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Mozarts letzte Sinfonien. Die Sinfonien in Es-Dur KV 543, g-moll KV 550 und C-Dur KV 551, die sogenannte Jupiter-Sinfonie, gehören zu den bekanntesten, meistgespielten und zugleich rätselhaftesten Werken des gesamten klassischen Konzertrepertoires. Diese Werke beschreibt Peter Gülke anhand von zeitgeschichtlichen, biografischen, aufführungspraktischen, ästhetischen und philosophischen Gesichtspunkten.
Mozarts letzte Sinfonien Die bekanntesten und meistgespielten Werke Mozarts

Produktbeschreibung
Mozarts letzte Sinfonien. Die Sinfonien in Es-Dur KV 543, g-moll KV 550 und C-Dur KV 551, die sogenannte Jupiter-Sinfonie, gehören zu den bekanntesten, meistgespielten und zugleich rätselhaftesten Werken des gesamten klassischen Konzertrepertoires. Diese Werke beschreibt Peter Gülke anhand von zeitgeschichtlichen, biografischen, aufführungspraktischen, ästhetischen und philosophischen Gesichtspunkten.

Mozarts letzte Sinfonien
Die bekanntesten und meistgespielten Werke Mozarts
Autorenporträt
Peter Gülke, geb. 1934; Professor an der Universität Basel. Dirigent und Musikschriftsteller. Nach Tätigkeit an den Opernhäusern in Stendal, Potsdam, Stralsund, Dresden und Weimar zuletzt 1985-1996 Generalmusikdirektor in Wuppertal. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Musik der deutschen Klassik und Romantik. 1995 Verleihung des Sigmund-Freud-Preises der Darmstädter Akademie.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Frank Hilberg bespricht in einer Sammelrezension drei "Forschungsreisen durch das Oeuvre des Wiener Dreiklangs": Mozart, Beethoven und Joseph Haydn. Gemeinsam ist den Bänden, wie er dem Leser mitteilt, dass sie keine Biografien sind, sondern sich vor allem mit dem Schaffensprozess der Komponisten befassen.
1.) Ludwig Finscher: "Joseph Haydn und seine Zeit" (Laaber Verlag)
Nach Ansicht des Rezensenten handelt es sich bei dem Autor um einen der besten Kenner der Musikgeschichte überhaupt, weshalb er offensichtlich keine dezidierte Auflistung der Stärken und möglichen Schwächen des Buchs für zwingend hält. Deutlich wird jedoch, dass Hilberg das Buch mit großer Begeisterung und auch großem Gewinn gelesen hat, besonders weil die Bedeutung des (auch räumlichen) Außenseitertums für die Entwicklung der einzigartigen Tonsprache Haydns hier klar aufgezeigt werde. Haydn selbst hat dies durchaus erkannt und in Worte gefasst, und so kann das von Hilberg erwähnte Zitat des Komponisten auch in knapper Form verdeutlichen, um was es Finscher hier geht: 'ich war von der Welt abgesondert, Niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irre machen und quälen, und so musste ich original werden'. Darüber hinaus hat Finscher, wie der Rezensent feststellt, aufgezeigt, wie Haydn durch die Möglichkeiten am Hof des Fürsten Esterhazy mit musikalischen Formen und Typen experimentieren konnte und dadurch nach und nach zu "mustergültigen" Formulierungen - besonders was die Gattung Streichquartett und Klaviertrio betrifft - kommen konnte.
2.) Peter Gülke: "...immer das Ganze vor Augen" (Bärenreiter/Metzler)
Bei diesem Beethoven-Buch geht es nach Hilberg vor allem um das "Ringen um ein spezifisches Verhältnis von Werkgruppe zum Einzelstück" und das Prinzip der 'entwickelnden Variation' bzw. die motivisch-thematische Arbeit Beethovens. Hilberg findet es durchaus faszinierend, wie der Autor dabei aus "Einzeluntersuchungen ein atemberaubendes Ideengebäude" errichtet. Dem Rezensenten sind dabei durchaus (wenn auch mit Einschränkungen) Parallelen zwischen Beethovens Kompositionsweise und der Ästhetik Hegels aufgefallen, und meint sogar, dass Gülke "die Werke Beethovens als ausgeführte Kapitel der Hegelschen Ästhetik" liest.
3.) Peter Gülke: "Triumph der neuen Tonkunst" (Bärenreiter/Metzler)
Nach Hilberg geht Gülke hier der Frage nach, ob die Musik wirklich so spontan und gleichzeitig perfekt aus Mozarts Geist geflossen ist, wie das so oft behauptet wird. Gülke jedoch, so der Rezensent, "entwirft ein anderes Bild" und zeigt Mozart als durchaus kalkulierenden Strategen, auch wenn er bestimmte "konventionelle Details" wie Begleitfiguren ohne Mühe zu Papier bringen konnte. Gülke hat sich hier, wie der Leser erfährt, vor allem mit Gemeinsamkeiten dreier später Sinfonien befasst und dabei auch motivische Ähnlichkeiten herausgearbeitet, die als "Netzwerk das gesamte Spätwerk Mozart miteinander" verknüpfen.

© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.03.1999

Testament mit Donnerhall
Mit letztem Willen: Mozarts große Nachtmusiken / Von Gerhard R. Koch

Die Pianisten Alfred Brendel, Charles Rosen und Siegfried Mauser sowie der Dirigent Nikolaus Harnoncourt haben in sehr unterschiedlicher Weise demonstriert, daß zum ausübenden Musiker eben auch der historisch-analytisch operierende Exeget gehört. Vollends eine Doppelexistenz führt Peter Gülke, der als Opern-Generalmusikdirektor, vor allem in Weimar und Wuppertal, ein Mann des vielseitigen Realisierens von Musik ist, der aber parallel dazu als Musikwissenschaftler und -schriftsteller kaum minder aktiv ist. Von Gülke stammen ein fabelhaftes Schubert-Buch und excellente Essays über Bethoven, Schubert, Brahms, Bruckner und Janácek. Gülke vertritt den Typus des "wissenden" Musikers, des homme de lettres mit dem Taktstock. Nicht zufällig hat er auch die Autobiographie Grétrys und die musikalischen Schriften Rousseaus übersetzt und ediert.

Seit Jahren arbeitete er an einem umfassenden Buch über Mozart, konzentriert vor allem auf die großen, besonders die drei letzten Sinfonien, zugleich aber darauf bedacht, Zusammenhänge verschiedenster Art aufzudecken: analytische, historische, biographische, ästhetische, allgemein philosophische. Dabei ist es nicht nur die stetige Herausforderung des Orchesterleiters durch den Analytiker, des "Schriftgelehrten" durch die Probenpraxis - zumal Gülke seit 1997 als Dirigierprofessor in Freiburg auch an der didaktischen Vermittlung arbeitet -, sondern auch und womöglich erst recht eine paradoxale Grunderfahrung: Je populärer Werke sind, je perfekter sie einem vertraut scheinen, um so mehr wächst das Gefühl der Rätselhaftigkeit, wenn nicht Ratlosigkeit und somit die Perspektive aus Vogelflug und totem Winkel.

Mit unerhörter Akribie und bester philologischer Phantasie sucht Gülke denn auch Antworten, von denen er selber weiß, daß sie gültig niemand geben kann. Auch er muß die Frage offenlassen, ob die drei letzten Sinfonien zu Mozarts Lebzeiten je aufgeführt wurden. Mehr als Indizien jedenfalls gibt es nicht. Doch gehört es auch zur Mystifikationslust des neunzehnten Jahrhunderts, sich vorzustellen, daß ausgerechnet der Genius schlechthin diese entscheidenden Werke nie gehört habe. Auch eine andere Nuß vermag Gülke, aller spekulativen Finesse zum Trotz, nicht zu knacken: Warum hat Mozart nach der grandiosen Trias von 1788 in den dreieinviertel Jahren bis zu seinem Tod keine weitere Sinfonie mehr geschrieben? War "Jupiter" wirklich sein Gattungstestament? Analog hat ja auch Brahms gar zwölf Jahre vor seinem Tod mit der Vierten sein sinfonisches Schlußwort gesprochen.

Fragen stellen heißt indes nicht nur Antworten finden, sondern bedeutet auch schrittweise Selbstvergewisserung in immer neuen Annäherungen an das Unbegreifliche, mag es auch noch so vertraut erscheinen. Und stets stößt Gülke auf Hinweise, daß Mozarts kompositorische Strategien unendlich viel komplexer sind als vermutet, Widersprüche bestehen zwischen scheinbar spontanen Bekundungen und der Elaboriertheit der Partituren - und darin, wie gänzlich heterogene Prozeduren in seinem Werk zusammenschießen. Zwar schreibt Mozart 1783 an seinen Vater: "so schreibe ich über hals und kopf an einer Neuen" (Sinfonie). Doch belehrt die Beschäftigung mit der "Linzer", wie kalkuliert hier alles ist: beginnend mit dem provokanten a-Moll-Entrée über die thematisch-motivischen Entsprechungen zwischen zweitem Andante-Thema und Menuett-Trio, bis zur Analogie einer weiteren Andante-Figur mit dem Finalthema.

