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From the renowned journalist comes this intimate account of his years in the field, traveling for the first time beyond the Iron Curtain to India, China, Ethiopia, and other exotic locales. In the 1950s, Ryszard Kapuscinski finished university in Poland and became a foreign correspondent, hoping to go abroad - perhaps to Czechoslovakia. Instead, he was sent to India - the first stop on a decades-long tour of the world that took Kapuscinski from Iran to El Salvador, from Angola to Armenia. Revisiting his memories of traveling the globe with a copy of Herodotus' Histories in tow, Kapuscinski…mehr

Produktbeschreibung
From the renowned journalist comes this intimate account of his years in the field, traveling for the first time beyond the Iron Curtain to India, China, Ethiopia, and other exotic locales. In the 1950s, Ryszard Kapuscinski finished university in Poland and became a foreign correspondent, hoping to go abroad - perhaps to Czechoslovakia. Instead, he was sent to India - the first stop on a decades-long tour of the world that took Kapuscinski from Iran to El Salvador, from Angola to Armenia. Revisiting his memories of traveling the globe with a copy of Herodotus' Histories in tow, Kapuscinski describes his awakening to the intricacies and idiosyncrasies of new environments, and how the words of the Greek historiographer helped shape his own view of an increasingly globalized world. Written with supreme eloquence and a constant eye to the global undercurrents that have shaped the last half-century, Travels with Herodotus is an exceptional chronicle of one man's journey across continents.
Autorenporträt
Ryszard Kapuscinski, Poland's most celebrated foreign correspondent, was born in 1932. After graduating with a degree in history from Warsaw University, he was sent to India, Pakistan, and Afghanistan to report for the Polish news, which began his lifelong fascination with the Third World. During his four decades reporting on Asia, Latin America, and Africa, he befriended Che Guevara, Salvador Allende, and Patrice Lumumba; witnessed twentyseven coups and revolutions; and was sentenced to death four times. He died in 2007.His earlier books--Shah of Shahs, The Emperor, Imperium, Another Day of Life, The Soccer War, and Shadow of the Sun--have been translated into nineteen languages.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.11.2013

