Slowenien ist Gastland der Frankfurter Buchmesse und es ist nicht nur literarisch ein enorm reiches und spannendes kleines Land. Slowenien ist auch ein zeitgeschichtlich bewegter Teil Europas, insbesondere in der Mitte und zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Slowenische Partisaninnen kämpften
an der Seite ihrer Brüder gegen Deutsche, Italienische, Österreichische und nationalistische…mehrSlowenien ist Gastland der Frankfurter Buchmesse und es ist nicht nur literarisch ein enorm reiches und spannendes kleines Land. Slowenien ist auch ein zeitgeschichtlich bewegter Teil Europas, insbesondere in der Mitte und zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Slowenische Partisaninnen kämpften an der Seite ihrer Brüder gegen Deutsche, Italienische, Österreichische und nationalistische politische Kräfte Südosteuropas einen harten, meist stark überzeugten Kampf und fanden sich mit der Gründung Jugoslawiens auf der Siegerseite Titos wieder. Die 2013 verstorbene Lyrikerin, Journalistin und Friedensaktivistin Maruša Krese ist die Tochter eines dieser Partisanenpaare.
Sie wählte in ihrem einzigen Roman, den sie an ihren Lebensende vollendete, einen dokumentarischen Stil. »Trotz Alledem« zeichnet die Zeit der Kämpfe im zweiten Weltkrieg vor der Staatsgründung detailreich in Multiperspektivität und erschafft so ein Bild einer Mentalität des Glaubens und Schweigens, der Härte und Autorität, dem angstgeleiteten zur Schau stellen der furchtlosen Flucht nach vorn. Nach der Staatsgründung Jugoslawiens verfestigt sich die Härte, der Dienst an der Sache, der Privilegien mit sich bringt und Opfer. Sehr schmal der Grat zum Fall, denn auch Goli Otok, der Verfolgung von nicht Linientreuen gibt »Trotz Alledem« Raum, ebenso wie dem Ende Jugoslawiens und ihrer Generation der Partisanenkinder, die im Glauben Jugoslawiens aufwuchsen, rebellierten, die schweigende Strenge ihrer Eltern nicht guthießen und sie in sich aufsogen, ohne es zu wollen.
Es ist eine Dringlichkeit in diesem rohen Zeitzeugnis zu spüren, der Wunsch die Eltern(generation) und das Erbe des eigenen Kampfgeistes, des nicht Redens und der scheinbar furchtlosen Härte zu sich selbst zu verstehen. Liebe, Freiheit und Zärtlichkeit treten hinter der Sache zurück und bahnen sich trotz alledem durch die schweisame, Härte betonende Mentalität ihren Raum.
Ilma Rakusa und Kreses Sohn Jakob fügen der fragmentarischen und mit recherchierten Informationen voll gefüllten Nachzeichnung des Weges ihrer Eltern(Generation) eine Nachzeichnung der Person Maruša Krese hinzu, eine energiereiche, sich immer wieder in die Sache stellende friedenspolitisch sehr aktive Frau, die nicht ruhen konnte und nicht schweigen wollte zu dem Weltgeschehen, sich selbst gegenüber aber mit einer kompromisslosen Härte begegnete. Lesenswert, wenn ich auch nicht sicher bin, ob es Kontextwissen voraussetzt.