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Frust? Unbeliebt? Geldsorgen? Gefühle der Unzulänglichkeit? Kleinmütig? Liebeskummer? Ihnen kann geholfen werden ... Alain de Botton, Autor des Bestsellers "Wie Proust Ihr Leben verändern kann", ist in seinem amüsanten und geistreichen Buch der Frage nachgegangen, welche Tröstungen bei den Lebensproblemen moderner, vorwiegend jugendlicher Zeitgenossen die Philosophie bereithält, genauer: welche Hilfsangebote Sokrates, Epikur, Seneca, Montaigne, Schopenhauer und Nietzsche machen könnten, wenn man denn deren Leben und Werk zu Rate zöge. Bei seiner Philosophenbefragung stellt de Botton erneut…mehr

Produktbeschreibung
Frust? Unbeliebt? Geldsorgen? Gefühle der Unzulänglichkeit? Kleinmütig? Liebeskummer? Ihnen kann geholfen werden ...
Alain de Botton, Autor des Bestsellers "Wie Proust Ihr Leben verändern kann", ist in seinem amüsanten und geistreichen Buch der Frage nachgegangen, welche Tröstungen bei den Lebensproblemen moderner, vorwiegend jugendlicher Zeitgenossen die Philosophie bereithält, genauer: welche Hilfsangebote Sokrates, Epikur, Seneca, Montaigne, Schopenhauer und Nietzsche machen könnten, wenn man denn deren Leben und Werk zu Rate zöge. Bei seiner Philosophenbefragung stellt de Botton erneut seine spezifische Begabung, Witz, Klugheit und Erfindungsgabe erzählerisch zu kombinieren, bestechend unter Beweis. Was er dem interessierten Leser an die Hand gibt, ist sowohl ein unschätzbares Kompendium guter Ratschläge, wie mit einigen der am weitesten verbreiteten Kümmernissen umzugehen sei, als auch eine glänzende Einführung in den Gebrauch der Philosophie.
Autorenporträt
Alain de Botton gründete 2008 die ¿School of Life¿ www.alaindebotton.com, da er der Überzeugung ist, dass man die verschiedenen Lebensbereiche wie Karriere, Liebe, Elternschaft usw. erlernen kann. Mit Charme, Ironie und Neugier entwickelt Alain de Botton seit seinem Romandebüt und Weltbestseller 'Versuch über die Liebe' eine Philosophie des Alltags. Alain de Botton lebt mit Frau und Kindern in London. Sein Hauptwerk erscheint im S. Fischer Verlag. Literaturpreise: u.a.: Prix Européen de L'Essai 'Charles Veillon' 2003 Wrtschaftsbuchpreis des Jahres 2004, verliehen von der Financial Times Deutschland und getAbstract Silvia Morawetz ist die Übersetzerin von u.a. Anne Sexton, James Kelman, Ali Smith, Paul Harding und Steven Bloom. Sie erhielt Stipendien des Deutschen Übersetzerfonds, des Landes Baden-Württemberg und des Landes Niedersachsen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.03.2001

Prost der Schierlingsmilch
Alain de Botton mixt einen Kummertrunk / Von Ralf Drost

An Versuchen, die Klassiker der Philosophie in eingängiger Form auf den Markt zu bringen, herrscht kein Mangel. Dem berechtigten Verlangen nach Ratgebern, die leichthin daherkommen, ohne ins Belanglose zu gehen, werden nur wenige Autoren gerecht. Zu ihnen gehört Alain de Botton, der in seinem neuesten Werk verschiedene Tröstungen der Philosophie bereithält. De Botton gewinnt sie, indem er sechs Philosophen aus der Perspektive eines für sie jeweils zentralen Problems vorstellt. Vom Ansatz und von der Umsetzung her folgt er dem bewährten Muster seines Buchs "Wie Proust Ihr Leben verändern kann". Schriftsteller, heißt es dort etwa, sollten gleichermaßen mit Empathie und Distanz gelesen werden. Nur so gelinge die produktive Anverwandlung im Rahmen eigener Erkenntnisinteressen.

