Es ist der Sommer 1968: In Paris gehen die Studenten auf die Straße, in Vietnam wütet der Krieg, Martin Luther King wird ermordet. Wahrend die Welt in Aufruhr ist, wird im sonnigen Brighton ein aparter Kinofilm gedreht. Hier kreuzen sich die Wege eines Filmproduzenten, einer Schriftstellerin und einer Schauspielerin. Alle drei führen ein Doppelleben: Elfrida, der keine Zeile mehr einfallt und deren Ehe zerrüttet ist, ertränkt ihren Frust in Wodka. Talbot, der Filmproduzent, hat ein geheimes Hobby und macht gute Miene zum bosem Spiel, denn er weiß, dass sein Geschäftspartner versucht ihn…mehr
Es ist der Sommer 1968: In Paris gehen die Studenten auf die Straße, in Vietnam wütet der Krieg, Martin Luther King wird ermordet. Wahrend die Welt in Aufruhr ist, wird im sonnigen Brighton ein aparter Kinofilm gedreht. Hier kreuzen sich die Wege eines Filmproduzenten, einer Schriftstellerin und einer Schauspielerin. Alle drei führen ein Doppelleben: Elfrida, der keine Zeile mehr einfallt und deren Ehe zerrüttet ist, ertränkt ihren Frust in Wodka. Talbot, der Filmproduzent, hat ein geheimes Hobby und macht gute Miene zum bosem Spiel, denn er weiß, dass sein Geschäftspartner versucht ihn auszubooten. In Anny, die umwerfende Hauptdarstellerin, ist die ganze Welt verliebt, aber ihre Liebschaften bereiten dem Filmstar nur Scherereien: Sie hat eine Affäre mit ihrem Filmpartner, und natürlich taucht ihr Liebhaber, ein Philosoph aus Paris, überraschend am Set auf. Außerdem sitzt Anny ihr Ex-Mann im Nacken - und das FBI. Wahrend die Dreharbeiten bei scheinbar ausgelassener Stimmung voranschreiten, rumort es hinter den Kulissen gewaltig. Die Geheimnisse des Trios drohen aufzufliegen. Wie lange kann jeder seine Rolle spielen? Und wer inszeniert das großte Drama?
WILLIAM BOYD, 1952 als Sohn schottischer Eltern in Ghana geboren, ist dort und in Nigeria aufgewachsen, bevor er in Großbritannien zur Schule ging und studierte. Dass er sich in keiner Kultur ganz zu Hause fu¿hle, sei fu¿r einen Schriftsteller eine gute Voraussetzung, sagt Boyd. Seinen ersten Roman vero¿ffentlichte er 1981, heute gilt er als einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Erza¿hler der zeitgeno¿ssischen Literatur. Zuletzt erschienen in der Reihe Der kleine Gatsby die Erza¿hlung All die Wege, die wir nicht gegangen sind und im Kampa Verlag sein Roman Blinde Liebe und der Erza¿hlband Der Mann, der gerne Frauen ku¿sste, außerdem Neuausgaben von Eine große Zeit, Die blaue Stunde, Brazzaville Beach, Die neuen Bekenntnisse und Ruhelos. William Boyd lebt mit seiner Frau im Londoner Stadtteil Chelsea und im su¿dfranzo¿- sischen Bergerac, wo er auch Wein anbaut.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Dieselbe Frage, die in William Boyds Roman die scheiternde Schriftstellerin Elfrida Wing 1968 von ihrem Literaturagenten als Reaktion auf ein Manuskript über Virginia Woolfs letzten Lebtag zu hören bekommt - Warum soll das heute noch interessant sein, wo die Welt in Flammen steht? - könnte man auch an Boyds Roman selbst richten, meint Rezensent Richard Kämmerlings. Im Rahmen eines Filmdrehs in Brighton erzählt er von drei privilegierten Künstlern und ihren Lebensdramen: die alkoholkranke Elfrida mit gescheiterter Ehe, die fragile Anny Viklund, amerikanischer Filmstar mit linksradikalem Ex-Mann, und der heimlich homosexuelle Filmproduzent Talbot Kydd. Dessen unbeholfenes Coming-Out ist für den Rezensenten die "berührendste" Geschichte innerhalb der "satirisch zugespitzten" und an cineastischen Referenzen angereicherten Rahmenhandlung des Filmdrehs. Interessant seien solche Geschichten eben auch heute noch, so Kämmerling unter Bezug auf eine Romanstelle, um den Geheimnissen auf die Spur zu kommen, die sich hinter den Masken der Menschen verbergen.