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Der Fragment gebliebene Versroman »Tristan« um die Liebe zwischen dem Wunderkind Tristan und der wunderschönen Isolde liest sich wie ein psychologischer Krimi: Was durch die zufällige gemeinsame Einnahme des Liebestranks als Affäre entflammt, entfaltet sich zu einem intrigenreichen Wettstreit beider Liebender und Isoldes Verdacht schöpfendem Gatten König Marke. Gottfried von Straßburg paart dabei in über 20.000 Versen 'moderne' Gegenentwürfe zur klassischen Artusepik mit philosophischen Einschüben zu Literatur, Liebe und Gesellschaft. Der konfliktreiche irische Sagenstoff wurde vielfach…mehr

Produktbeschreibung
Der Fragment gebliebene Versroman »Tristan« um die Liebe zwischen dem Wunderkind Tristan und der wunderschönen Isolde liest sich wie ein psychologischer Krimi: Was durch die zufällige gemeinsame Einnahme des Liebestranks als Affäre entflammt, entfaltet sich zu einem intrigenreichen Wettstreit beider Liebender und Isoldes Verdacht schöpfendem Gatten König Marke. Gottfried von Straßburg paart dabei in über 20.000 Versen 'moderne' Gegenentwürfe zur klassischen Artusepik mit philosophischen Einschüben zu Literatur, Liebe und Gesellschaft. Der konfliktreiche irische Sagenstoff wurde vielfach bearbeitet und adaptiert, so etwa in Richard Wagners Oper »Tristan und Isolde«. Die hier vorliegende Ausgabe enthält die bewährte Edition des mittelhochdeutschen Textes und Übersetzung ins Neuhochdeutsche von Rüdiger Krohn.Sprachen: Deutsch, Mittelhochdeutsch (ca. 1050-1500)
Autorenporträt
Gottfried von Straßburg, Verfasser der um 1210 entstandenen bedeutendsten mhd. Tristandichtung. Der Name des Autors ist nur durch spätere mhd. Dichter überliefert. Lebensdaten sind keine bekannt. Ob der Beiname von Straßburg Herkunfts- oder Wirkungsort (bzw. beides) bezeichnet, ist offen. In den Handschriften wird G. in der Regel als meister (Magister) bezeichnet, Hinweis auf seine lat. Bildung. Da er nirgends als her erscheint, geht man von einer nichtadeligen Herkunft aus. Man nimmt eine Beziehung zum Straßburger Stadtpatriziat an, in dessen Kreis man auch den im Akrostichon des Prologs verschlüsselt genannten Gönner Dieterich vermutet. G. stützte sich auf eine frz. Vorlage, den Tristan des Thômas von Britanje (Thomas d'Angleterre), eine um 1170 entstandene hö¿sche Version des Stoffes, die nur bruchstückhaft überliefert ist. Das Eigene der dt. Dichtung sind zum einen die Kommentare und Re¿exionen, die das vielschichtige, anspielungsreiche, ambivalente und von einer ironischen Erzählhaltung geprägte Werk durchdringen, zum andern die artistische Sprachkunst G.s, die Eleganz mit Präzision und Klarheit verbindet. Aus dieser Stilvorstellung erklärt sich vermutlich seine Attacke auf den 'dunklen' Stil Wolframs v. Eschenbach, von dem sich G. auch in seiner skeptischen Auffassung vom Rittertumund seiner eher freizügigen Einstellung in religiösen Fragen unterscheidet. Darüber hinaus steht der von G. noch verschärfte Kon¿ikt zwischen der elementaren Gewalt autonomer Liebe und der gesellschaftlichen Ordnung in deutlichem Gegensatz zu den harmonisierenden Tendenzen des dt. Artusromans. G.s Dichtung bricht mit Vers 19 548 ab; die Fortsetzer Ulrich v. Türheim (um 1240) und Heinrich v. Freiberg (um 1290) sprechen davon, dass der Tod den Dichter an der Vollendung seines Werkes gehindert habe. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.
Rezensionen
Die mit Abstand gewichtigste Editionsanstrengung auf dem zweisprachigen Markt unternimmt der Reclam-Verlag mit einer Serie, die inzwischen wohl zweihundert Bände überschreitet. Diese Reclam-Reihe, kenntlich am signalfarbenen rotorangen Einband, verkörpert den höchsten Qualitätsstandard auf dem gegenwärtigen Lesemarkt und lässt das meiste Vergleichbare um Längen zurück.

Als charakteristisches Beispiel für den außerordentlichen editorischen Standard der ganzen Reihe sei Gottfried von Straßburgs mittelhochdeutscher "Tristan" in drei fülligen Bänden genannt, eines der kanonischen Werke unserer mittelalterlichen Sprache, gerühmt wegen der fast romanischen Eleganz und kristallenen Klarheit seiner Verskunst. Die Ausgabe stellt nicht weniger dar als eine von Peter Wapnewski betreute Karlsruher Habilitationsarbeit, mit der sich der Verfasser, Rüdiger Krohn, bemerkenswerte Verdienste um eine historische Vertiefung unseres literarischen Bewusstseins erworben hat. Die neuhochdeutsche Prosaversion folgt genau dem originalen Zeilenfall der Verse, ein Stellenkommentar von dreihundert Seiten und mehrere Register nehmen dem für den Laien zunächst so abweisend wirkenden Original alle Schrecken - hier arbeitet die Fachwissenschaft endlich einmal der allgemeinen Lesekultur vor, hier ist von lederner Philologie und esoterischem Rückzug in den Elfenbeinturm weltfremder Wissenschaft nichts zu merken. (...)

Kein Zweifel: Die Reclam-Reihe setzt nicht nur von der editorischen und kommentierenden Sorgfalt her Maßstäbe, sondern auch von den konsequent durchgehaltenen Übertragungsprinzipien. Keine Übersetzerwillkür mehr, kein Verrat am Original zugunsten vager "Nachdichtung" und mulmiger "Neuschöpfung", sondern Serviceleistung für neugierige und kundige Leser (...). Frankfurter Allgemeine Zeitung…mehr