Gerade weil Mozarts Komponieren oft mit dem Gestus des Selbstverständlichen daherkommt, ist man immer wieder perplex über die Dichte der strukturellen Vernetzungen. Gülke ist ein minutiöser Analytiker, der die Partituren stellenweise Steinchen für Steinchen umwendet, ungeahnte Beziehungen entdeckt. Dementsprechend sind denn auch viele Passagen des Buches für den, der die Werke nicht gut kennt, zudem die Partituren nicht parat hat, nur bedingt verständlich. Zumal es Gülke substantiell um den "ganzen" Mozart geht: Sinfonik, Klavierkonzerte, Kammermusik und Oper werden immer wieder quasi interaktiv erörtert. Aber Gülke ist kein Töne-Hin-und-Her-Wender, dem es nur um melodische Keime, deren Verwandlungen und Umkehrungen geht. Zwar ist es verlockend, Baugeheimnissen auf die Spur zu kommen: Alfred Brendel etwa hat versucht, sowohl bei den drei letzten Mozart-Sinfonien wie bei den Beethovenschen und Schubertschen Klaviersonaten jeweils motivische Gemeinsamkeiten herauszudestillieren. Gülke indes geht es immer ums Interpretieren, um die so tüftelig positivistische wie spekulativ kreative Sinnsuche.

Und weniger am "Wunder" als an den Widersprüchen ist er interessiert, an den eher verstörenden als harmonisierenden Konnotationen. Das hindert ihn zwar nicht am Postulat, die Trias von 1788 sei als Ganzes ein freimaurerischer "Dreischlag", der als solcher schon den Beginn der Es-dur-Sinfonie prägt. Doch eben deren Einleitung deutet er als pompöse Hommage an den Gestus der großen, repräsentativen Sinfonie auch als latente Kritik an derselben. Und ebendazu passe, als extremer Kontrast zum überdezidierten Gestus der Einleitung, der eigentümlich unentschieden in sich befangene, "unsinfonische" Allegro-Anfang. Das As-Dur-Andante con moto sieht er in Extreme zerfällt: Im zweiten Moll-Ausbruch in der, so Beethoven, "schwarzen" Tonart h-Moll, erblickt er über den harmonischen Schock hinaus einen wahren Schreckenseinbruch.

Überzeugend interpretiert Gülke den Duktus der Ecksätze der g-Moll-Sinfonie als den einer "Aria agitata". Und auch dabei setzt er mehr aufs Exzentrische als aufs Versöhnliche: Hier breche ein emotionales Chaos aus, eine Explosion des Unterbewußten, das Jean Paul "dieses wahre innere Afrika" nannte. Man hat sich viel zu sehr an diese Werke gewöhnt. Hört man isoliert den Beginn der Final-Durchführung, so ist man von der präexpressionistisch-barbarischen Zerrissenheit dieser Unisoni stets aufs neue konsterniert. An der "Jupiter"-Sinfonie exemplifiziert er nicht nur die unbegreifliche Dichte der Konstruktion und die als historische Möglichkeit einmalige Synthese aus Sonate und Fuge im Finale, sondern auch, wie dieses Werk für alle späteren Sinfoniker zum Vorbild-Trauma wurde. Wer auch immer sich ernsthafter, vor allem als Dirigent, mit Mozart beschäftigen will, wird um dieses eher problematisierende als beschönigende Buch kaum herumkommen.

Nicht wenig Erhellendes bietet auch "Drama und Abschied" von Ludwig Stoffels. Es widmet sich den Wiener Jahren Mozarts, und thematisch gibt es zahlreiche Berührungspunkte zu Gülkes Buch: sowohl in den Werkanalysen als auch bei manchen Perspektivenbündelungen. Stoffels wartet ebenfalls mit peniblen Analysen auf, er offeriert mitnichten "Mozart light". Und wie Gülke sieht er Mozart nicht nur als Musikologe, sondern auch als Geistesgeschichtler und Psychologe. Seine Darstellung läuft auf eine kontrastierende Zweiteilung hinaus, die man in Analogie zu Richard Strauss "Tod und Verklärung" nennen könnte. Zunächst geht es ihm um "Don Giovanni" als trostloses Todesstück im Zusammenhang mit dem Tod von Mozarts Vater im Uraufführungsjahr 1787, um die Parallele zur Opernkonstellation von Über-Vater und Nicht-Sohn. Einleuchtend weist Stoffels barocke Memento-Figuren, Machtgebärden und Strukturentsprechungen zwischen beiden Finali auf. Die scharfsinnige Art, wie Oper und Instrumentalmusik wechselseitig interpretiert werden, nötigt Respekt ab.

