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Ein spannender historischer Roman, der den Mythos um den Untergang der Stadt Troja neu erzählt. Nicht der Raub der schönen Helena aus Sparta löste den unerbittlichen Krieg aus, sondern Gier nach Macht und wirtschaftliche Interessen waren die treibenden Kräfte. Haefs schildert den tragischen Untergang einer Hochkultur und entwirft ein farbenprächtiges Panorama der späten Bronzezeit.

Produktbeschreibung
Ein spannender historischer Roman, der den Mythos um den Untergang der Stadt Troja neu erzählt. Nicht der Raub der schönen Helena aus Sparta löste den unerbittlichen Krieg aus, sondern Gier nach Macht und wirtschaftliche Interessen waren die treibenden Kräfte. Haefs schildert den tragischen Untergang einer Hochkultur und entwirft ein farbenprächtiges Panorama der späten Bronzezeit.
Autorenporträt
Gisbert Haefs, 1950 in Wachtendonk am Niederrhein geboren, lebt und schreibt in Bonn. Als Übersetzer und Herausgeber ist er unter anderem für die neuen Werkausgaben von Ambrose Bierce, Rudyard Kipling, Jorge Luis Borges und zuletzt Bob Dylan zuständig. Zu schriftstellerischem Ruhm gelangte er nicht nur durch seine Kriminalromane, sondern auch durch seine farbenprächtigen historischen Werke Hannibal, Alexander und Troja. Im Heyne Verlag erschienen zuletzt Caesar, Die Mörder von Karthago und Die Dirnen von Karthago.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.12.1997

Von Troja nach Kalau
Überall zu Hause: Gisbert Haefs zwischen Patmos und Münstereifel

Die schriftstellerische Vielfalt und Produktivität von Gisbert Haefs sind beeindruckend. Er hat die Werke von Jorge Luis Borges, Ambrose Bierce und Rudyard Kipling herausgegeben und teilweise neu übersetzt. Zahlreiche Zukunfts- und Kriminalromane stammen von ihm, im letzten Jahr erschien sein Thriller "Das Kichern des Generals". Und nun hat er auch noch einen stattlichen Roman über die sinnenfrohe Antike verfaßt. Es ist sogar sein dritter. Anders als in "Hannibal" (1989) und "Alexander" (1992) steht diesmal nicht eine einzelne Heldengestalt im Mittelpunkt. Vielmehr entfaltet der Autor auf rund fünfhundert Seiten eine eigene Version von Glanz und Untergang des sagenhaften Troja.

Für Haefs ist der Trojanische Krieg eine Folge politischer Machtverschiebungen im Mittelmeerraum. In das komplizierte Spiel um militärische und vor allem wirtschaftliche Vorherrschaft sind viele Völker verwickelt: Hethiter und Ägypter, Assyrer und Babylonier, und immer wieder jene ungewaschenen und grobschlächtigen Achaier, die in den griechischen Fürstentümern an die Macht gekommen sind. Zu ihnen gehören die großen Heerführer, von denen Homer erzählt, doch von beeindruckenden Heldentaten hat Haefs nichts zu berichten. Haudegen sind diese Achaier allesamt, mit großen Körperkräften, aber zumeist mäßigen Geistesgaben: Menelaos ein lüsterner Trottel, Agamemnon ein unbeherrschter Krieger, den man leicht an der Nase herumführen kann. Der klügste unter ihnen bleibt Odysseus, aber auch der ist eher ein Witzbold und Aufschneider als ein großer Held. Um die Frauen ist es nicht besser bestellt. Die schöne Helena erweist sich als gerissenes Luder, das genau weiß, wie man die Männer um ihren geringen Verstand bringt. Sie folgt dem kultivierten Paris nur zu gerne ins angenehmere Troja, wobei ihre Lustschreie manches ernsthafte Gespräch übertönen.

Das alles ist unterhaltsam, aber nicht sonderlich originell. Gisbert Haefs ist nicht der erste, der die Helden des Trojanischen Krieges aus dem Mythos ins reale Leben zurückzuholen versucht. Es wäre jedoch verfehlt, ihn etwa mit Jean Giraudoux oder Christa Wolf zu vergleichen. Aus den Ereignissen um Troja wird kein Lehrstück über die Unausweichlichkeit des Krieges und auch keine Parabel von der Gegensätzlichkeit der Geschlechter. Alles Didaktische liegt Haefs fern. Statt dessen entsteht ein lustvoll gemalter Bilderbogen mit einigen grellen Effekten. In die kriegerische Welt von Homers Heroen zeichnet Haefs eine andere Lebenswirklichkeit hinein. Den Kämpfern steht eine bunte Gemeinschaft von Kaufleuten gegenüber, die das Mittelmeer auf der Suche nach Geschäften durchstreifen, die Entwicklungen der großen Politik wachsam beobachten und unweigerlich in diplomatische Verwicklungen und martialische Schlachten hineingezogen werden.

