Sie heißen Robert, Jürgen oder Sylvia. Sind Klempner und Kellnerinnen, Professorensöhne und Barcelona-Urlauber, gewöhnliche Seitenspringer, harmlose Trinker. Bis sich in ihrem Leben jener Spalt auftut, wo Begierde und Gewalt hervortreten, und sie ganz plötzlich Teil der spektakulären Vorfälle sind, die in seriösen Zeitungen unter "Vermischtes" stehen. Jochen Rausch fokussiert in Trieb den Punkt, wo die kleinen Macken und größeren Leidenschaften zum tödlichen Exzess führen. Wo die extremen Handlungen möglich und folgerichtig erscheinen. Und oft genug die Grenzen zwischen Opfern und Verbrechern verschwimmen. Rausch changiert zwischen den unterschiedlichen Perspektiven wie auch zwischen Nähe und Distanz. Er zoomt sich an seine Figuren heran und verstört uns zugleich mit der Radikalität ihres Tuns. So sind 13 Storys entstanden, die mit ihrer Wahrhaftigkeit aufwühlen und mit ihrer Direktheit faszinieren. Und das in einer Sprache, die nichts braucht als Präzision und die Plausibilität des Geschehens.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Nach dieser Lektüre hält Till Briegleb die Augen offen: Das geheime Leben der Deutschen lauert überall, und es ist fürchterlich. Was der ehemalige Gerichtsreporter Jochen Rausch ihm in dreizehn (!) Erzählungen anhand von Inspektoren-, Therapeuten- und Zeugenaussagen mitteilt, hat mit Wohlanständigkeit nichts zu tun. Penetrierte Pferde, ausgepeitschte Prostituierte und hingemeuchelte Ehepartner - von Rausch alles hübsch nüchtern präsentiert, und, wie Briegleb irgendwie erleichtert feststellt, ohne die lästige Frage nach der Schuld. So weit, so normal. Wirklich erstaunlich aber erscheint dem Rezensenten die Menschenkenntnis, mit der der Autor hier die unterschiedlichsten Soziotypen durchspielt, vom Hartz-IV-ler bis zum Unternehmer. Fast schon ein gesamtgesellschaftliches Porträt, freut sich Briegleb.
© Perlentaucher Medien GmbH
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