Auf diese Weise liest der Philologe de Botton nun Sokrates, Epikur, Seneca, Montaigne, Schopenhauer und Nietzsche. Diskret läßt er gelegentlich die Umstände seiner Lektüre einfließen, umreißt Reisebegebenheiten und andere persönliche Erlebnisse. Was leicht wie eine Marotte wirken könnte, ist durch den Ansatz gedeckt, Philosophie auf ihre lebenspraktische Verwendungsfähigkeit hin zu thematisieren. Mit de Botton von Sokrates lernen heißt lernen, sich nicht der Autorität oder Popularität von Ansichten zu beugen, sondern einzig der argumentativen Qualität ihrer Begründung.

Bei Geldsorgen tröstet Epikur, insofern er dafürhält, Lebensqualität basiere wesentlich auf sozialen Gütern, auf Freundschaft und Muse zum Beispiel. Während es Epikur um Glücksgewinn geht, zielt Seneca auf Enttäuschungsvermeidung. Die gelingt nicht immer, weil manchmal die Umstände widriger ausfallen, als es dem Willen lieb ist, der sich klaglos dareinfügen möchte. De Botton vergegenwärtigt dies eindringlich am Freitod, zu dem Seneca von Nero gezwungen wurde. Gern wäre Seneca mit der Sokrates nachgesagten Ataraxie aus dem Leben geschieden, mußte jedoch aufgrund der Zählebigkeit seiner Physis eine würdelose Tortur durchleiden.

Mit Montaigne tröstet de Botton sich und seine männlichen Leser unter anderem über Erektionsprobleme und schlägt den Bogen zu Schopenhauer, dem Nothelfer bei Liebeskummer. Die Eröffnung des Kapitels, ein Abriß der Vita des Philosophen, hält ironisch Distanz. Sie zeigt Schopenhauer erst als einen in Liebesdingen eher talentlosen Adepten, dann als notorischen Junggesellen mit einer Vorliebe für Pudel. Schopenhauer, der im Sexus ein gegenüber den Individuen gleichgültiges Individuationsprinzip so trostlos walten sah wie keiner vor ihm - womit nun vermag er nach de Botton zu trösten? "Wenn die Liebe uns im Stich gelassen hat, ist es tröstlich zu hören, daß Glücklichsein nie Teil des Plans war."

Das freilich muß man sich, dies weiß auch de Botton, mit jener autosuggestiven Flehentlichkeit vorsagen, mit der Nietzsche sein "Schopenhauer hilf" geflüstert hat, um den Militärdienst zu überstehen. Nietzsche wird unter der lapidaren Überschrift "Trost bei Schwierigkeiten" vorgestellt. Das macht Sinn, weil Nietzsche fast alle schwierigen Seins- und Daseinsfragen der abendländischen Philosophie in sehr persönlicher Weise auf sich genommen hat. Von ihm lernen heißt, Schwierigkeiten zu Herausforderungen umzuwerten, ohne dabei zu vergessen, daß aller Trost des Umwertens stets nur ein selbstgespendeter sein kann.

Alain de Botton liest seine Philosophen als exemplarische Leser ihrer Vorgänger. So begegnet Nietzsche als jemand, der Montaigne schätzte, der seinerseits von Seneca angetan war. Die zitatenreichen Rückbezüge verklammern geschickt die Kapitel und schließen sie überdies zu einer philosophiegeschichtlichen Einführung in nuce zusammen. Die angenehm unangestrengte Stoffvermittlung wird durch kleinformatige kunstgeschichtliche Abbildungen, historische und zeitgenössische Photographien sowie graphische Illustrationen aufgelockert.

Er habe sich auf dem Weg zur Cafeteria des Metropolitan Museum of Art befunden, um dort eine von ihm heißgeliebte, amerikanische Schokomilchsorte zu trinken, berichtet de Botton, als er zufällig auf das Gemälde "Der Tod des Sokrates" von Jacques-Louis David gestoßen sei. Die Bilder, die er dem unterlegt, zeigen einmal das Gemälde, dann die Schokomilch. Das so Kombinierte verknüpft in postmoderner Verspieltheit kulturelle und persönliche Geschichte sowie antike und moderne Motive und gibt dergestalt zu verstehen, daß es sich für Philosophen heutigentags denn doch vergleichsweise süß leben und philosophieren läßt.

Alain de Botton: "Trost der Philosophie". Eine Gebrauchsanweisung. Aus dem Englischen von Silvia Morawetz. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2001. 320 S., Abb., geb., 39,90 DM.

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