Es gibt der Welten viele
Ein junger Journalist im kommunistischen Polen will über die Grenzen hinaus, mit den Historien des Herodot
im Gepäck macht er sich auf den Weg nach Indien – die Neuausgabe von Ryszard Kapuscinskis Reisereportagen feiert die Neugier
VON BURKHARD MÜLLER
Das Polen der frühen Fünfziger ist ein armes und beengtes Land. Wer nur einmal über die Grenze hinauskönnte! Davon träumt der junge Ryszard Kapuscinski, der als Lokalreporter für den Sztandar Mlodych , die Jugendfahne, schreibt. In der vorsichtigen Tauwetterphase nach Stalins Tod fasst er sich ein Herz und spricht zur Chefredakteurin über seinen Wunsch. An was er denn dächte? Na, zum Beispiel die Tschechoslowakei. Lange passiert nichts. Aber eines Tages erklärt sie ihm aus heiterem Himmel: Du fährst nach Indien! Dort war noch nie ein polnischer Journalist, kein Mensch weiß, was dort los ist. Frau Tarlowska gibt ihm eine Reiselektüre mit, die für Kapuscinski zum Buch seines Lebens wird: Die Historien des Herodot.
  Herodotos von Halikarnassos, der im 5. Jahrhundert v. Chr. lebte, gilt als „Vater der Geschichtsschreibung“, womit gemeint ist, dass vor ihm mythisch und episch erzählt wurde, aber niemand eine Anstrengung gemacht hatte, den Dingen systematisch auf den Grund zu gehen. Für Kapuscinski klingt dieser Titel viel zu sesshaft; er erklärt Herodot stattdessen zum Vater der Reportage. Ihm imponiert, wie beherzt dieser Mann, halb Grieche und halb karischer Barbar, sich in undefiniertes Gelände vorwagte; und wie er dabei ganz allein jene Voraussetzungen schuf, auf denen alle Späteren aufbauten.
  Voraussetzungslosigkeit ist ein milder Ausdruck für den Zustand, in dem Kapuscinski seine Reise antritt. An seiner ersten Zwischenstation, Rom, faszinieren ihn weder Antike noch Barock, sondern der Umstand, dass diese Stadt nachts beleuchtet ist – so etwas hat er noch nie gesehen. Und in seiner Hilflosigkeit trifft er, wie auch später immer wieder, Menschen, die ihm helfen. „Sorg dich nicht“, sagt ihm der italienische Journalist Mario, der ein bisschen Polnisch kann; er und seine Frau nehmen den Fremden in Rom erst mal mit zum Einkaufen, damit er seinen beschämenden Ostblock-Chic aus gelben Nylonhemden und grün karierten Krawatten los wird. Und die Verkäuferinnen sind freundlich zu ihm!
  Indien wirkt auf ihn natürlich noch befremdlicher. Aber auch hier gibt es den Chauffeur, der ihn, ohne ein Wort zu sagen oder zu verstehen, am Flughafen aufliest und in irgendein Hotel schafft; und im Hotel kommt morgens barfuß ein Junge in sein Zimmer und bringt ihm Tee und Gebäck. „Er stellte alles wortlos auf den Tisch, verneigte sich und ging lautlos hinaus – in seinem Verhalten war eine natürliche Höflichkeit, ein tief empfundenes Taktgefühl, etwas so überraschend Feines und Würdevolles, dass ich auf Anhieb Bewunderung und Achtung für ihn empfand.“
  Die Menschen nehmen den Fremden, der in ihrer Mitte erscheint, immer freundlich auf: Daran glaubt Kapuscinski fest, und infolgedessen widerfährt es ihm. Das einzige Land, mit dem er nicht warm wird, ist China mit seiner Großen Mauer. Kapuscinski hasst Mauern.
  Darum wählt er sich unter den Kontinenten den offensten und vorerst unbestimmtesten: Afrika, das gerade aus dem Zeitalter des Kolonialismus in die Selbständigkeit hinübertritt. Im von Bürgerkriegen zerrissenen Kongo der Sechziger etwa begegnen ihm auf der Straße zwei der berüchtigten Katanga-Gendarmen. Sie sind bis an die Zähne bewaffnet, mit Maschinenpistole, Messer, Panzerfaust und Knüppel, der Helm reicht hinunter bis zur Mitte des Gesichts. Wenn sie jetzt Rache nehmen wollen für alles, was ihnen und ihren Vorfahren von den Weißen angetan wurde, dann hindert sie niemand daran. „Was wird geschehen? Wir sind schon ganz nahe, kommen einander immer näher. Schließlich blieben sie stehen. Ich blieb ebenfalls stehen. Und dann ertönte aus diesem Berg von Rüstung und Eisenzeug eine Stimme, die ich nie vergessen werde, denn sie klang demütig, ja bittend: ‚Monsieur, avez-vous une cigarette, s’il vous plait?‘“
  Das ist der Wendepunkt. Es folgt, als fliegender Abgesang, die Gewährung der Bitte: „Der Eifer und die Hast, die Zuvorkommenheit, ja Dienstfertigkeit, mit der ich in die Tasche griff, war sehenswert, wie rasch ich die Schachtel Zigaretten herausholte, die letzte, die ich besaß, doch das war unwichtig, ohne Bedeutung, nehmt sie nur, meine Lieben, nehmt sie alle, setzt euch und raucht die ganze Packung, auf der Stelle und bis zur letzten Zigarette!“
  Welch ungeheure Spannung wird hier aufgebaut, wie fühlt der Leser mit diesem Erzähler, wie spürt er bis in die Fingerspitzen die Fahrigkeit, mit der in den Taschen gewühlt wird, und die Erleichterung, dass es so glimpflich abging! Dabei arbeitet Kapuscinski mit einfachen dramaturgischen Mitteln. Dass dabei, gerade in den Berichten aus Afrika, die literarische Brillanz manchmal auf Kosten der dokumentarischen Sorgfalt ging, er etwa dem Freiheitskämpfer Patrice Lumumba nicht als Augenzeuge begegnet sein kann, hat 2010 sein kritischer Biograph Artur Domoslawski nachgewiesen (SZ vom 1.3.2010).
  Die Fähigkeit, den Leser zu packen mit Berichten aus der Wirklichkeit, bewundert Kapuscinski an Herodot, dessen Buch noch nach 24 Jahrhunderten fesselt. Je länger er unterwegs ist, ein je besserer und erfahrenerer Reisender er wird, ein desto unentbehrlicherer Leitstern und Gefährte ist ihm Herodot. Er wird sich darüber klar, welch hohen Preis sie beide zu entrichten haben: So sehr ihnen die Leute entgegenkommen, sie müssen trotzdem einsam bleiben. Dauernde Bindungen können sie nicht eingehen, weil sie immer im Aufbruch leben. Wer das aushalten will, braucht eine elementare Neugier. Kapuscinski bedauert es sehr, dass sein großes Vorbild – so wenig über sich selbst gesagt hat. Er versucht ihn sich vorzustellen, wie er als kleiner Junge war: „Woher stammen die Schiffe am Horizont? Von wo kommen sie gefahren? Also ist das, was wir mit eigenen Augen sehen, noch nicht die Grenze der Welt? Es gibt also noch andere Welten? Welche? Wenn ich groß bin, möchte ich sie kennenlernen. (. . . ) Und Herodot lernt mit der Begeisterung und Energie eines Kindes seine Welt kennen. Seine wichtigste Entdeckung: Es gibt der Welten viele. Und jede ist anders.“
  Auch Kapuscinski sagt in diesem Buch nicht viel über sich selbst; so muss es sein, denn nicht nur einsam ist der große Reisende, sondern auch selbstlos: damit er ganz bereit ist für das, was ihm die anderen mitzuteilen haben. Und doch erfährt man eine Menge über diesen unwahrscheinlichen Kosmopoliten aus der polnischen Provinz.
  Schon vor einigen Jahren, als Kapuscinski noch lebte, ist das Buch in der „Anderen Bibliothek“ erschienen. Es war vergriffen. Nun, sechs Jahre nach seinem Tod, ist es in preiswerterer Broschur, aber mit der gewohnten Qualität dieser wunderbaren Reihe, wieder da; und man ist dankbar dafür.
Juni 1989: Der polnische Journalist Ryszard Kapuscinski mit Kämpfern in Angola. Kapuscinski wurde 1932 in Pinsk geboren, er starb im Jahr 2007 in Warschau.
FOTO: DPA
    
    
  
  
Ryszard Kapuscinski: Meine Reisen mit Herodot. Aus dem Polnischen von Martin Pollack. Die Andere Bibliothek,
Berlin 2013. 286 Seiten,
24 Euro.
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