Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Helga Köhler Johannes Gerson, Theologe und Kanzler der Universität Paris, hatte auf dem Konstanzer Konzil (1414-18) maßgeblich zur Beendigung des 'Großen abendländischen Schismas' beigetragen. Trotz dieses Erfolges endete das Konzil für ihn enttäuschend: Die Reform der Kirche war nicht in Angriff genommen worden, ebensowenig wurde, was Gerson zu betreiben versucht hatte, die These vom erlaubten Tyrannenmord, die zur Rechtfertigung eines politischen Mordes dienen sollte, vom Konzil verurteilt. Eine Rückkehr nach Frankreich war für Gerson unmöglich. Im Exil in Bayern entstand 1418 sein Dialog vom "Trost der Theologie", den er nach dem spätantiken Vorbild von Boethius' "Trost der Philosophie" als Wechsel von Prosa und Gedichten gestaltete, und im selben Jahr auch der "Apologetische Dialog". Beide Schriften zusammen geben Einblick in die Gedankenwelt ihres Autors und seine Selbstreflexion sowie in die Konzilsgeschichte. Die Erstübersetzung ist geeignet, anhand eines hervorragenden literarischen Zeugnisses einen zentralen Aspekt der gemeinsamen Geschichte der christlichen Konfessionen zu beleuchten. Helga Köhler war nach dem Studium der Klassischen Philologie in Heidelberg in verschiedenen wissenschaftlichen Projekten tätig und ist Lehrbeauftragte an der Abteilung "Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit" des Historischen Seminars der Universität Heidelberg.