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Mit aller Kraft seiner funkelnden und schlagenden Intelligenz bekämpfte Erasmus von Rotterdam ein Leben lang auf allen Gebieten die rechthaberischen Fanatiker ihres eigenen Wahnes - und nur in ganz seltenen glücklichen Stunden lächelte er über sie. In solchen milderen Momenten erschien ihm der engstirnige Fanatismus nur als bedauernswerte Borniertheit des Geistes, als eine der unzähligen Formen der »Stultitia«, deren tausend Abarten und Spielarten er in seinem »Lob der Narrheit« so ergötzlich klassifizierte und karikierte. Als der wahrhaft und vorurteilslos Gerechte verstand und bemitleidete…mehr

Produktbeschreibung
Mit aller Kraft seiner funkelnden und schlagenden Intelligenz bekämpfte Erasmus von Rotterdam ein Leben lang auf allen Gebieten die rechthaberischen Fanatiker ihres eigenen Wahnes - und nur in ganz seltenen glücklichen Stunden lächelte er über sie. In solchen milderen Momenten erschien ihm der engstirnige Fanatismus nur als bedauernswerte Borniertheit des Geistes, als eine der unzähligen Formen der »Stultitia«, deren tausend Abarten und Spielarten er in seinem »Lob der Narrheit« so ergötzlich klassifizierte und karikierte. Als der wahrhaft und vorurteilslos Gerechte verstand und bemitleidete er sogar seinen erbittertsten Feind. Aber im tiefsten hat Erasmus immer gewußt, daß dieser Unheilgeist der menschlichen Natur, daß der Fanatismus ihm seine eigene mildere Welt und sein Leben zerstören werde. Denn des Erasmus Sendung und Lebenssinn war die harmonische Zusammenfassung der Gegensätze im Geiste der Humanität. Er war geboren als eine bindende, eine »kommunikative Natur« ... Und dieses Verlangen der Geistigen, sich im Geiste zu binden, der Sprachen, sich in einer Übersprache zu verständigen, der Nationen, sich im Übernationalen endgültig zu befrieden, dieser Triumph der Vernunft war auch der Triumph des Erasmus, seine heilige, aber kurze und vergängliche Weltstunde.Inhalt:Sendung und Lebenssinn Blick in die Zeit Dunkle Jugend Bildnis Meisterjahre Größe und Grenzen des Humanismus Der große Gegner Der Kampf um die Unabhängigkeit Die große Auseinandersetzung Das Ende Das Vermächtnis des ErasmusDer Text folgt der Erstausgabe von 1935 (Herbert Reichner Verlag, Wien-Leipzig-Zürich) und wurde komplett neu gesetzt und geprüft.
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Autorenporträt
Stefan Zweig (1881-1942), deutsch-jüdischer Abstammung, ist einer der bekanntesten österreichischen Schriftsteller und ein Klassiker der Moderne. 1934 floh er vor den Nazis über England nach Brasilien, blieb aber stets seiner alten Heimat gefühlsmäßig und sprachlich verbunden. Vor allem Zweigs Prosawerke und romanhafte Biografien finden bis heute ein breites Publikum. Das Gesamtwerk zeichnet sich durch eine hohe Dichte an Novellen (Schachnovelle, Der Amokläufer etc.) und historisch basierten Erzählungen aus. So finden historische Persönlichkeiten von Ferdinand Magellan, Lew Tolstoi, Fjodor Dostojewski, Napoléon Bonaparte, Georg Friedrich Händel, Maria Stuart, Joseph Fouché bis Marie Antoinette in einer stark subjektiv personalisierten Geschichte Eingang in Zweigs Werk.