Zurück in ihre Vergangenheit nämlich aus Berlin in ein kleines Dorf in Niedersachsen, kehrt die Malerin Barbara, nachdem sie die Nachricht erhalten hat, dass ihr Vater im Sterben liegt. Ihr Vater, mit dem sie seit Jahren kaum Kontakt hatte. Mit dabei: ihr Sohn Tore. Beide sind selbst gerade dabei,
sich umzuorientieren, nachdem Barbaras Lebensgefährte und Tores Vater Holger ihnen den Rücken…mehrZurück in ihre Vergangenheit nämlich aus Berlin in ein kleines Dorf in Niedersachsen, kehrt die Malerin Barbara, nachdem sie die Nachricht erhalten hat, dass ihr Vater im Sterben liegt. Ihr Vater, mit dem sie seit Jahren kaum Kontakt hatte. Mit dabei: ihr Sohn Tore. Beide sind selbst gerade dabei, sich umzuorientieren, nachdem Barbaras Lebensgefährte und Tores Vater Holger ihnen den Rücken gekehrt hat - eigentlich ja nur Barbara, aber seine neue, viel jüngere Freundin beschäftigt ihn so, dass er kaum Zeit für seinen Sohn findet.
Natürlich soll dies nur ein Aufenthalt für kurze, für sehr kurze Zeit sein, denn nichts will Barbara weniger, als in den engen Mief des Dorfes zurückzukehren. Doch immerhin erwartet sie dort eine Freundin, nämlich Karen, der sie seit ihrer Kindheit verbunden ist und die ihr auch eine große Stütze ist.
Mit der Rückkehr verbunden ist ein Wiedersehen mit Bruder Kristian, einem Tierarzt, mit dem der Kontakt aus vielerlei Gründen auch kaum noch vorhanden ist. Aber warum hat Kristian den Vater noch nicht im Krankenhaus besucht? Und was hat es mit seiner Arbeit auf sich? Er hat nämlich nicht, wie es auf dem Land ja durchaus sinnvoll wäre, eine eigene Praxis, sondern arbeitet als Angestellter beim lokalen Großunternehmer Lüken, der seine Nase in alle, aber wirklich alle Geschicke des Dorfes steckt.
Die Geschichte wird sowohl aus Barbaras als auch aus Tores Sicht geschildert und nach und nach wird deutlich, dass auch Barbara ihrem Sohn so einiges über die Familie vorenthalten hat und dass es wahre Abgründe sind, denen sie und damit auch ihr Sohn sich stellen müssen. Tore geht mit der Unerschrockenheit eines Teenagers daran, die Sache von hinten aufzurollen. Und droht dabei unter die Räder zu geraten, denn die Verbindungen und Seilschaften umfassen weit mehr als seine eigene Famlie...
Mechthild Lanfermann knüpft mit ihrem Spannungsroman und erstem Stand-Alone in der Hinsicht an ihre Krimireihe mit Protagonistin Emma Vonderwehr an, dass auch hier das Darstellen von Mißständen sowohl familiärer als auch gesellschaftlicher Art ein großes Anliegen ist. Wer Spannung liebt und dabei nicht auf sinnvolle, auf anspruchsvolle Weise transportierte Gesellschaftskritik verzichten möchte, der sollte bei diesem Buch zugreifen.
Ein eindrucksvoller Roman, wenn ich im direkten Vergleich auch die Emma-Vonderwehr-Reihe bevorzuge. Zu fern war mir hier oft das Handeln der Protagonistin, auch einige Entwicklungen konnte ich nicht so ganz nachvollziehen. Doch das ist Kritik auf sehr hohem Niveau und mag andere Leser, die dieses Buch anders wahrnehmen und die Autorin möglicherweise noch nicht kennen, gar nicht betreffen. Auf jeden Fall ist es fesselnd geschrieben und wer in seiner Lektüre gern Spannung mit Anspruch verbindet, ist hier definitiv an der richtigen Adresse!