Heikler ist der zweite Deutungsstrang. Stoffels macht kein Hehl daraus, daß ihn Ivan Nagels "Autonomie und Gnade" beeindruckt hat, auch daß ihm Constantin Floros' Neigung, Musik programmatisch zu deuten, keineswegs gleichgültig ist. Er sieht in der Musik der letzten Lebensjahre Mozarts die Tendenz zu Versöhnung, Abgeklärtheit und seraphischer "Transzendenz". Diesen Jenseitszug gibt es, und Stoffels ist redlich genug, sein Dilemma einzugestehen: daß nüchterne Wissenschaft da an Tabugrenzen stoße, die nicht ohne weiteres zu überspringen seien, die generell zu leugnen aber von Verdrängung zeuge. Stoffels' Spaltung zwischen Hans Küng und akribischem Dekonstruktivismus in allen Ehren: Manch repetitive Beschwörung von "Transzendenz" überzeugt nicht, führt eher zum Wunschhören, zu Harmonisierung statt Tiefenschärfung.

Es mag ja sein, daß zu lange und ausschließlich die Heterogenität von "Zauberflöte" und "Titus", disparatem "Deutschem Singspiel" und anachronistischer Opera seria betont wurde. Doch wenn Stoffels "stilistische Nähe" imaginiert, ist Widerspruch angebracht: Zwischen Sarastro und dem milden Kaiser liegen in jeder Hinsicht Welten. Und selbst "La Clemenza" enthält mehr Konflikte als metaphysischen Balsam. Die Tendenz zur Begradigung läßt sich an Kleinigkeiten festmachen: Die Behauptung, im "Don Giovanni"-Showdown spiele Leporello keine wirkliche Rolle, widerspricht jeder Theater-Erfahrung.

Wie Gülke ist Stoffels von der Aufstellung dreier voneinander abgesetzter Themen im "Jupiter"-Kopfsatz fasziniert, sieht zu Recht deren Folgen bei Bruckner. Doch wenn er das dritte Thema "verspielt" nennt, dann wird dessen Motorik und unheimliche Unrast unterschlagen. Das E-Dur-Terzettino "Soave sia il vento" aus dem ersten Akt von "Cosí fan tutte" ist ein Mirakel Mozartscher Ensemblekunst. Stoffels' hingerissener Kommentar ist alles andere als falsch. Nur: "Cosi" ist auch das Stück der Täuschung und Verwirrung, der Perspektivengeschiebes - die so seraphische Entrückung ist eben auch Schein. Derlei Überlegungen liegen Stoffels nicht, und fremd scheint ihm auch die Überlegung, ob Mozarts verklärende Klang-Aura nicht doch ihren Preis hatte: Konflikt- und Kontrastarmut. Vorausgesetzt, daß Mozarts tönendes Himmelslicht überhaupt so einheitlich strahlt. Insofern hat das Buch seine Grenze in der Suche nach Identität - sowohl des Werks in sich als auch des Autors mit seinem Gegenstand. Nüchternheit, Distanz, Skepsis gegenüber metaphysischer Affirmation, mag sie auch noch so sublim sein, kann jedenfalls auch bei Mozart nicht schaden.

Peter Gülke: "Triumph der neuen Tonkunst". Mozarts späte Sinfonien und ihr Umfeld. Verlag Bärenreiter/J. B. Metzler, Kassel, Stuttgart, Weimar 1998. 281 S., geb., 68,- DM.

Ludwig Stoffels: "Drama und Abschied". Mozart - Die Musik der Wiener Jahre. Atlantis Verlag, Mainz 1998. 398 S., Notenbeispiele, geb., 78,- DM.

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"Eine interessante, den Leser fordernde, aber auch fördernde Publikation zu einem Werkkomplex, dessen Verständnis trotz einer beachtlich breiten Literaturpaletten durch diesen gewichtigen Beitrag vorangetrieben wird." (Das Orchester)

"Eine gleichermaßen kluge wie anspruchsvolle, durch die Leuchtkraft ihrer wissenschaftlichen Prosa fesselnde Untersuchung." (Badische Zeitung)