„Troilus und Cressida“, zwischen 1601 und 1603 entstanden, spielt vor dem Hintergrund des Trojanischen Krieges. Doch Shakespeare hat sich nicht das antike Heldenepos von Homer zum Vorbild genommen sondern mittelalterliche Erzählungen, in denen Troja in die Welt des höfischen Rittertums versetzt
wurde.
Der Krieg dauert nun schon sieben Jahre, inzwischen sind die Kriegsparteien müde geworden. Die…mehr„Troilus und Cressida“, zwischen 1601 und 1603 entstanden, spielt vor dem Hintergrund des Trojanischen Krieges. Doch Shakespeare hat sich nicht das antike Heldenepos von Homer zum Vorbild genommen sondern mittelalterliche Erzählungen, in denen Troja in die Welt des höfischen Rittertums versetzt wurde.
Der Krieg dauert nun schon sieben Jahre, inzwischen sind die Kriegsparteien müde geworden. Die Kampfmoral ist längst nicht mehr das, was sie einmal war. Auf griechischer Seite verweigert sogar der tapfere Achill den Kampf und schäkert lieber mit seinem Freund Patroklus herum. Auf trojanischer Seite ist Troilus, Sohn Königs Priamos, in Cressida, die Tochter des trojanischen Priesters, verliebt. Der ist jedoch zu den Griechen übergewechselt und pocht nun auch auf die Auslieferung seiner Tochter. Pandarus, Cressidas Onkel, bringt die beiden Liebenden zusammen und arrangiert eine Liebesnacht, in der sich die beiden ewige Treue schwören.
Am nächsten Morgen werden sie jedoch schon wieder getrennt, denn Cressida soll gegen einen gefangenen Trojaner ausgetauscht werden. Diomed, ein junger Grieche holt sie ab. Troilus und Cressida bleibt nur kurze Zeit, um sich zu verabschieden und Liebespfänder auszutauschen. Als es später im griechischen Lager zu einem Treffen der Trojaner und Griechen kommt, sucht Troilus nach seiner Geliebten, die aber den Liebeswerbungen von Diomed längst erlägen ist und sogar sein Liebespfand weitergeschenkt hat. Das stürzt Troilus in tiefe Verzweiflung.
Am nächsten Tag greift man aber wieder zu den Waffen, ohne dass eine der kriegerischen Parteien den Sieg erringen kann. Die Griechen bieten an, die Belagerung abzubrechen, wenn Helena, deren Entführung ja der Auslöser des Trojanischen Krieges war, zurückgegeben wird. Der Trojaner Hektor ist für diesen Vorschlag, doch seine Brüdern Paris und Troilus lehnen die Auslieferung als Friedensbedingung ab. Hektor ordnet sich dieser Meinung unter, was er schließlich mit dem Leben bezahlt. Der sinnlose Krieg wird fortgeführt.
„Troilus und Cressida“ ist das merkwürdigste und rätselhafteste von Shakespeares Dramen. Es ist weder eine Tragödie, da die Titelfiguren überleben, noch eine Komödie, da es für die Titelfiguren kein glückliches Ende gibt. Eine Historie ist das Stück aber auch nicht, da es nicht die englische Geschichte zum Thema hat. Obwohl schon von Graf Wolf Baudissin und Ludwig Tieck (1832) ins Deutsche übersetzt, war das Stück auf den Theaterbühnen lange Zeit kaum existent. Erst im 20. Jahrhundert hielt man es für spielbar.
Der Shakespeare-Kenner Frank Günther legte nun eine zeitgemäße Übersetzung vor, die Shakespeares Anliegen der Entlarvung seiner Figuren gerecht wird. In seiner kurzen Rubrik „Aus der Übersetzerwerkstatt“ hinterfragt Günther den Pathos und Zynismus der klassischen Helden und verweist noch einmal auf den eigentlich „läppischen Ausgang“ des Stücks. Darüber hinaus gibt Günther zahlreiche Anmerkungen zum Text, die u.a. auf Besonderheiten und Schwierigkeiten bei Übersetzung hinweisen. Anschließend setzt sich der Literaturwissenschaftler Werner v. Koppenfels in seinem Essay „Mehr Gottesdienst als Gott“ u.a. mit Shakespeares Demontage von Heros und Eros auseinander. Komplettiert wird die zweisprachige dtv-Ausgabe durch einige Literaturhinweise und eine Auswahl von „Troilus und Cressida in der Musik und im Film“.