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In Shanghai lernt sie den Topspion Richard Sorge kennen. Aus Ursula Kuczynski, der Tochter aus gutbürgerlichem Haus, wird die Kundschafterin Sonja. Jahrzehnte später schrieb sie unter dem Namen Ruth Werner darüber ein Buch. Ausgespart blieb ihre Begegnung mit Klaus Fuchs. Der junge Wissenschaftler arbeitete als Emigrant erst in England, dann in den USA am Atomwaffenprojekt - der Waffe gegen Hitler. Er holt die Formeln aus dem Labor, Sonja leitet sie an die Sowjets weiter. Der Autor reklonstruiert der größten Spionagefall der Geschichte und greift dabei auf unveröffentlichte Briefe, Notizen und Aussagen zurück.…mehr

Produktbeschreibung
In Shanghai lernt sie den Topspion Richard Sorge kennen. Aus Ursula Kuczynski, der Tochter aus gutbürgerlichem Haus, wird die Kundschafterin Sonja. Jahrzehnte später schrieb sie unter dem Namen Ruth Werner darüber ein Buch. Ausgespart blieb ihre Begegnung mit Klaus Fuchs. Der junge Wissenschaftler arbeitete als Emigrant erst in England, dann in den USA am Atomwaffenprojekt - der Waffe gegen Hitler. Er holt die Formeln aus dem Labor, Sonja leitet sie an die Sowjets weiter.
Der Autor reklonstruiert der größten Spionagefall der Geschichte und greift dabei auf unveröffentlichte Briefe, Notizen und Aussagen zurück.
Autorenporträt
Eberhard Panitz, geb. 1932 in Dresden. Nach einem Pädagogik-Studium in Leipzig als Verlagslektor tätig. Seit 1959 freischaffend. Zahlreiche Buchveröffentlichungen. Der Autor lebt in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.05.2003

Sonjas Kältetest

ATOMBOMBE. Der reißerische Titel hält zum Glück nicht, was er verspricht: Über Jahrzehnte hinweg war Autor Eberhard Panitz mit einer Frau befreundet, die sich als Schriftstellerin "Ruth Werner" nannte, in Wirklichkeit Ursula Beurton war, die Schwester von Jürgen Kuczynski, des berühmten DDR-Wirtschaftshistorikers. In "Sonjas Rapport", der 1977 weltweit Aufsehen erregte, fehlte allerdings ein wichtiger Mosaikstein - und den bemüht sich Panitz nun nachzuliefern. "Sonja" war mit Klaus Fuchs in dem kleinen englischen Nest Banbury konspirativ zusammengetroffen, sie hatte dessen Notizen und Formeln aus Harwell in die Sowjetunion übermittelt - per Funk, per Kurier, zuverlässig und nie vom MI5 entdeckt. Das Leben "Sonjas" war unstet und abenteuerlich, zugleich geprägt von einer tiefen Sehnsucht nach (klein-)bürgerlicher "Normalität". Wie sie Spionin wurde und warum eigentlich, wird nicht klar. Obwohl die Familie dem Autor viel neues Material zugänglich machte, bleiben die eigentlichen Motive dieser Edelkommunistin seltsam blaß, was aber daran liegen mag, daß "Sonja" selbst nie richtig darüber nachgedacht hat, warum sie von Schanghai, der Schweiz oder England aus der Sowjetunion als tüchtige Spionin diente. Es entsteht das Bild einer politisch grenzenlos naiven Frau, die niemals ob ihrer gefährlichen Tätigkeit von Skrupeln oder Zweifeln befallen wurde, da mochten die Verbrechen Stalins noch so sehr zum Himmel schreien. Sie war einfach glücklich, als Kalinin ihr in Moskau 1937 den Rotbannerorden verlieh, während der unglückliche Klaus Fuchs nach seiner vorzeitigen Freilassung im Jahr 1959 vergeblich auf eine solche Ehrung wartete. Dieses Buch paßt hervorragend in den aktuellen Gender-Diskurs (was keineswegs seine Absicht ist), denn mit "Ruth Werner" wird eine Frauengestalt lebendig, die genau das schaffte, was heute vielen als idealtypische weibliche Existenz erscheint: zwei Ehemänner, drei Kinder, alleinerziehende und ernährende Mutter, zugleich konspirative Treffen, nächtliches Morsen, tote Briefkästen, später erfolgreiche Schriftstellerin. Sie war eine selbstbestimmte, selbstbewußte Frau - und gleichzeitig eine aus der Moskauer "Zentrale" ferngesteuerte Marionette! Man darf von Panitz, dem guten Freund der im Alter von 93 Jahren in Berlin gestorbenen Ursula Beurton, keinen nüchtern-distanzierten Bericht erwarten. Dieses Buch im Stil von "life and letters" ist alles andere als "wissenschaftlich". Aber es vermittelt tiefe Einblicke in das Selbstverständnis einer Frau, die das Jahr 1989/90 als "Annektion" der DDR durch die Bundesrepublik Deutschland noch erleben mußte. Das blieb Klaus Fuchs erspart. Wie sehr dieser Spion aber "aus der Kälte" kam, lassen Textschwärzungen in dem Buch vermuten, und das Bild mit der merkwürdigen Legende: "Beisetzungsfeier für Emil Fuchs, 1971" ist bloß noch eine große graue Fläche . . . (Eberhard Panitz: Treffpunkt Banbury oder Wie die Atombombe zu den Russen kam. Klaus Fuchs, Ruth Werner und der größte Spionagefall der Geschichte. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2003. 287 Seiten, 17,50 [Euro].)

MICHAEL SALEWSKI

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Man dürfe, schreibt Michael Salewski, keinen wissenschaftlichen Anspruch an dieses Buch stellen, denn Eberhard Panitz sei ein guter Freund von Ruth Werner gewesen, der Frau, die als Spionin der Sowjetunion zur Atombombe verhalf. Dafür erhalte man "tiefe Einblicke" in das Selbstverständnis einer "Edelkommunistin", erfolgreichen Schriftstellerin und Mutter, die zugleich selbstbestimmt und - von Moskau aus - ferngesteuert war. Salewski ist erstaunt über die politische Naivität der Frau, die nie Zweifel an ihrem Tun hatte und ihr abenteuerliches Leben offenbar sehr gut mit der Sehnsucht nach einer kleinbürgerlichen Existenz vereinbaren konnte. Ein interessantes Buch, meint Salewski, das dennoch viele Fragen offen lasse.

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