Hans-Georg Gadamer schreibt 1960 Wahrheit und Methode und behandelt im dritten Teil die Prägung des Begriffs Sprache durch die Denkgeschichte des Abendlandes . Er führt Platon als Beginn und Ende der Sprachphilosophie, Augustinus als Ausnahme der Sprachvergessenheit, und die Neuzeit als Sich-zur-Sprache-wenden an. Warum ist Augustinus eine Ausnahme? Er stellt sich in De Trinitate die Frage: Wie können die Beziehungen zwischen den göttlichen Personen erklärt werden? Er hat die Sprache als Analogie für die Beziehungen zwischen den göttlichen Personen vor Augen, während Gadamer das Argument umdreht und die Trinität als Analogie für die Sprache nimmt. Ein solches Sprachverständnis bewirkt ein radikales Umdenken der Sprachphilosophie: Das Wort ist nicht mehr ein bloßes Zeichen, eine Reduktion des Denkens, sondern dessen Verwirklichung, dessen eigentliches Sein. Nach Gadamer ist dies eine Revolution im Kontext der Philosophiegeschichte, die seit Platon an einem konventionalistischen Sprachbegriff gelitten hat. Die hier vorliegende Arbeit befasst sich mit dieser Beziehung zwischen Augustinus und Gadamer mit Hinsicht auf den Begriff der Sprache und dessen Analogie zur Trinität.