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Francoise Giroud erzählt die Geschichte des "Trio infernale", jener drei Personen, die maßgeblich an der Entstehung des "wissenschaftlichen Sozialismus" beteiligt waren: Karl Marx, seine Frau Jenny und Friedrich Engels, der immer wieder als Geldgeber einspringen mußte.

Produktbeschreibung
Francoise Giroud erzählt die Geschichte des "Trio infernale", jener drei Personen, die maßgeblich an der Entstehung des "wissenschaftlichen Sozialismus" beteiligt waren: Karl Marx, seine Frau Jenny und Friedrich Engels, der immer wieder als Geldgeber einspringen mußte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.01.1995

Weder Feministin noch Marxistin: Jenny Marx

Verkannt zu sein, galt unter Künstlern, Schriftstellern und Philosophen des neunzehnten Jahrhunderts als beste Voraussetzung für postumen Nachruhm. Wer aber nicht verkannt, sondern nur verwechselt wird, dem muß wohl das Unverwechselbare fehlen und damit die Grundvoraussetzung für historischen Ruhm. Jenny von Westphalen, die Gattin des Karl Marx, war alles andere als unscheinbar und verwechselbar. Das bewies die Baronin - Tochter eines Regierungsrats in Trier und mütterlicherseits aus einem berühmten schottischen Geschlecht stammend - als sie den mittellosen Juden Marx heiratete, gegen familiären Widerstand und das Gerede der kleinstädtischen Gesellschaft. Sie sollte ihr Format in dieser Verbindung noch häufiger beweisen müssen, als ihr lieb gewesen sein kann.

Dieser bemerkenswerten Frau hat die französische Journalistin und Schriftstellerin Françoise Giroud eine Biographie gewidmet. Gut recherchiert, handwerklich brillant, in Anlage und Stil romanhaft, ist sie zugleich recht familiär - als habe Frau Giroud am Tisch der Marx' gesessen. Diese durch das Allgemeinmenschliche hergestellte Nähe hat zuweilen den Hautgout des Billigen, der gemildert wird durch die Bemühung der Autorin um historische Präzision. Da allenthalben, im Falle etwa von Brecht, Freud oder Picasso, die Bedeutung, Intelligenz und Kreativität der zugehörigen Frauen hervorgehoben wird, liegt Françoise Girouds Biographie genau im Trend.

Das hindert die Autorin, die für solche Konjunkturen einen fein entwickelten Sinn besitzt, nicht daran, den Anteil der Jenny von Westphalen am Werk Marxens abwägend, ohne Unter- oder Übertreibung darzulegen. Mit allen seinen guten und seinen fragwürdigen Ingredienzen ist die Biographie von Jenny Marx jedenfalls nicht nur unterhaltsam und belehrend, sondern so spannend, daß man diesem Lebenslauf ohne Innehalten folgt bis zu seinem Ende im Dezember 1881. "Karl, my strength is broken", sollen ihre letzten Worte gewesen sein, und Giroud versteht es, den Abschied zwischen Marx, der unter einer schweren Brustfellentzündung leidet, und der sterbenden Jenny als wirklich zu Herzen gehende Szene darzustellen.

Im Anhang zur Biographie erfährt man nicht nur das fernere Schicksal der Familie Marx. Wir erfahren auch, daß auf den Photographien, von denen man annahm, sie zeigten Jenny Marx, tatsächlich ihre Freundin Gertrud Kugelmann (siehe rechtes Bild) abgebildet ist; von Jenny sind bisher nur gemalte Porträts bekannt (linkes Bild). So widerfährt der bemerkenswerten Frau in dieser Biographie nun in Wort und Bild Gerechtigkeit - zu einem Zeitpunkt, da das Weltgericht ihren Mann verdammt zu haben scheint. Auch dies hat mit Verwechslungen zu tun. Mit wirkungsgeschichtlichen Verwechslungen freilich, die nicht aus der Welt zu schaffen sind und zum Mehrwert aller politischen Philosophie gehören. (Françoise Giroud: "Trio Infernale oder Das Leben der Jenny Marx". Aus dem Französischen von Sylvia Koch. Verlag Beltz Quadriga, Weinheim, Berlin 1994. 216 S., Abb., geb., 38,- DM.) jei

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