine auffällige Übereinstimmung mit den klugen linguistischen Analysen des Münchner Amerikanistikprofessors Gerd Raeithel aufweisen, hat jetzt eine kleine Studie über das Englische als Weltsprache vorgelegt. Besser gesagt über Englisch als "großartiges medium of mißunderstanding", wie ein vom Autor heranzitierter Jüngling aus Calais erkennen muss, der "seiner Freundin aus Dover sagen wollte: When I look into your eyes, time stands still, aber nur hervorstieß: Your face could stop a clock."
Rund einhundertfünfzig Jahre nachdem Jacob Grimm dem Englischen eine führende Rolle in der Welt prophezeite, sprechen etwa anderthalb Milliarden Menschen diese Sprache; allerdings nur schätzungsweise die Hälfte von ihnen einigermaßen korrekt. McCormack hat die andere Hälfte ins Visier genommen, sein Büchlein ist eine Sammlung von Stilblüten, von sprachlichen Schnitzern, Übersetzungsfehlern und broken english. In erstaunlicher Sammelwut hat der vorgebliche Ethnologe - vermutlich mit der Unterstützung aufmerksamer Helfer - Material aus insgesamt dreiundvierzig Ländern zusammengetragen, das er in ebenso vielen kurzweiligen Kapiteln präsentiert.
Das reicht von der Tafel eines Reisebüros am Kopenhagener Flughafen, das seinen Kunden androht: "We take your bags and send them in all directions" bis zu einer Schlagzeile der "China Daily", die anerkennend vermeldet, dass "der Tennisspieler John McEnroe seinen dreiundsiebzigsten Grand Prick title" gewonnen hat.
Sehr zum Lesevergnügen trägt dabei der unprätentiöse und angenehm lakonische Stil McCormacks bei. Eine aufgesetzte oder zu Tode gerittene Pointe macht die schönste Komik zunichte, und die Frage im Anmeldungsbogen eines japanischen Arztes: "Do you fell as if there were two when there is only one?" bedarf eben kaum noch eines ausführlichen Kommentars. Das gleiche gilt für das Warnschild im indischen Nationalpark von Uttar Pradesh: "Ramganga River is inhabitat by crocodiles. Swimming is prohibited. Survivors will be prosecuted."
Dafür, dass McCormack seiner Sammelleidenschaft - zumindest auf dem indischen Subkontinent - auch weiterhin mit Erfolg nachgehen kann, spricht die Zeitungsannonce eines indischen Sprachinstitutes: "We make you big boss in English conversation. Hypnotize people by your highly impressive talks. Exclusive courses for exporters, business tycoons." Offenbar hat der Leiter des Instituts sein Englisch im eigenen Laden erlernt.
Sein Banknachbar ist heute möglicherweise in Frankfurt tätig. Denkwürdigerweise wurde ausgerechnet McCormacks Londoner Verleger von der Leitung der Frankfurter Buchmesse schriftlich aufgefordert, den "zu hoch ausgefallenen Bücherstand zu verkleinern und seine five foot erection den Vorschriften anzupassen".
MARTIN SONNEBORN
R. W. B. McCormack: "Travel Overland". Eine anglophone Weltreise. Verlag C. H. Beck, München 1999. 126 S., br., 12,90 DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main