Ein Reiseführer ist der Definition nach eine Möglichkeit, die ein Besucher, aber auch ein Einwohner hat, eine Gegend kennenzulernen oder neu zu entdecken. Trient ist sowohl historisch als auch städtebaulich gesehen eine mehrschichtige Stadt. Labyrinthartige Gassen wechseln sich mit breiten Renaissance-Straßen ab, Turmhäuser prägen das Stadtbild ebenso wie die mit Fresken verzierten Häuser und dann gibt es noch die Orte und Bauwerke - die Kathedrale, das Castello del Buonconsiglio und die Piazzas - die als Verbindungspunkte zwischen profanem und religiösem Leben fungieren. Vielleicht ist Trient auch deshalb an seinen augenscheinlich moderneren Stellen eine ruhige, äußerst erholsame und menschenfreundliche Stadt geblieben. In ihr umherzuschlendern bedeutet für den menschlichen Geist, eine historische, chronologische und künstlerische Dimension zu finden, aber auch die nicht weniger wichtige Dimension der Phantasie, die uns beim Umhergehen hilft, die verborgenen Formen der Stadt, jenseits ihres wirklichen, greifbaren Aussehens zu erkennen. Seite nach Seite weist der Reiseführer dem Leser eine Reihe von vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Wegen, und Bauwerke aus Stein enthüllen zusammen mit unserer Vorstellungskraft reale und virtuelle Ereignisse. Das Buch und die Stadt helfen sich gegenseitig, neu gelesen und betrachtet zu werden. Dieser Austausch zwischen Buch und Stadt erfolgt anhand von Metaphern, die uns zeigen, dass die Welt im Grunde genommen wie ein Buch ist. So gesehen sollte die Stadt wie ein solches oder wie eine Landkarte gelesen werden und deshalb lassen Text und Bilder eng aufeinander bezogen Orte, Dinge und Menschen, die in diesen Häusern, Palazzi, Kirchen und Burgen gewohnt haben, lebendig werden und sorgen dafür, dass sie nicht in Vergessenheit geraten. Das tägliche Spaziergehen durch die Stadt kann auf zweierlei Weisen erfolgen: erstens chronologisch, wobei uns der Reiseführer hilft, Ordnung in die für das Auge sichtbare Welt zu bringen und dem Gast und Zuschauer die Wahl lässt, wie er seinen Stadtrundgang plant. Die zweite Möglichkeit ist es, sich dem Zufall, der instinktiven Anziehungskraft zu überlassen. In diesem Fall erlebt man die Stadt nach einer altbewährten Methode wie einen "Körper" und um diesen zu kennen, muss man alle fünf Sinne anwenden, was in Trient in allen Bereichen - von der Geschichte zur Kunst und bis hin zur Gastronomie - möglich ist. Schließlich ist es die Stadt des Konzils, wo verschiedene Kulturen, Lebensstile und kulinarische Einflüsse aufeinander getroffen sind. Die beste Art, diesen Reiseführer zu genießen ist es vielleicht einfach drauf los zu gehen, umherzuschlendern und die entlegeneren Winkel, die Licht- und Schattenspiele, die Malereien an Kirchen, Palazzi und Häusern in ihrer Funktion als Symbole, Metaphern und Allegorien zu bewundern. Der Raum ist auf diese Weise lebendig und pulsierend, er erzeugt Gefühle und Reaktionen und die vergangene Geschichte mischt sich mit der gegenwärtigen mit ihrer ganz eigenen Identität als Alpenstadt, die als solche einen Knotenpunkt zwischen süd- und nordländischer Kultur darstellt. Wenn man mit dieser Einstellung durch die Stadt schlendert, bedeutet es unter den Füßen, vor den Augen und am Gaumen ein Gegenüber - die Stadt - mit all ihren Launen zu haben und es kann zu einem echten Gedankenaustausch kommen. Dieser Reiseführer kann wie ein roter Faden sein und wenn man ihn öffnet und durchblättert, stößt man auf weitere rote Fäden, mit deren Hilfe unsere Phantasie sich auf eine unvergessliche Reise begeben kann.
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