Die Irrfahrten des Händlers Ninurta werden für Gisbert Haefs schließlich ein ergiebigerer Stoff als die des großen Odysseus. Von abenteuerlichen Reisen dieses geschäftstüchtigen Assyrers weiß er zu erzählen, von bedrückender Gefangenschaft und gefährlicher Flucht, von großer Männerfreundschaft und leidenschaftlichen Liebesnächten. Ninurtas wechselvolles Geschick wird detailliert ausgebreitet, und nebenbei erfährt man noch so manches Wissenswerte über antike Lebensumstände, kann sich über Kampftechniken, Heilkräuter oder den Nutzen des Eisens informieren. Und wem der Kopf schwirrt von den vielen zungenbrecherischen Namen und unbekannten Begriffen, der wird dankbar im gelehrten Anhang nachschlagen.

Die fremden Bezeichnungen können freilich nicht darüber hinwegtäuschen, daß einem die Personen immer wieder bekannt vorkommen. Die abenteuerlustigen Draufgänger, cleveren Geschäftsleute und selbstbewußten Frauen, die Haefs in antike Gewänder hüllt, sind mit ihren Gedanken und Gefühlen Menschen unserer Zeit; als Fazit eines dicken Buches bleibt somit die schlichte Botschaft, daß die Menschen damals wie heute von denselben Sehnsüchten und Leidenschaften angetrieben werden.

Gisbert Haefs verfügt über viele Stimmen, und ihm schwinden die Ideen noch lange nicht. Das bestätigt der Sammelband mit dem rätselhaften Titel "Liebe, Tod und Münstereifel". In den meisten dieser zwölf Geschichten geht es um ungewöhnliche Todesfälle, um Morde aus Profitgier oder Glaubenseifer, um die degoutanten Nahrungsgewohnheiten von Vampiren und anderem Gelichter. Auch Liebe spielt dabei eine Rolle, gewiß, doch keine allzu wichtige, denn für große Gefühle ist im Leben hartgesottener Kerle nicht viel Platz. Detektiv Matzbach, Hauptgestalt auch mehrerer Kriminalromane, erklärt seiner schönen Klientin unumwunden: "Merke auf, Ines - es gibt zwei sexuelle Perversionen, für die ich nicht zu haben bin. Die eine ist Askese, und die andere ist Verkehr mit Ines Finkel." Mit solch deutlichen Worten kommen Haefs' Figuren gern zur Sache oder eben auch nicht; leisere Zwischentöne findet man hier kaum.

Doch in jedem Polterer steckt schließlich ein guter Kern, und am Ende tritt die Wahrheit zutage, auf was für verschlungenen Wegen und wo auch immer, so zum Beispiel in Münstereifel. Es ist Schauplatz eines anrührenden Familiendramas, von dem am Tresen einer rheinischen Bierkneipe erzählt wird. Hier kennt Gisbert Haefs sich ebenso aus wie in der weiten Welt, in die er seine Leser bis zur antiken Insel Patmos oder auf allerfernste Planeten mit komplizierten Namen und einer nicht minder komplizierten Bevölkerung führt.

Jede dieser Geschichten rankt sich um eine recht pfiffige Grundidee. Nicht immer sind die Charaktere mit derselben Sorgfalt gezeichnet, und manchmal sind viele Volten nötig, um eine verworrene Handlung aufzuklären. Aber darauf kommt es Haefs gar nicht so sehr an, denn im Zentrum stehen immer wieder die schillernden, respektlosen Dialoge. Die wahren Helden des Buches sind jene Intellektuellen, die ihre Klassiker kennen und sie gerne zitieren, aber nur, um eine gute Pointe setzen zu können und zu verulken, was dem Bildungsbürgertum lieb ist. Ein angesehener Mann wird da schon mal ans Bundesverdienstkreuz geschlagen und mit der Ehrenbürgerschaft gezüchtigt, oder man erinnert sich an die Geschichte von Leda und dem Erpel. Der nicht immer kurzweilige Weg von der Antike nach Münstereifel führt mitten durch Kalau. SABINE DOERING

Gisbert Haefs: "Troja". Roman. Wilhelm Heyne Verlag, München 1997. 531 S., geb., 48,- DM.

Gisbert Haefs: "Liebe, Tod und Münstereifel". Erzählungen. CMZ-Verlag, Rheinbach 1997. 272 S., geb., 36,- DM.

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