Die Arbeit geht aus von der Behauptung eines "Triest-Mythos". Worin liegt die aktuelle Faszination Triests und: Kann wirklich von einem Mythos gesprochen werden? Der gesamte Triest-Diskurs wird systematisch nach motivlichen Konstanten durchsucht, so dass sich ein Ensemble der Topoi ausfaltet, dessen Genese und Struktur erkennbar wird. Die Studie gliedert den gesamten Triest-Diskurs, der weit über Svevo und Saba hinaus geht, mit seinen Motiven und Mythologemen dabei in drei Topographien: Zunächst präsentiert sie, wie die Triest-Literatur die Stadt selbst, ihre Erinnerungsorte und konkreten Räume diskursiviert. Dabei entstehen ungewöhnliche Nachbarschaften, wenn etwa der Erinnerungsort San Giusto mit der Altstadt zusammenkommt. Hier werden die Spuren der slawischen und der jüdischen Bevölkerung in Stadt und Diskurs ebenso aufgezeigt wie das reale Verhältnis von Stadt und Hinterland und die damit vebundenen Klischees. In einem zweiten Schritt vollzieht die Studie diese Topographie für die Geschichte der Stadt, ihre Ursprungsmythen und Mitteleuropa-Stereotypen nach, zeigt also die Erinnerungstopoi, z.B. Irredentismus und "1918", ebenso wie die Entstehung des nostalgischen Gestus im kollektiven Gedächtnis. Im abschließenden dritten Kapitel erforscht die Arbeit Mentalität und regionale Identität, analysiert das Schlagwort "Triestinità" und nimmt kritisch den Mythos von Triest auf der Grundlage des gesamten Diskurses unter die Lupe. Dabei kann sie nachweisen, dass der Triest-Diskurs sich heute selbst seiner mythologisierenden Tendenzen und der "Arbeit am Mythos" bewusst ist.